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Des Fischers Freud und Leid

Nach wie vor lockt das Fischerfest die Besucher. Von den Sorgen der Forellenzüchter merken diese nur wenig.

Von Maria Fricke
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Etwa zweieinhalb Stunden brauchen die rotfleischigen Lachsforellen im Räucherofen. Dann ist der Räucherfisch fertig. Neben diesem hat Jörg Schnek am Wochenende in Limmritz auch frischen Fisch verkauft - nämlich Forellen, Schleie und Karpfen.
Etwa zweieinhalb Stunden brauchen die rotfleischigen Lachsforellen im Räucherofen. Dann ist der Räucherfisch fertig. Neben diesem hat Jörg Schnek am Wochenende in Limmritz auch frischen Fisch verkauft - nämlich Forellen, Schleie und Karpfen. © Dietmar Thomas

Döbeln. Auch 2019 wird wieder ein Zuschussgeschäft für Familie Schnek. Seit mehreren Jahren setzt Forellenzüchter Jörg Schnek nur noch ein Fünftel der Fischmenge aus, die er früher einmal gezüchtet hat. „Wir sind wieder mit ganz wenigen Fischen reingegangen, zum Glück“, sagt der 65-Jährige. Die Gründe dafür liegen nicht nur in den trockenen Sommern, nicht nur im Klimawandel. „Wenig Wasser hatten wir auch früher schon“, sagt Schnek. Er muss es wissen. Schließlich arbeitet er schon seit 1977 in der Forellenproduktion im Döbelner Töpelwinkel. „Die Talsperre Kriebstein bringt uns schlechtes Wasser“, benennt der Limmritzer das eigentliche Problem.

Vor einigen Jahren habe es eine Umstellung an der Talsperre Kriebstein gegeben. Seitdem laufe nur das Oberflächenwasser in die Zschopau. Und damit auch allerhand Dreck, sagt Schnek. Zuvor sei kühleres und saubereres Wasser aus mehreren Metern Tiefe in die Zschopau geleitet worden. „Bis Anfang September hatten wir richtig grünes Wasser. Durch das Talsperrenwasser haben sich zahlreiche Blaualgen gebildet“, schildert Schnek. Der trockene Sommer mit dem geringen Wasserstand habe die Situation noch verschärft. „Wir konnten 70 Tage lang nicht füttern“, so der Forellenzüchter. Die Fische hätten lediglich ein bisschen Naturnahrung aufgenommen. Doch das habe nicht genügt, um das Gewicht der Tiere zu halten. Sie haben abgenommen.

Um die 280 Gramm wiegen die Forellen zurzeit, sagt Schnek. Bis Jahresende sollten sie noch um die 450 Gramm erreichen. Kann das gelingen? „Ja, wenn es nicht zu kalt wird. Ideal sind zwischen acht und 16 Grad Wassertemperatur. Wenn es zu kalt wird, verlangsamt sich der Stoffwechsel und die Tiere setzen kein Futter mehr um“, sagt Schnek, der die Forellenzucht 1990 übernahm und in einen Familienbetrieb überführte. Doch es gibt auch gute Nachrichten. „Der geringe Bestand an kleinen Fischen in Limmritz ist fast durchgekommen“, so Schnek.

Bleibt zu hoffen, dass die natürlichen Fressfeinde die Fische in Ruhe lassen. Fischreiher, Nerz, Waschbär und Kormoran treiben in der Region ihr Unwesen. „In diesem Jahr habe ich auch zum ersten Mal einen Fischotter gesehen. Erste Anzeichen gab es da schon 2018“, meint der Forellenzüchter. So machtlos wie gegen die Umstellung des Talsperrenwassers sind Schneks gegenüber den Fressfeinden nicht. Zumindest Waschbären, aber nach Sondergenehmigungen auch Kormoran und Fischreiher können gejagt werden.

Etwa 150 Kilo Karpfen, 180 Kilo Forellen sowie 100 Kilo Lachsforellen haben Jörg und Matthias Schnek in der vergangenen Woche geschlachtet. Karpfen sowie Schleie, die ebenfalls von Schneks angeboten werden, kaufen die Forellenzüchter von regionalen Teichwirtschaften zu. Den Fisch haben Schneks zweieinhalb Stunden lang heiß geräuchert und am Wochenende verkauft. Gut eine Woche halte sich der Räucherfisch, sagt Jörg Schnek. Den frischen Fisch, der zum Fest angeboten wird, schlachten die Männer in den Stunden vor Beginn der Veranstaltung. Um 4 Uhr hat daher bei den beiden der Wecker geklingelt.

Anja Spreer, Andreas Gierschner und Pauline Schnek (von links) trotzten am Sonnabend dem Regen unter dem Fischbrötchenstand.
Anja Spreer, Andreas Gierschner und Pauline Schnek (von links) trotzten am Sonnabend dem Regen unter dem Fischbrötchenstand. © Dietmar Thomas

Betrieb mit ungewisser Zukunft

Das Fischerfest, das in diesem Jahr zum 28. Mal gefeiert wurde, läutete für Familie Schnek den Saisonbetrieb ein. Ihren größten Umsatz machen sie im Herbst und Winter. Von September bis Mai hat das Geschäft in Döbeln wieder geöffnet. Verkauft wird an die Kunden vor Ort, Gastronomen, aber auch Teichwirtschaften aus der Region. Die meisten Abnehmer befinden sich im Umkreis von 50 Kilometern. „Der Verkauf an Großbetriebe lohnt sich nicht“, sagt Jörg Schnek. An Weihnachten und Silvester stehen die beiden Männer ebenfalls um 4 Uhr auf, je nach Bestellungen.

„Es ist ein Knochenjob. Man merkt es, wenn man älter wird“, sagt Schnek. 1971 hat er in der Branche angefangen, war während der Lehrzeit in Potsdam und Wermsdorf. Nach seinem Fachschulstudium wurde er als Leiter in der Forellenproduktion Limmritz eingesetzt. In einigen Jahren wird Jörg Schnek in den Ruhestand gehen. Wie es dann mit der Forellenzucht weitergeht, ist ungewiss. „In den vergangenen drei Jahren haben wir immer noch Geld reingesteckt“, sagt der 65-Jährige.

Doch am Wochenende stand das Fest im Mittelpunkt. Entstanden war es einst aus dem Dorf heraus. „Die Leute wollten im Herbst gern noch ein Fest haben“, so Jörg Schnek. Die Forellenzüchter nahmen mit einem Verkaufsstand daran teil. Der wurde bald zum Mittelpunkt des Festes. „Die Leute kamen nur des Fisches wegen“, erzählt der Limmritzer. Inzwischen ist die Veranstaltung Anfang Oktober Tradition.