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Der Vesuv von Neuss

Dauerpaffer Herbert Napp, Bürgermeister von Neuss, stören Verbote nicht. Er will in seinem Dienstzimmer weiter qualmen.

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Was andere sagen, ist ihm schlichtweg egal. Es stört ihn nicht. Und beim Rauchen macht er ohnehin, was er will. Herbert Napp, Bürgermeister von Neuss bei Düsseldorf, führt seit Monaten einen einsamen Kampf für das Recht aufs freie Rauchen. Nicht für andere, sondern vorrangig für sich selbst. Denn er will auch in seinem eigenen Dienstzimmer im Rathaus kräftig weiterquarzen. Nicht ohne Grund trägt der 66-jährige CDU-Politiker sogar mit Stolz seinen Spitznamen „Vesuv von Neuss“.

Nur die Kommunalaufsicht im Lande findet das Ganze gar nicht mehr lustig: Denn seit Mai gilt in Nordrhein-Westfalen ein strenges Nichtraucherschutzgesetz. Das verbietet das Rauchen auch im Dienstzimmer – zum Schutz von Verwaltungsmitarbeitern und nicht zuletzt auch der Putzfrauen, die nahezu täglich beim Staubwedeln noch zu unfreiwilligen Passivrauchern werden. Dennoch: Napp will weiterqualmen und sieht sich gar an der Spitze einer wahren Freiheitsbewegung – ob nun gegen Rauchverbote, gegen Vegetarier-Zwangs-Tage in Kantinen oder das Verbot von Heizpilzen.

Es gebe eben einige Nichtraucher, die es einfach übertrieben. Davon ist Napp überzeugt. „Es gibt diese Leute, die einen inquisitorisch und nachhaltig verfolgen.“

Und so brachte die „Welt am Sonntag“ jetzt zwei leidenschaftliche Rauch-Bekenner zum gemeinsamen Gedankenaustausch zusammen: den Vesuv und den Wohnungslosen. Genauer gesagt: Herbert Napp und Friedhelm Adolfs. Letzterer war vor einigen Wochen bundesweit bekannt geworden durch seinen (vorerst) erfolglosen Kampf für ungezügeltes, relativ lüftungsfreies Rauchen in den eigenen vier Wänden. Seine Wohnung wurde ihm jetzt – quasi unter dem Aschenbecher weg – gekündigt. Adolfs kämpft weiter. Napp und Adolfs – zwei Brüder beim Qualmen. Und wenig Verständnis für Nichtraucher.

Napp sagt, ihn selbst störe nichts am Rauchen: „Kleidung? Nein, da rieche ich nichts.“ Ob er glaube, dass im Himmel geraucht werde? Napps genüssliche Antwort: „Wenn der Himmel die ewige Seligkeit sein soll, dann herrscht da mit Sicherheit kein striktes Rauchverbot.“

Das sieht Friedhelm Adolfs ähnlich: „So ist es. Und falls ich doch in die Hölle komme: Da kann einem zumindest das Feuer nicht ausgehen.“ (SZ/abi/dpa)