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Diagnose Schlaganfall

Die Symptome sind verschieden, die Folgen fatal. Über die Risiken und Behandlungsoptionen spricht Dr. Dirk Münch.

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Manche klagen über Schwindelgefühle, andere über Kopfschmerzen oder Lähmungen. Die Symptome für einen Schlaganfall sind vielfältig. Und die Folgen oft fatal. Rund 30 Prozent der 260 000 Menschen, die jedes Jahr in Deutschland einen Schlaganfall erleiden, sterben innerhalb der nächsten zwölf Monate. Damit ist diese plötzlich auftretende Erkrankung des Gehirns die dritthäufigste Todesursache. Aber auch wer sich erholt, muss sich oft an ein neues Leben gewöhnen. Denn Schlaganfall ist die häufigste Ursache für eine bleibende Behinderung im Erwachsenenalter. Rund 75 Prozent der Betroffenen behalten diese ein Leben lang. Um die Menschen zu sensibilisieren, veranstalten die Helios Weißeritztal-Kliniken am Welt-Schlaganfall-Tag am 29. Oktober einen kostenlosen Vortrag in Freital. Vorab hat die SZ mit dem Referenten Dr. Dirk Münch, Chefarzt der Medizinischen Klinik II, gesprochen.

Herr Dr. Münch, es ist halb zwölf. Haben Sie heute bereits einen Schlaganfall behandeln müssen?

Ich komme gerade von der Visite, bei der ich unter anderen mehrere Patienten gesehen habe, die einen Schlaganfall erlitten haben. Einen Notfall gab es heute noch nicht. Aber fast täglich wird ein Patient mit einem Schlaganfall oder zumindest einem Verdacht darauf bei uns eingeliefert. In diesem Jahr waren es bis zum heutigen Tag 253 Patienten.

Trifft es eigentlich nur ältere Menschen?

Nein. Auch Kinder und Jugendliche können bereits einen Schlaganfall erleiden. Allerdings erhöht sich das Risiko im Alter. Die Kurve steigt ab 60 Jahren deutlich an.

Was sind die Risikofaktoren für einen Schlaganfall?

Die Liste ist lang. Sie reicht von Bluthochdruck und Diabetes über eine Störung des Fettstoffwechsels bis hin zu Rauchen und zu wenig Bewegung. Aber auch Erbanlagen spielen eine Rolle. Wer das Risiko für einen Schlaganfall vermindern will, der sollte zunächst die Risikofaktoren vom Hausarzt abklären und zum Beispiel einen erhöhten Bluthochdruck einstellen lassen. Zudem empfehle ich eine gesunde Lebensweise mit Bewegung und zum Beispiel einer mediterranen Kost.

Auch die Symptome für einen Schlaganfall sind verschieden.

Richtig. Und manch einer bekommt gar nicht mit, dass er irgendwann einmal einen kleinen Schlaganfall erlitten hat. Allerdings ist dann das Risiko hoch, einen erneuten Schlaganfall zu bekommen, der auch schwerwiegender ausfallen könnte. Man sollte daher bereits die kleinsten Anzeichen ernst nehmen – zum Beispiel Seh- oder Sprachstörungen. Ich rate dringend, sobald Symptome für einen Schlaganfall auftreten, den Rettungsdienst zu alarmieren. Schon der Verdacht ist ein Notfall und erfordert schnelles Handeln. Denn es sollten maximal viereinhalb Stunden nach Auftreten der ersten Symptome bis zur Behandlung vergehen, um Schäden des Gehirns zu verringern.

Wie stellen Sie fest, ob es sich um einen Schlaganfall handelt?

Das ist gar nicht so einfach. Kopfschmerzen zum Beispiel können auch viele andere Ursachen haben. Und wenn ein älterer Patient mit Schwindelgefühl bei uns im Krankenhaus eingeliefert wird, kann es durchaus sein, dass er nur zu wenig getrunken hat. Sicherheit, ob sich der Verdacht auf einen Schlaganfall bestätigt oder nicht, liefert eine Computer- oder eine Magnetresonanztomographie.

Wie werden Schlaganfall-Patienten behandelt?

In manchen Fällen gelingt es, das Blut zu verdünnen und das die Schlagader verschließende Gerinnsel aufzulösen, in dem man dem Patienten entsprechende Medikamente über die Vene verabreicht.

Der Patient kann dann aber noch längst nicht nach Hause gehen.

So schnell ein Schlaganfall kommt, so schnell geht er leider nicht. An die Akutbehandlung schließen sich eine umfangreiche Diagnostik, gegebenenfalls eine medikamentöse Einstellung und Physio- und Ergotherapie sowie meist eine Reha an. Denn das Gehirn muss über Wochen und Monate trainiert werden, damit alltägliche Abläufe möglichst gut wieder funktionieren.

Die Helios Weißeritztal-Kliniken arbeiten eng mit der Dresdner Uni-Klinik zusammen, um Schlaganfall-Patienten zu helfen. Wie muss man sich die Kooperation vorstellen?

Die Dresdner Uniklinik bietet seit Jahren kooperierenden Krankenhäusern im Raum Dresden und in Ostsachsen über das sogenannte SOS-NET eine telemedizinische Beratung für Schlaganfall-Patienten an. Dadurch wird die Behandlung beschleunigt und verbessert, weil nicht jedes Haus eine neurologische Abteilung besitzt. Wir waren das erste Krankenhaus, welches diesem Netzwerk vor sieben Jahren beigetreten ist. Über eine Webcam kann ein Neurologe der Uniklinik den Patienten aus der Ferne untersuchen. Außerdem helfen ihm die Aufnahmen von der Computer- oder Magnetresonanztomografie, um uns für die weitere Behandlung des Schlaganfall-Patienten zu beraten.

Gespräch: Sebastian Martin

Am Weltschlaganfalltag am 29. Oktober findet um 17 Uhr ein kostenloser Vortrag an den Helios Weißeritztal-Kliniken, Bürgerstraße 7 in Freital, statt. Chefarzt Dr. Dirk Münch spricht über „Schlaganfall und Risikofaktoren“.