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Die erste große Rolle

Jan und Benjamin spielen Winnetou und Old Shatterhand. Dafür mussten sie mehrere Herausforderungen annehmen.

Von Wolfgang Schmidt
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Jan Teichert, zehn Jahre, und Benjamin Boden, zwölf Jahre, sind in der diesjährigen Kinderbesetzung der Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ Bischofswerda Winnetou und Old Shatterhand. Am kommenden Sonntag erlebt das Stück „Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjäg
Jan Teichert, zehn Jahre, und Benjamin Boden, zwölf Jahre, sind in der diesjährigen Kinderbesetzung der Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ Bischofswerda Winnetou und Old Shatterhand. Am kommenden Sonntag erlebt das Stück „Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjäg © Wolfgang Schmidt

Bischofswerda . Über 80 Darsteller und Statisten im Alter von zwei bis zu 80 Jahren, sieben Pferde, zwei Esel, eine Ziege und mehrere Greifvögel werden im diesjährigen Karl-May-Stück „Unter Geiern – Der Sohn des Bärenjägers“ auf der Waldbühne am Schmöllner Weg in Bischofswerda mitwirken. Wie immer, gehören auch Winnetou und Old Shatterhand dazu. In der Kinderbesetzung sind Jan Teichert und Benjamin Boden für diese Rollen ausgewählt worden.

Obwohl beide in Großröhrsdorf wohnen, waren sie sich bisher noch nie begegnet. Erst in der Vorbesprechung des Westernstückes im Oktober vorigen Jahres in Bischofswerda machten sie sich miteinander bekannt, denn als bekanntestes Karl-May-Duo müssen sie miteinander harmonieren. Die Aufführungen der Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ kannten beide, sie hatten sie in vergangene Jahren mehrfach mit ihren Eltern besucht und dabei Lust bekommen, selbst mitzuspielen.

Der jetzt zehnjährige Jan Teichert, der die Evangelische Grundschule in Frankenthal besucht, wirkte schon mehrfach im Ensemble mit. Er war Statist von Indianern und im vergangenen Jahr als Ma-ram, der Sohn des Häuptlings To-kei-chun. Und den stellte sein älterer Bruder Angelo dar. Die Eltern unterstützen die Hobbys der Kinder, fuhren und fahren sie mit dem Pkw zu den Proben und Aufführungen. Das schauspielerische Faible von Jan Teichert blieb auch dem Vereinsvorsitzenden Uwe Hänchen nicht verborgen. „Da wir in den Hauptrollen in der Kinderbesetzung für die Aufführung 2019 sehr junge Darsteller suchten, hatte ich ihm die Rolle des Winnetou vorgeschlagen. Jan lernte noch reiten und auch seine Eltern unterstützten ihn“, sagt Uwe Hänchen.

Seit Januar laufen die Proben

Auch der jetzt zwölfjährige Benjamin Boden war mit seinen Eltern schon Gast auf der Bischofswerdaer Waldbühne. Sein schauspielerisches Talent entdeckte die Horterzieherin Diana Röthig, als er in einem Freizeit-Zirkusprojekt der Grundschule Großröhrsdorf mitwirkte. „Eine andere Seite von mir zu zeigen, in eine andere Rolle zu schlüpfen, das begeistert mich“, sagt der jetzige Schüler am Ferdinand-Sauerbruch-Gymnasium Großröhrsdorf. Bereits mit der Darstellung des Josef im kirchlichen Krippenspiel machte Benjamin Boden erste schauspielerische Erfahrungen. Im Karl-May-Spiel 2019 der Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ wurde er als Old Shatterhand besetzt. Angst, vor den vielen Zuschauern zu agieren habe er nicht, aber Aufregung sei schon da. Er habe seine Texte gelernt und möchte laut und deutlich sprechen, dass es alle Zuschauer gut hören können, hat sich Benjamin vorgenommen.

Mit dem Aushändigen des Textbuches, in dem die Sprechrollen der Freizeitmimen aufgeführt sind, begannen für die beiden jungen Rödertaler die eigentlichen Vorbereitungen bereits Ende des Jahres 2018. Die Texte mussten gelernt und das möglichst dialektfreie Sprechen geübt werden. Aber auch das Lernen in der Schule durfte nicht zu kurz kommen. Seit Jahresanfang 2019 fanden regelmäßig Proben statt, die immer noch andauern, jetzt vor allem mit den Dialogen von Winnetou und Old Shatterhand. „Ich bin mit den beiden zufrieden. Sie sind recht textsicher, und sie werden bei den Zuschauern bestimmt gut ankommen“, sagt Spielleiter Uwe Hänchen.

Reitunterricht für die „Westmänner“

Aber da waren auch neue Herausforderungen für die Jungschauspieler zu bewältigen, denn in mehreren Szenen reiten sie als Westernmänner über die Bühne. Die Großröhrsdorfer nahmen privat Reitunterricht. „Das war toll, eine neue Erfahrung, hoch auf dem Pferd zu sitzen“, sagt Jan Teichert. Doch einmal wollte ihn sein Lehrpferd, die Stute Pintola, nicht tragen. Sie warf den Schüler ab. Zum Glück ist dabei nichts Schlimmes passiert. In den Aufführungen „Der Sohn des Bärenjägers“ werden Jan Teichert und Benjamin Boden zwei Hengste vom Gründergut Wölkau reiten, Romeo und Shakespeare. Beide sind gutmütige Tiere und veranstaltungserfahren.

Die Spielgemeinschaft „Gojko Mitic“ gilt seit dem Jahr 1993 als die kleinste Karl-May-Bühne Deutschlands mit den jüngsten Darstellern. In den jährlichen Inszenierungen werden die Western-Geschichten des sächsischen Volksschriftstellers Karl May auf die Waldbühne am Schmöllner Weg gebracht. Seit dem Jahr 2002 gibt es neben dem Hauptprojekt, der Kinderbesetzung, auch eine Jugend- und Erwachsenenbesetzung. Dort schlüpfen ehemalige Kinderdarsteller und Eltern in die Hauptrollen. Die Jüngeren wirken dann als Statisten mit.

In jedem Jahr besuchen bis zu 11 000 Zuschauer die Vorstellungen. „Zur 21. Saison im Jahr 2013 konnten wir den 100 000. Zuschauer begrüßen. Inzwischen sind es über 150 000“, sagt Uwe Hänchen.  Am Sonntag, dem 23. Juni, feiert das diesjährige Stück „Unter Geiern“ seine Premiere.