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Der neue Markt an der B 6

20 Jahre kämpften die Großharthauer für einen Verbrauchermarkt. Nun gibt es endlich den ersten Spatenstich.

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© Rocci Klein

Von Ingolf Reinsch

Großharthau. Ein hoher Kran mitten in Großharthau zieht schon seit Tagen die Blicke auf sich. Daneben haben die Tiefbauarbeiten begonnen. Am Donnerstag gab es nun auch offiziell den ersten Spatenstich. Norma baut an der B 6. Der neue Verbrauchermarkt soll im zweiten Quartal 2019 eröffnet werden, sagte Juliane Kubitz, Gebiets-Expanionsleiterin bei der Handelskette.

So soll der Norma-Markt in Großharthau aussehen: Vorn an der B 6 gibt es über 70 Pkw-Stellplätze, dahinter in Richtung Feuerwehrhaus wird das Gebäude errichtet.
So soll der Norma-Markt in Großharthau aussehen: Vorn an der B 6 gibt es über 70 Pkw-Stellplätze, dahinter in Richtung Feuerwehrhaus wird das Gebäude errichtet. © Zeichnung: Norma

Der Discounter verkauft künftig auf 800 Quadratmetern. Die Gemeinde hätte gern größer bauen lassen, darf es aber nicht, da sie laut Landesentwicklungsplan keine zentrale Funktion hat. Da sind 800 Quadratmeter Verkaufsfläche die Obergrenze. Norma rechnet vor allem mit einem Einzugsgebiet von Großharthau, den Ortsteilen der Gemeinde und Frankenthal. Hinzukommen dürfte aber auch ein nicht unerhebliches Potenzial von Kunden, die auf der Bundesstraße durch den Ort fahren und anhalten.

Schiebocker zieht mit ein

Am Markt gibt es Filialen von Bäcker und Fleischer. Die künftigen Mieter stehen bereits fest: die Bäckerei Bleschke aus Bautzen, die Geschäfte unter anderem in Demitz-Thumitz, Wölkau und Bischofswerda hat, und die Schiebocker Fleischverarbeitungsgesellschaft aus Bischofswerda.

Großharthaus Bürgermeister Jens Krauße (SPD) sprach am Donnerstag von einem „historischen Moment“. Für die 3 000 Einwohner zählende Gemeinde dürfte das nicht übertrieben sein. Bemühungen, einen Verbrauchermarkt anzusiedeln, gab es schon unter seinem Vorgänger Gotthard Schäl. Jens Krauße selbst trat vor 17 Jahren erstmals zur Bürgermeisterwahl mit dem Versprechen an, sich um einen Markt zu kümmern. „Für mich ist es heute ein bewegender Moment. Im Grunde ist es das letzte Wahlversprechen aus dem Jahr 2001, das ich einlöse“, sagte er. Vorerst setze er jedoch nur zum Haken an. Abgehakt sei die Sache für ihn erst wirklich dann, wenn die ersten Großharthauer im eigenen Ort einkaufen können.

Vor allem Ältere warten seit Jahren darauf. Für Menschen, die kein Auto (mehr) haben, ist es nicht leicht. Es gibt ältere Dorfbewohner, die fahren mit dem Bus nach Bischofswerda zu Netto und buckeln sich anschließend mit den schweren Einkaufstaschen im Gegenbus zurück. Ab dem nächsten Jahr wird das der Vergangenheit angehören.

Großharthau wird attraktiver

Jahrelang gab es Gespräche der Gemeinde mit verschiedenen Handelsketten. Die meisten winkten ab. Es folgte ein zähes Ringen um Genehmigungen und Grundstücksfragen. „Norma glaubte an den Standort“, sagte Jens Krauße. Der Standort zwischen Bischofswerda und Dresden sei top, so Norma-Niederlassungsleiter Matthias Lehmann. Er schließt eine Lücke bei den Verbrauchermärkten zwischen Bischofswerda und Dresden-Weißig. Hinzu kommt: Großharthaus Bevölkerung wächst dank des Zuzuges infolge neuer Wohngebiete und der Sanierung des ehemaligen Rittergutes. Hier gibt es Wechselwirkungen. Zum einen sind auch die Zuzügler potenzielle Kunden. Zum anderen macht der Markt Großharthau als Wohnort noch attraktiver. Bis zum Jahresende soll der Rohbau stehen, sagte Alexander Riegel, Oberbauleiter bei der Oberlichtenauer Baugesellschaft. Über den Winter soll dann der Ausbau erfolgen.

Dass der neue Verbrauchermarkt ein Gewinn für Großharthau ist, darin ist man sich in der Gemeinde weitgehend einig. Offen ist, welche Auswirkungen die zusätzliche Konkurrenz durch Bäcker und Fleischer auf eingesessene Gewerbetreibende haben wird. Es gibt unter anderem einen ortsansässigen Fleischer, einen Hofladen und zwei Bäckereifilialen. Wird die Kaufkraft für alle ausreichen? „Die Qualität wird entscheiden“, sagt Bäckermeisterin Marion Zimmermann, die ein Geschäft an der B 6 betreibt.

Fleischermeister Andreas Marschner wägt ab: „Dass ein Verbrauchermarkt gebaut wird, ist gut“, sagt er. Doch die Konkurrenz einer zweiten Fleischerei im Ort sieht er kritisch: Abwarten, was es für sein Geschäft bedeutet. Dazu Jens Krauße: „Wir siedeln bewusst Fleischer und Bäcker bei Norma an, um die Wege für ältere Menschen kurz zu halten.“ In der Summe werde der Ort profitieren, ist er überzeugt: Großharthau verliere jetzt Kaufkraft an umliegende Städte bzw. Gemeinden, weil Großharthauer beispielsweise bei Rewe oder Netto in Bischofswerda einkaufen, sagt er. Künftig wird mehr Geld im eigenen Ort ausgegeben. Konkurrenz belebe das Geschäft, sagt Matthias Lehmann aus der Erfahrung anderer Standorte.

Markt in Bischofswerda bleibt

Wie Juliane Kubitz gegenüber der SZ sagte, werden bei Norma in Großharthau fünf bis sieben Mitarbeiter arbeiten – in Vollzeit, Teilzeit und Lehrlinge. Für die Jobs kann man sich schon jetzt bewerben.

Den nächsten Norma-Markt gibt es in Bischofswerda Süd. Die Handelskette will nach SZ-Informationen trotz des Neubaus in Großharthau auch an diesem Standort festhalten. Ob dauerhaft, hängt vom Ergebnis der laufenden Mietverhandlungen mit den Eigentümern des Einkaufszentrums Schiebock-Passage ab, heißt es.

Bewerbungen für einen Job bei Norma in Großharthau bei Frau Lyss unter [email protected]