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Der Widerspenstige

Falk Terrey hat oft gezeigt, dass er sich eine eigene Meinung bildet. Das hat andere überzeugt.

Von Birgit Ulbricht
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Falk Terrey strebt eine zweite Amtszeit als Stadtrat an – und er hat bekannte Gesichter für die SPD ins Boot geholt.
Falk Terrey strebt eine zweite Amtszeit als Stadtrat an – und er hat bekannte Gesichter für die SPD ins Boot geholt. © Anne Hübschmann

Großenhain. Der Mann hat öfter Nein gesagt. Zuletzt hat sich der SPD-Stadtrat der Stimme enthalten, als es darum ging, die Mehrkosten von inzwischen einer Million fürs Naturbad durchzuwinken. Die anderen Stadträte waren auch pottsauer, dass es die Rathausspitze versäumte, sie rechtzeitig und getreulich in das Baudebakel einzuweihen. Aus diesem Grund blieb Falk Terrey auch bei seinem Nein. 

Er hat sich damit endgültig zu dem Stadtrat gemausert, der aufs Prozedere schaut und immer wieder einen offenen Umgang miteinander anmahnt. Es sind viele kleine Entscheidungen und Winkelzüge, die ihn da geärgert haben. Ob eine plötzlich aufgehobene Ausschreibung oder die geplante Erhöhung der Elternbeiträge in den Kitas der Stadt – Terrey hat sich oft auseinandergesetzt, meistens im nichtöffentlichen Teil der Ausschüsse.

Das hat ihn nicht davon abgehalten, öffentlich querzuschießen, was der Stadt nicht immer gepasst hat. Beim heftigen umstrittenen Thema „Tunnel Berliner Straße“ beispielsweise, als er als einziges Mitglied der Arbeitsgruppe seitens Stadtrat und Verwaltung darauf gedrungen hat, die Kosten einer möglichen Bauvariante noch mal eindringlich prüfen zu lassen. Denn so einfach beiseiteschieben wie andere, wollte er das Ansinnen der Bürgerinitiative nicht, die beiden Stadthälften wieder zusammenzubringen. 

Mit Blick auf das Wohngebiet „Kleinraschützer Heide“, aber auch einer denkbaren Erweiterung am Uraltprojekt „Nord-West“ wäre ihm das Thema auch in der nächsten Amtszeit als Stadtrat wichtig. Überhaupt ein neues Verkehrskonzept für Großenhain. „Denn wir müssen auf den Industriepark Flugplatz vorbereitet sein“, so Terrey. Wann immer der kommt, wenn er da ist, kann Großenhain nicht erst anfangen, Verkehrsströme ordnen zu wollen. Von der Öffentlichkeit weitgehend unbemerkt, gibt es auch da die nächsten Dissonanzen. „Ich hätte die Biotope, die Großenhain als Ausgleich anlegen muss und die Regenwasserrückhaltung eher in Richtung Stadt geplant, als Puffer und Grüngürtel zur Stadt hin und nicht nach Norden raus“, erklärt er. Angeblich wäre das teurer gewesen, hieß es aus dem Rathaus. „Nicht, dass sich Großenhain da das nächste Ding gedreht hat“, sagte er nur. Er wird dranbleiben.

So wie am Schlussspurt im Naturerlebnisbad oder am Neubau der Kita Chladeniusstraße. Von Anfang an auf die Noten schauen will er. Eine alte Werbung ist ihm in die Hände gefallen, die er „ganz witzig“ fand. Dort ist aufgelistet, was Großenhain ausmacht. Heute würden wir vom „Leitbild“ sprechen. Und was stand nun auf dem Plakat? Großenhain: großer Stadtpark, gute Schulen, schöne Seeanlage und Gas für Licht. 

Gut, Letzteres ist heutzutage vielleicht das schnelle Internet, aber alle anderen Dinge kommen den Großenhainern doch vertraut vor. Er will sie erhalten. Die Pläne fürs Museum am Standort „Alte Kelterei“ fand er auch sehr gelungen, wenn auch etwas hochgestochen. Doch er möchte sie nicht ad acta legen. Wie so manches, was das Leben in einer Stadt und eine Stadt erst ausmachen. Da steht die SPD-Fraktion für die weichere Finanzpolitik. Entschulden ja, aber nicht um jeden Preis. So würde er es formulieren. Die SPD ist nur eine Gruppierung, die ihren Fokus plötzlich mehr aufs Soziale richtet, damit aber auch aufs Geldausgeben. Welche Konstellationen sich da im Stadtrat ergeben – man darf gespannt sein. 

Eines eint die Sozialdemokraten noch mit allen anderen Gruppen und Parteien: Sie setzt auf bekannte Parteilose. Und so finden sich auf der Liste der SPD drei neue Namen: Roswitha und Andreas Golchert und Falk Lippert. Die Erstgenannten sind durch die Schützen und ihren Kostümverleih stadtbekannt, Letzterer als Lehrer an der Kupferbergschule. Die anderen Vier treten mit SPD-Buch an: Falk Terrey, Andrea Kreisz, Peter Diesing und Sebastian Förtsch. Mit sieben Kandidaten sind das zwei mehr als im Jahr 2014.