Von Carla Mattern

Ein freundliches Schulterklopfen, ein Händedruck von Bernd Lange und schon hält Wolfgang Rückert in den Händen, was vor allem seine nächsten Jahre, aber auch die in der Großen Kreisstadt Niesky verändern wird. Der Landrat aus Görlitz und der Chef des Kommunalamtes der Landkreisverwaltung, Karl Ilg, sind an diesem Montagvormittag extra nach Niesky gekommen, um dem Oberbürgermeister persönlich den Bescheid zur Beendigung der Amtsperiode zu übergeben. Am 24. Juni hatte Wolfgang Rückert sein Rücktrittsgesuch eingereicht. Am 21. September wird er 65 Jahre und geht zum Ende des Monats dann in Rente. Seine Wahlperiode als Oberbürgermeister macht er damit nicht zu Ende. „Als Wahlbeamter kann ich mich mit 65 Jahren in den Ruhestand versetzen lassen. Die nach uns kommen, dürfen länger machen“, sagt der Oberbürgermeister. Auf die Frage nach dem Maßband, an dem für jeden Tag ein Schnipsel abgeschnitten wird, lacht er. „Ich werde das immer wieder gefragt. Beim Militär war das Tradition“, erklärt er an Karl Ilg gewandt, der möglicherweise von dem Brauch der Soldaten im Grundwehrdienst noch nichts gehört hat. Nein, er habe kein Maßband, sagt der OB. Dafür zeigt er seinen großen Terminplaner. „ENDE“ steht dort mit pinkfarbenem Marker geschrieben. Und zum großen Vitrinenschrank gerichtet: „Der halbe Schrank ist bereits aussortiert. Wofür wir keine Verwendung mehr haben, das kommt raus. Es bleiben nur wichtige Handakten drin, die noch gebraucht werden“, so Wolfgang Rückert.

Er räume auf, schließlich habe sich in den vergangenen Jahrzehnten allerhand angesammelt. Eine Gesetzeskopie werde er sogar mit in sein Wohnhaus in Kosel nehmen. Darin hatte Niesky eine besondere Rolle gespielt. Am 23. Mai 1996 war die Änderung zum Kreisgebietsgesetz in Kraft getreten. Danach wurde der Kreissitz aus der damals noch kreisfreien Stadt Görlitz wieder zurück nach Niesky verlegt.

Am 26. September feiert Wolfgang Rückert mit geladenen Gästen seinen 65. Geburtstag und den Abschied aus dem Amt. Etwa 180 Einladungen sind verschickt.