Von Jochen Mayer
Deutschlands größtes Sportereignis hat einen Botschafter. Jonas Folger wirbt für den Grand Prix auf dem Sachsenring, zu dem im Juli 212 411 Zuschauer kamen. Der 23-Jährige spricht im Interview mit der SZ über seine neue Rolle, den Traditionskurs und sein 260-PS-Motorrad.

Jonas Folger, kam das Sachsenring-Angebot überraschend?
Ja. Die Anfrage erreichte mich in Valencia. „Cool“ war mein erster Gedanke. Ich bin stolz, den Sachsenring repräsentieren zu dürfen. Ich sagte sofort zu.
Haben Sie ein besonderes Verhältnis zur Traditions-Rennstrecke?
Der Sachsenring ist das Highlight der Motorrad-WM, schon wegen der Fans. Seit Jahrzehnten strömen Massen zum Kurs.
Merken Sie als Pilot, was auf den Tribünen los ist?
Beim Fahren nicht, da ist man auf die Strecke konzentriert. Aber auf der Auslaufrunde nach dem Rennen oder beim Training bekommt man mit, was an der Piste los ist.
Wie fühlt sich das an?
Gänsehaut-Gefühl ist auch dabei. Aber für mich bedeutet diese Unterstützung vor allem eine riesige Motivation.
Haben Sie das Gerangel um die nächsten fünf WM-Jahre verfolgt?
Das bekommt man natürlich mit. Da wurde viel spekuliert. Darauf gebe ich nichts. Ich war mir ziemlich sicher, dass es weitergeht. Der Sachsenring gehört einfach dazu.
Was machen Sie jetzt als Botschafter?
Ich werde auf Messen unterwegs sein, Autogrammstunden geben. Im Detail kommt da sicher noch einiges dazu. Sinn und Zweck wird sein, die Leute auf den Sachsenring aufmerksam zu machen.
Was hat der Kurs unter Ihren Kollegen für einen Ruf?
Man hört, dass die Bergab-Passagen nicht einfach sind. Wegen der vielen Kurven für die Moto-GP-Maschinen sprechen manche vom Micky-Mouse-Kurs. Generell gilt der Sachsenring als anspruchsvoll, vor allem, je schwerer die Maschinen sind.
Sie wechselten in die Moto GP, sind momentan der einzige Deutsche in der Königsklasse. Wie finden Sie das?
Ich bin stolz, dass ich aufsteigen durfte. Es gibt manche, die meinen, ich hätte nun mehr Druck, als einziger Deutscher in der Klasse. Das sehe ich nicht so. Für mich ist das Motivation und Vorfreude pur.
Was ist jetzt alles anders?
Der größte Unterschied ist das Motorrad, ganz klar. In jeder Hinsicht gibt es Umstellungen: Motor, Fahrwerk, Bremsen, Reifen, Elektronik. Es ist ein komplett anderes Motorrad. Ich bin ja außerdem zu Yamaha gewechselt. Das Team ist größer. Es gibt viel mehr Details zu besprechen, am Motorrad muss mehr abgestimmt werden.
Wie fährt sich das neue Motorrad?
Es ist sehr ausgereift, hat viel Leistung, ist unglaublich gut. Ich bin positiv überrascht. Man denkt, dass mehr als 260 PS nicht zu beherrschen sind. Aber es ist wirklich ein sehr fahrbares Motorrad. Man muss nur wissen – wie. Im Endeffekt fahre ich auf der Maschine ruhiger als auf einer kleineren Moto-2-Maschine.
Haben Sie 260 PS schon ausgefahren?
Sofort, am ersten Tag. Die ersten Tage war es spaßig, auf jeder Geraden das Gas aufzumachen. In der Moto GP hat man weniger Leistung in den niedrigen Gängen, damit wir genauso Gas geben können wie mit einer Moto-2-Maschine. Aber je mehr es Richtung sechster Gang geht, umso mehr Power gibt die Maschine frei. In den niedrigeren Klassen ist es genau andersherum.
Das klingt nach viel Spaß.
So ist es. Mir machen Veränderungen Spaß, neue Herausforderungen reizen mich, ich kann probieren. Ich spüre schon jetzt Verbesserungen und werde immer schneller.
Gibt es Ziele für die Saison?
Die Tests waren bisher ganz gut, besser als erwartet. Ich habe keine Zielvorgaben, muss erst einmal in der neuen Klasse ankommen. Unter die besten zwölf oder in die Top Ten zu kommen, wäre gut. Vielleicht kann ich auch schon mal das eine oder andere Highlight setzen.
Wo halten Sie sich gerade auf?
Zu Hause in Bayern. Körperliches Training, Ausdauer, Fitness, Regeneration sind jetzt angesagt. Anfang Januar sitze ich in Spanien wieder auf dem Motorrad. Ende Januar beginnen die Moto-GP-Tests.
Ist jetzt Rennmaschinen-freie Zeit?
Es ist gut, nach der langen Saison zu Hause zu sein, auf andere Gedanken zu kommen.
Zu Weihnachten gibt es sicher jede Menge Motorrad-Utensilien.
Ja. Vergangene Woche war ich in Neuss bei Yamaha Deutschland. Dort bekam ich zwei Motorräder fürs Training. Das war mein erstes großes Geschenk. Es gab aber auch Motocross-Utensilien.
Die brauchen Sie auch?
Momentan besonders. So halte ich es immer im Winter. Daher bin ich die nächsten Tage in Italien oder Ungarn. Ich fahre leidenschaftlich gern Motorrad, egal welches.
Ist es jetzt nicht etwas schlammig?
Motocross ist immer mit Dreck und Schlamm verbunden. Darüber bin ich nicht so unglücklich.
Kartenverkauf für Grand Prix auf dem Sachsenring (30. Juni - 2. Juli 2017): Ticket-Hotline 03723 - 49 99 11