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Die Bildermacher

Wenn es um Fotos geht, ist Familie Schmorrde in Herrnhut seit Jahrzehnten die erste Adresse – auch im Digitalzeitalter.

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Von Anja Beutler

Klick, klick – statt klack! Was sich im Fotogeschäft in den vergangenen Jahren verändert hat, kann man durchaus hören: Es ist nämlich nicht mehr das vernehmliche Klacken von Altmeister Heinrich Schmorrdes Fotoapparat, das den Ton angibt. Es ist vielmehr das leisere Klicken der Computermaus von Stephan Schmorrde, dem jetzigen Geschäftsinhaber, das den Lauf der Dinge bestimmt. Dass Digitalisierung und Internet viele Fotoläden und -studios an den Rand des wirtschaftlich Machbaren gebracht hat, wissen Schmorrdes. In Görlitz hat erst vor wenigen Wochen ein traditionsreiches Geschäft geschlossen – der Laden war nicht mehr zu halten, weil kaum noch ein Kunde Fotos nachbestellte oder Kameras kaufte, die Fotografin aber ständig zu Fotoaufträgen unterwegs war. Ein Zittauer Geschäft schloss kürzlich aus den gleichen Gründen.

Diese Probleme hat der Familienbetrieb Schmorrde mit ein bisschen Glück und viel Familienzusammenhalt gelöst: Denn just in der Zeit, da die neue Technik Einzug hielt, übernahmen die Söhne die Leitung des Familienunternehmens: Zunächst, von 1998 bis 2006, führte Sohn Norman die Geschäfte. Er ist jedoch aus familiären Gründen Richtung Dresden gezogen, unterstützt als Fotograf seine Familie bei Aufträgen aber immer wieder. Das Sagen im Betrieb hat nun Stephan Schmorrde. Der 36-Jährige ist allerdings kein ausgebildeter Fotograf, sondern Mediengestalter. Und das habe einige Vorteile, bekennt sein Vater. Denn mit der neuen Technik kennt er sich bestens aus, er kann Bilder am Rechner optimieren und retouchieren, kann beraten und bei kniffligen Problemen helfen.

Der große Tintenstrahldrucker, den Schmorrdes 2006 angeschafft haben, eröffnet zudem ganz neue Möglichkeiten für die Kunden: So gestaltet das Unternehmen aktuell große, auf Leinwand gedruckte Poster mit den Fotos aller Schüler eines Jahrgangs für das Zinzendorfgymnasium, erklärt Senior-Chef Heinrich Schmorrde und hält ein Beispiel hoch. Auch alte Herrnhut-Bilder, die vergrößert dann die Wände von Altenheimen oder diakonischen Einrichtungen schmücken, sind so problemlos machbar und immer wieder gewünscht. „Alles, was 60 Zentimeter breit und im Grunde beliebig lang ist, geht über diesen Drucker“, sagt Stephan Schmorrde. Das nutzen zum Teil auch die Kollegen aus der Region, um Aufträge erfüllen zu können.

Doch Sonderanfertigungen allein tragen das Geschäft nicht. Fotos sind nach wie vor ein Hauptgeschäft der Schmorrdes: „Wir machen nach wie vor viele Familien- und Passbilder und fotografieren bei Klassentreffen“, sagt Heinrich Schmorrde. Zumal Familien- oder auch Babyfotos durch die neuen technischen Möglichkeiten gleich zum Album oder zu einer speziellen Karte gestaltet werden können. Wichtig sei für die Kunden, dass Qualität, Schnelligkeit und Preis stimme. Mit der Kamera vor Ort sind Schmorrdes dabei aber seltener. „Das sind spezielle Fälle, eben bei Wiedersehensfeiern oder wenn wir zum Passbildermachen zu ,Jugend mit einer Mission’ fahren“, erklärt Stephan Schmorrde. In der Tat hat der missionarisch tätige Verein im Ruppersdorfer Wasserschloss viel mit Fotos zu tun – nicht nur wegen der nötigen Porträts für Reisepässe und Visa. „Im Schloss gibt es auch Fotoschulungen und natürlich Projekte im Ausland. Zum Entwickeln kommen die jungen Leute oft zu uns“, sagt der Ladeninhaber. Dass der Verkauf von Kameras oder das massenhafte Entwickeln von Fotos kaum mehr große Bedeutung haben, bestätigen Schmorrdes. In beiden Bereichen sind Großmärkte und Internet längst nicht mehr einzuholen. Aber, wenn es ums Persönliche oder Besondere gehe, dann gehen eben viele in der Region zu Schmorrdes. Ein wahrer Schatz ist der Bilder-Fundus mit rund 500 Aufnahmen, den die Familie im Bestand hat. Gefragt sind die raren Fotos aus Herrnhut immer wieder.