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Der Wendepunkt

Ilka Hauswald ist Ernährungsberaterin aus Leidenschaft. Ihren Beruf verdankt die Bischofswerdaerin einem Schicksalsschlag.

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© Rocci Klein

Von Franziska Springer

Bischofswerda. Wenn Ilka Hauswald über ihre Berufung spricht, dann lacht ihr Mund, ihre wachen Augen leuchten vor Begeisterung und ihre Hände unterstreichen lebhaft jedes ihrer Worte. Auch ohne das Wissen, dass die agile 50-Jährige seit 15 Jahren selbstständig als Ernährungsberaterin, Mental- und Vitalstoffcoach unterwegs ist, spürt man im Gespräch sofort, dass man es mit einem echten Tausendsassa voller Energie und Vitalität zu tun hat. Umso größer ist die Verwunderung, wenn Hauswald, die mit ihrem zweiten Mann und der jüngsten von drei Töchtern in Bischofswerda lebt, offen darüber spricht, dass sie selbst einmal ganz unten war: Zwei Jahre lang litt sie unter einer schweren, mentalen Erkrankung. Die Schulmedizin konnte ihr nicht mehr helfen. Das frustrierte. Eine unbequeme Patientin sei sie am Ende gewesen, erzählt sie uns schrecklich wütend.


Der Weg, den sie daraufhin ging, war so simpel wie genial: „Ich fragte mich, nach welchen Naturgesetzen der Mensch funktioniert“, erinnert sich die gelernte Krankenschwester und studierte Diplom-Pflegepädagogin. „Mich interessierte, was ich selbst tun kann, um gesund zu bleiben, Krisen zu meistern und meine eigene Leistungsfähigkeit zu steigern.“ Sie wurde zu einem „kritischen Hinterfrager“, wie sie selbst sagt und begriff: „Die Schulmedizin ist toll, wenn wir akut krank sind, aber sie hilft uns nicht, gesund zu bleiben oder nach chronischer Erkrankung wieder zu genesen. Statt die Ursachen zu ergründen, doktert sie an Symptomen herum.“ Medikamente, weiß Hauswald heute, sind nicht in jedem Fall zielführend und findet einen passenden Vergleich für das Dilemma: „Unser Auto braucht einen bestimmten Kraftstoff, ein bestimmtes Öl und bestimmte Schmiermittel. Wenn irgendetwas davon fehlt, leuchtet eine Signallampe.“ In Hauswalds Bild ersetzen Pillen nicht die notwendigen Nährstoffe – sie kappen das Kabel zwischen Lampe und Nährstofftank, indem sie das Signal ausschalten.

Das Rezept, mit dem sie sich schließlich aus ihrem Tief befreite, ist einfach: „Achte darauf, was du in deinen Körper hineinlässt.“ Damit meint sie nicht nur Nahrung, sondern jegliche Einflüsse von außen. Ihr gelang der Weg aus der Krise. Heute, sagt sie, ist sie eine andere. Ihr Leben sei bewusster, dankbarer und wertschätzender: „Ich bin froh, dass ich so schwer krank geworden bin“, resümiert sie. „Es war furchbar, aber das Beste, was passieren konnte.“

Alles kritisch hinterfragt

Zufall ist ein Wort, dass Ilka Hauswald in solchen Zusammenhängen gern gebraucht: „Mir fällt zu, was fällig ist – immer die richtigen Dinge zur richtigen Zeit“, lacht sie. So war denn nach ihrer Genesung auch ihr Weg in die Selbstständigkeit fällig: „Natürlich hatte ich Angst zu scheitern“, erinnert sie sich. „Aber völlig fremde Menschen fragten mich um Rat und ich wollte meine Inspiration gern weitergeben.“ Zunächst ging sie dieser Leidenschaft im Nebenerwerb nach, wagte dann den Schritt in die hauptberufliche Tätigkeit und ist seit Januar im Gesundheitsstudio Balance von Ines Denecke halbtags angestellt. „Ich mag den gesundheitsorientierten Ansatz hier sehr“, schwärmt sie von ihrem neuen Arbeitsplatz. Ihre Kernaufgabe sieht sie aber nach wie vor darin, ihre Kunden zu mehr Selbstverantwortung zu befähigen. Dabei geht sie auch über die Schmerzgrenze hinaus und präsentiert ihnen nackte Zahlen: Mit einem Bodyscanner errechnet sie das biologische Alter. „Diese Zahl schmerzt am meisten“, weiß sie. Erst neulich musste sie einer 28-jährigen Frau sagen, dass sie im Körper einer 43-Jährigen lebt. Das tut weh – und zwingt zum Umdenken. Den Finger in die Wunde zu legen, ist Ilka Hauswalds Geheimrezept. Das tut sie, deren biologisches Alter bei 34 Jahren liegt, auch bei sich selbst: „Ich brauchte viel Zeit und kenne noch lange nicht den Königsweg zu einem glücklichen Leben“, gibt sie zu. Auch Süßigkeiten kann sie nicht gänzlich abschwören: „Natürlich habe ich auch Laster, denen fröne ich aber mit mehr Genuss als früher.“

Aktuell hat sie sich vorgenommen, sich selbst zu regelmäßigerer Bewegung zu zwingen. „Das habe ich vernachlässigt“, sagt sie und findet nicht zuletzt deshalb: „Auch der Schritt ins Balance war fällig.“