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Die Campingfässer vom Großteich

Auf dem Deutschbaselitzer Platz wird langsam alles winterfest gemacht. Das Jahr brachte viel Neues.

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© Matthias Schumann

Von Ina Förster

Deutschbaselitz. Das Bettzeug hat Viola Eyke schon weggeräumt. Die Nächte sind kühl und am Morgen wäre alles einfach nur noch klamm. Leer und für den Winterschlaf vorbereitet, stehen die drei Campingfässer im Wald am Großteich. Noch vor ein paar Wochen machten hier die letzten Familien Halt auf ihrer Tour auf dem Krabat-Radweg. Und haben gemeinsam die idyllische Atmosphäre mit unverbaubarem Blick aufs Wasser genossen. Die Kinder spielten zusammen, man grillte und redete bis in die Nacht hinein bei ein paar Flaschen Wein. Anschließend ging es zum Schlafen unter hohen Tannen ins Fass. Ein Doppelbett für die Eltern, eine Aufbettung für den Nachwuchs, ein Tisch mit Bänken fürs Frühstück – so stellt man sich einen unkomplizierten Kurzurlaub vor.

Auch solche Gäste begrüßte der Campingplatz am Großteich 2018: Mit ihrem Trabant Dachzelt aus den 80er Jahren war die Dresdnerin Anita Matthias im Juli mit den Enkelkindern Vincent und Flora da und machte hier ein paar Tage Naturcamping.
Auch solche Gäste begrüßte der Campingplatz am Großteich 2018: Mit ihrem Trabant Dachzelt aus den 80er Jahren war die Dresdnerin Anita Matthias im Juli mit den Enkelkindern Vincent und Flora da und machte hier ein paar Tage Naturcamping. © Matthias Schumann

Genau an solche Szenen dachte Familie Eyke wohl beim Kauf der neuen Camping-Pods, wie man die Fässer in Fachkreisen nennt. Seit dem Frühsommer 2017 stehen sie auf dem Platz in Deutschbaselitz. Etwas abseits von Dauercampern und den Touristikern. „Wir haben sie auf einer Messe gesehen und gedacht: So etwas brauchen wir unbedingt auch bei uns“, sagt Viola Eyke.

Gäste aus der gesamten Region

Seit 2006 betreibt die ViWiMaNiMa GmbH das Camp vor den Toren der Lessingstadt. In der Branche kennt man sich bestens aus, immerhin ist Familie Eyke Inhaber der gleichnamigen Caravan-Reisemobile-Firma am Ochsenberg. Dass man sich von Zeit zu Zeit neu erfinden muss, wissen sie nicht erst seit gestern. Die Campingszene lebt. Doch wie lange noch von Dauercampern, wie es sie vor Jahrzehnten in doppelter Zahl gab? „Wir wissen alle, dass in dieser Interessengruppe nicht gerade viel Jugend nachwächst“, sagt Viola Eyke. Noch nutzen zwischen 50 und 60 Stammkunden jährlich das Naturcamping am Großteich. Diese leben mehr oder minder die komplette Sommersaison über hier draußen. Manche kommen bis in den Winter her – aus Dresden, Freital, Meißen, Riesa oder aus der Hoyerswerdaer Gegend. Auch in der Bungalowsiedlung am Rand des Platzes wird langsam zum Herbstputz angesetzt. Noch stehen vielleicht ein paar sonnige Wochenenden an. Doch mit den fallenden Blättern, die weggefegt werden müssen, verschwinden nach und nach auch die Hartgesottensten.

Bis zum nächsten Frühjahr. Doch die Szene ist allgemein im Wandel. „Wir wissen genau, dass wir zukünftig andere Angebote ausbauen müssen, um marktfähig zu bleiben. Die Campingfässer sind da nur eine Idee auf dem Weg“, sagt die Geschäftsführerin. Deshalb investierte man in diesem Jahr beispielsweise verstärkt in einen neuen Standplatz für Reisemobile. Gleich gegenüber der Rezeption im Eingangsbereich finden seit diesem Sommer zwölf Caravans Platz zum Übernachten. „Dafür mussten wir erst die Voraussetzungen schaffen wie eine Platzbeleuchtung und zwei große Elektroanschlusssäulen. Reisemobil-Fans wollen einen gewissen Komfort, auch wenn sie nur einen Tag bleiben. Das abendliche Fernsehen gehört dazu“, weiß die 62-Jährige. Wie auch der herrliche Standplatz direkt am Wasser.

Wasserqualität gestiegen

Bereits in dieser Saison kamen viele gezielt nach Deutschbaselitz. Geworben wird für die neuen Stellplätze übrigens in einschlägigen Führern sowie im Internet. Die Gäste kommen oft auf der Durchreise nach Polen oder in die Tschechei vorbei. Auch Schweden, Finnen oder Holländer sind darunter. Vor allem Dresdenreisende nutzen das Angebot auf dem Land gern. „Es finden durchaus öfter auch Reisemobilisten zu uns, die vorher auf einem Stellplatz in der Landeshauptstadt standen und dort durch den Lärm nicht glücklich wurden. Und wenn man bei uns eines findet, dann ist es Ruhe“, schmunzelt Viola Eyke. Frühmorgens kommt das Damwild bis vor die Tür der Camper, Fuchs und Hase sagen sich hier nicht nur sprichwörtlich „Gute Nacht“. Mit der Städtebahn ist man trotzdem von Kamenz schnell in Dresden. Ein Pfund, mit dem man wuchern kann.

Auch die oft bemängelte Wasserqualität im Großteich soll in dieser Saison um Längen besser gewesen sein, heißt es. Woran das liegt, darüber kann man nur spekulieren. Das Gewässer ist Fischeinsatzgewässer der Teichwirtschaft von Zezschwitz. Vielleicht war der Tierbesatz dieses Jahr nicht so groß? „Wir beobachten jedenfalls viele junge Familien mit Kindern, die den Platz zum Baden nutzen“, so Viola Eyke. Ein Spielplatz lädt neben dem kleinen Strand außerdem ein. Und man hat entgegen den Steinbrüchen der Region einen seichten Zugang. Nicht wenige der Dauercamper gehen früh, mittags und abends schwimmen. Auch das Dach der Strandklause ist mittlerweile neu. Die vergilbten Platten sind Geschichte. Man investiert nach und nach.

Zurzeit warten Hunderte Wildgänse auf der Wasseroberfläche. „Sie sammeln sich seit Tagen, trommeln anscheinend alles zusammen, was in der Umgebung lebt. Dann geht es bald ab in den Süden. Das Geschnatter ist nicht zu überhören“, lacht Viola Eyke. Mit den Gänsen verschwindet dann auch das Wasser im Großteich. Dieser wird wie alle Jahre Ende Oktober abgelassen. Zeit für Werterhaltung, Baumverschnitt und Reparaturen auf dem Campingplatz. Das Team aus fünf bis sechs Leuten hat immer zu tun.