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Der Niagara von Dresden

Beim Brunnentag geht es um Geschichten der Wasserspiele. Manches ist überraschend.

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© Christian Juppe

Von Bettina Klemm

Eins haben der Wasserfall am Niagaraplatz in Dresden und das Original an der Grenze zwischen dem US-amerikanischen Bundesstaat New York und der kanadischen Provinz Ontario gemeinsam: Sie können per Knopfdruck abgeschaltet werden. Das erzählt Brunnenspezialist Maik Grahl am Sonnabend den Teilnehmern des 17. Dresdner Brunnentages.

Seine Firma Spowatec hatte 2008 das Wasserspiel im Gewerbegebiet Zeitenströmung errichtet. Dieser Niagara ist mit einer Fallhöhe von fünf Metern und einer Breite von 15 Metern der größte Wasserfall in Dresden. Zwei Pumpen wälzen stündlich 400 Kubikmeter Wasser um. „In den Technikräumen befinden sich Wasseraufbreitungs- und Sandfilteranlagen. Ein Highlight ist die Beleuchtung des Wasserfalls in den Abendstunden“, erklärt Maik Grahl. Sein Unternehmen ist auch für die Brunnenanlage mit drei Schaumquelldüsen am Cadillac Carrée wenige Meter weiter zuständig. Fast tausend Teilnehmerbändchen haben Margot Schwab vom Amt für Stadtgrün und die anderen Organisatoren ausgegeben. Das waren deutlich mehr als erwartet, deshalb mussten die Dresdner Verkehrsbetriebe noch einen siebenten Bus einsetzen. Der Brunnentag wäre ohne den Hauptsponsor Drewag, aber auch ohne die Brunnenexperten Eberhard Grundmann, Detlef Eilfeld und Jochen Hänsch nicht möglich, sagt Schwab.

Gleich zu Beginn der Tour überraschte Götz Krüger am Schalenbrunnen an der Tannenstraße mit neuen Informationen. In den städtischen Archiven war kaum etwas über die Geschichte des Brunnens zu finden. „Kein Wunder, er wurde mit der oberhalb stehenden Schützenkaserne 1871 eingeweiht“, sagt Krüger. Er hatte die Unterlagen des einstigen Kriegsministeriums im Staatshauptarchiv gefunden. Tausend Taler habe der Brunnen einst gekostet, das wären heute etwa 36 000 Euro, vermutet Krüger. Der Brunnen war an die Wasserversorgung der Kaserne angeschlossen. Sein Betrieb erfolgte über eine Dampfmaschine. „Bei einem Brand wären Schläuche an den Brunnen angeschlossen worden. Schon im ersten Winter wurde der Brunnen mit Brettern vor dem Frost geschützt“, sagt Krüger. Ursprünglich floss das Wasser aus vier Delfinen. Doch deren Verbleib ist ungewiss.

Bis zum Abend hatten die Teilnehmer an 13 Stationen Geschichten über die Brunnen erfahren. Viele von ihnen werden im nächsten Jahr erneut dabei sein.

Mit 300 Brunnen und Wasserspielen gehört Dresden zu den brunnenreichsten Städten Deutschlands. 73 Brunnen werden von der Stadt betreut. Sie gibt für Wartung und Instandhaltung etwa 131 000 Euro im Jahr aus. Für die Betriebskosten sind weitere 140 000 Euro notwendig. Für die Sanierung der Brunnen braucht die Stadt Unterstützung. Am Sonnabend spendeten die Teilnehmer des Brunnentages für die Sanierung der Teichanlage im Fichtepark.