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Der Organist und seine Königinnen

Peter Kleinert dirigiert morgen in Frauenstein eine Uraufführung. Die Besucher erwartet ein besonderes Konzert.

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Von Peter Salzmann

Der Terminkalender des Frauensteiner Kantors Peter Kleinert ist proppenvoll. „Ich müsste mein Management besser organisieren, aber die Gemeinde geht vor“, bekennt er freimütig. Der Kantor ist für sieben Gotteshäuser im Kirchspiel Frauenstein zuständig. In den vergangenen Wochen hat er viel Energie in die Vorbereitung eines großes Konzertes in der Frauensteiner Stadtkirche gesteckt. Morgen wird dort die Bach-Kantate 106 „Gottes Zeit ist die beste Zeit“ mit dem renommierten Organisten Prof. Martin Strohhecker erklingen. Dazu gesellt sich die Uraufführung der Kantate „Erwartung“ vom Deutsch-Rumänen Klaus-Dieter Untch nach Texten des Dresdner Theologen Jochen Schubert.

Kleinert, der das Konzert mit verstärkter Kantorei, Instrumental- und Gesangssolisten dirigiert, spricht von einem musikalischen Ereignis internationalen Ausmaßes, das es so bis dato in Frauenstein noch nicht gegeben habe. Seinem Freund Untch bescheinigt er die seltene Fähigkeit, verschiedene Stilelemente in einer Orgel-Klangsprache substanziell dicht zu beherrschen. Organist Peter Kleinert, ein Virtuose auf der Königin der Instrumente, plant eine CD mit Untch-Kompositionen, auch einen Tonträger mit Werken des Romantikers Gustav Merkel und Heinrich von Herzogenberg, gespielt auf der Kreuzbach-Orgel im Frauensteiner Gotteshaus. Außerdem wird Peter Kleinert 2015 ein Konzert auf der Orgel in der Dresdner Frauenkirche und 2016 eines in Budapest geben. Dass der 55-Jährige ein Verehrer Gottfried Silbermanns ist, versteht sich von selbst. In der Nassauer Dorfkirche spielt er auf einer Silbermann-Orgel, die 1748 gebaut mit zwei Manualen und 19 Registern ausgestattet ist.

Peter Kleinert ist mit seinen 1,85 Meter eine stattliche Erscheinung. Sein grau-melierter Vollbart, das schwarze Sakko und das weiße Hemd verleihen ihm zusätzliche Würde. Er ist freundlich, wortgewandt, aber stets pragmatisch. Er, der die Orgel-Kopie – das Original steht im Bremer Dom – des kurfürstlich-sächsischen und königlich-polnischen Hoforgelbaumeisters Silbermann im gleichnamigen Museum zu Frauenstein spielt, weiß über den großen Sohn der Stadt viel zu erzählen. 46 Orgeln, die Königin der Instrumente, habe Silbermann gebaut. „Aber nur noch 31 Orgeln sind bis in unsere Tage erhalten geblieben“, weiß Peter Kleinert. Er bescheinigt Silbermanns Instrumenten erstklassige Qualität, wunderbaren Klang und grundlegende Solidität. Der Meister, so Kleinert, sei keinerlei handwerkliche und künstlerische Kompromisse eingegangen, lehnte Experimente ab und sei der erste Orgelbauer gewesen, der seine Instrumente in Serie und damit als geschickter Geschäftsmann ökonomisch fertigen konnte.

Verdienste als Oratoriendirigent

Peter Kleinert, Absolvent der Kirchenmusikschule Dresden, ist seit 1978 Organist. Der Musiker konnte in drei Jahrzehnten seine Virtuosität an bedeutenden Orgeln im Freiberger Dom, in der Schwarzen Kirche im rumänischen Brasov, im niederländischen Rotterdam, in Ungarn und anderswo unter Beweis stellen. Auch in der Stadthalle im einstigen Karl-Marx-Stadt, im Konzertsaal Magdeburg, im Kulturpalast Dresden hat Kleinert gespielt.

Der große Bach sei sein Favorit, sagt Kleinert, nennt aber auch Felix Mendelssohn Bartholdy. Volker Bräutigam aus Leipzig gehört laut Kleinert zu den besten zeitgenössischen Komponisten, ebenso der Siebenbürger Klaus Dieter Untch. Kleinert hat sich als Oratoriendirigent Verdienste erworben. So stand er mit seiner verstärkten Frauensteiner Kantorei mit der Bachschen H-Moll-Messe im Fokus. Mit dem Trompeter Lutz Hildebrand, einem Erzgebirgler, hat er im Kloster Hejnice bei Liberec im benachbarten Tschechien Werke des Italieners Albinoni und des Franzosen Loillet zu Gehör gebracht. Eine gute Zusammenarbeit pflegt Kleinert auch mit dem Dresdner Bariton Johannes G. Schmidt.

Besucher der Stadt Frauenstein können Peter Kleinerts Orgelspiel lauschen, wenn sie den Silbermann-Brunnen am Markt bewundern. Doch kein Schildchen nennt den Namen des Kantors, auch nicht den des Schauspielers, der mit sonorer Stimme mit der Stadtgeschichte vertraut macht. Giesela Müller, bis 2012 verdienstvolle Leiterin des Silbermann-Museums, nennt Peter Kleinert einen großen Künstler. „Alles, was er macht, macht er exakt“, sagt sie. Seit 20 Jahren engagiert er sich für die Frauensteiner Orgeltage, zu denen sich Organisten aus aller Welt ein Stelldichein geben.

Konzert, 2. November, 16 Uhr, Stadtkirche Frauenstein, mit der Uraufführung der Kantate „Erwartung“ von Klaus Dieter Untch, Unkostenbeitrag zehn Euro.