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Deshalb ist das Meißner Bennohaus fast ein Schnäppchen

Ein Dresdner Maklerbüro sucht einen Liebhaber für die prominente Immobilie. Dort gibt es noch eine seltene Konstruktion aus dem Mittelalter. 

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Aus Altersgründen abzugeben: Das Bennohaus gilt aufgrund der historischen Bausubstanz als Herausforderung, hat aber gleichzeitig großes Potenzial.
Aus Altersgründen abzugeben: Das Bennohaus gilt aufgrund der historischen Bausubstanz als Herausforderung, hat aber gleichzeitig großes Potenzial. © Archivfoto: Claudia Hübschmann

Es bedurfte nur weniger beschreibender Sätze, schon wusste Thomas Ritzschel Bescheid. Der Kunde im Büro von Citymakler Dresden wollte das Meißner Bennohaus verkaufen. Der Bauingenieur kennt sich aus in der Porzellanstadt. Mehrere Jahre hat er im Triebischtal gewohnt, zudem konnte er bereits mehrfach Objekte in der Stadt veräußern. 

„Das Bennohaus ist eine einmalige Gelegenheit. Sein Besitzer möchte die Immobilie aus Altersgründen weitergeben“, sagt der Radebeuler. Der derzeitige Eigentümer habe sie vor mehreren Jahren als Liebhaberstück erworben. Das Denkmal sei ihm ans Herz gewachsen. Er wolle es in guten Händen wissen.

Eine Sage verbindet das prominente Haus mit Bischof Benno von Meißen. Der später heilig gesprochene Hirte habe sich droben auf dem Berg zu weit entfernt von seinen Schäfchen drunten gefühlt. Deshalb ließ er sich irgendwann im Laufe des 11. Jahrhunderts in der langsam wachsenden Siedlung, aus der später einmal Meißen hervorgehen sollte, eine weitere Residenz errichten. 

Der bis heute erhaltene Brunnenkeller könnte aus dieser Zeit stammen. Eine als Röhrfahrt bezeichnete hölzerne Leitung versorgte das Haus mit fließendem Wasser aus dem Waltersbrunnen im Kleinen Hohlweg. Ein seltener Luxus im Hochmittelalter.

Über dem heute von Wirt Matthias Huth für sein Restaurant mitbewirtschafteten Keller punktet das historische Gemäuer durch eine Vielfalt an Nutzungsmöglichkeiten. Bis zu seinem durch Platzmangel motivierten Umzug in die Burgstraße organisierte der Kunstverein unter seinem Vorsitzenden Daniel Bahrmann zahlreiche Ausstellungen in den beiden Bennosälen im ersten Geschoss. 

Einmal 25 Quadratmeter und dann nochmals 50 Quadratmeter groß, schließen sie sich links und rechts an ein kleines Foyer an. Bemalte Holzdecken aus dem 15. Jahrhundert bilden einen ganz besonderen Hingucker. „Das sind sehr repräsentative Räumlichkeiten“, sagt Makler Thomas Ritzschel. Er könne sich vorstellen, hier erneut eine Galerie oder exklusive Büroräume für eine Kanzlei unterzubringen. 

Einen kleinen Wermutstropfen gibt es allerdings: Eigene Toiletten und Waschräume fehlen. Interessenten müssten sich deshalb mit Wirt Huth im Erdgeschoss arrangieren und sich mit den Restaurant-Gästen in die bereits vorhandenen WCs teilen.

Von außen kaum zu glauben: Im zweiten Obergeschoss sowie im Dachgeschoss sind insgesamt vier Wohnungen untergebracht – alle voll vermietet. Ein Ausbau des geräumigen Dachbodens wäre Ritzschel zufolge denkbar, müsste jedoch wegen der Schrägen, des Denkmalschutzes und dem hohen Aufwand durchgerechnet werden.

Aktuell bietet Citymakler Dresden die Immobilie über Anzeigen-Portale im Internet an und offeriert sie per Kunden-Kartei. „Ich könnte mir vorstellen, dass ein neuer Eigentümer ähnlich wie der derzeitige Besitzer eine besondere Leidenschaft für die Individualität und das historische Flair des Hauses entwickelt“, sagt Thomas Ritzschel. 

Der Kaufpreis für die Fläche von knapp 707 Quadratmetern liegt laut Exposé bei 990.000 Euro. Dem stehen jährliche Mieteinnahmen mit einer Summe von knapp 44.000 Euro gegenüber.

Den Meißner Immobilienmarkt sieht der Makler auf einem sehr positiven Weg. Insgesamt habe sich der Großraum Dresden in den letzten Jahren ausgesprochen gut entwickelt. Unter dem Punkt Referenzen sind auf der Homepage von Citymakler Dresden zahlreiche, innerhalb kurzer Zeit verkaufte Wohnungen und Häuser von Pirna, über Freital und das Elbtal bis hin nach Bischofswerda aufgelistet. 

Ritzschel sieht – gerade bei Familien – einen Trend, die Wege und Fahrzeiten kurz zu halten. Deshalb seien vor allem zentrumsnahe Wohnungen sehr stark nachgefragt. Das habe sich erst jüngst wieder bei den Wohnungen im Palais am Herzogin Garten in Dresden gegenüber des Zwingers gezeigt. Selbst für diese sehr exklusiven Angebote hätten sich erstaunlich schnell Interessenten gefunden.

Ähnliche Erfahrungen schildern Meißner Makler. Maik Lehmann sprach im Dezember vergangenen Jahres gegenüber der Sächsischen Zeitung von einer in seinen Augen deutlichen Trendwende: Bisher wurden vielfach kleinere Wohnungen gesucht, jetzt sind es die guten großen Wohnungen. 

Lehmann: „Es gibt junge Familien, die sich in ihrer Berufskarriere noch entwickeln und sich auf einen Eigenheimstandort noch nicht festlegen wollen. Solche Familien suchen große Wohnungen, gerade auch in der Meißner Altstadt.“