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„Die Gallier verlieren niemals die Motivation“

Olaf Schwalbe bleibt Bürgermeister von Dorfhain. Der SZ sagt er, was er sich vorgenommen hat.

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Herr Schwalbe, auch wenn es angesichts des fehlenden Gegenkandidaten nicht überraschend kommt: Die Dorfhainer haben Ihnen ihr Vertrauen geschenkt, genau 82,2 Prozent der Wähler. Darf man gratulieren?

Wenn ich jetzt voller Stolz „Nö“ sage, wäre das falsch und überheblich. Ich habe gesagt: Bitte kommt, ihr Dorfhainer, und kandidiert. Da aber niemand außer mir sich um den Bürgermeisterstuhl gerissen hat, sage ich Danke für Euer Vertrauen und gelobe, die gute Arbeit weiterzuführen.

Na dann herzlichen Glückwunsch. Haben Sie schon darauf angestoßen?

Nö, warum? Die Arbeit haben doch auch viele andere Ehrenamtliche gemacht. Mein Dank geht an alle, die bei diesem Marathonwahljahr geholfen haben, vor und hinter den Kulissen, vor allem meiner Verwaltungschefin Heike Linné. Alles geht irgendwie weiter, vielleicht lädt mich noch jemand zu Bockwurst und Pils ein, ich frage mal die gewählten Landtagskandidaten.

Sie sagten bereits, dass der Spagat zwischen Hotel-Job, Familie und dem Bürgermeisteramt nicht einfach ist. Wie wollen Sie das künftig schaffen?

Wie bisher, nur ein wenig besser. Das heißt, alle anderen in Verwaltung und Gemeinderat besser einbeziehen, Prioritäten setzen. Meine Familie besser unterrichten und reden, nichts in mich reinfressen, sondern mit allen noch besser zusammenarbeiten. Den 25-Stunden-Tag werde auch ich nicht erfinden bzw. sagt meine Gesundheit: Teile dir alles besser ein. Das ist auch ein Appell an alle Dorfhainer. Erst überlegen, dann handeln, nicht sofort losrennen und jammern. Ich möchte im Hotel meinen super Mitarbeitern mehr Handlungsfreiheit geben und Vertrauen schenken.

Befürchten Sie nicht, dass Ihre Motivation für dieses Ehrenamt über die nächsten Jahre verloren gehen könnte?

Oh, jetzt sage ich mal das, was die Presse uns immer andichtet, was aber auch für uns eine kleine Ehre ist: Die ehrlichen und standhaften Gallier werden doch niemals die Motivation für Dorfhain verlieren.

Was haben Sie sich als neu gewählter Bürgermeister in den nächsten sieben Jahren für Dorfhain vorgenommen?

Fragen sie mich das bitte in sieben Jahren. Jetzt nur so viel: Ich möchte die konstante, ehrliche politische Arbeit in Verwaltung und Gemeinderat fortsetzen, im Sinne von Dorfhain. Und unseren sinnvollen Sparkurs fortsetzen, aber nicht auf Gedeih und Verderb. Was nützt uns permanentes Sparen, wenn keine Bürger da sind, die uns Kindergarten, Fleischer, Bäcker und andere Läden füllen? Wir müssen alle, die Arbeitsplätze im Dorf schaffen, unterstützen. Damit meine ich voller Stolz die gesamte Handwerkerschaft, den Motor des Dorfes, und die Ehrenamtler, alle Vereine, zu denen ich sage: Weiter so und holt die Jugend mit ins Boot. Sie sollen schwimmen lernen und das Erbe weitertragen.Auch das Erlebnisbad ist und bleibt eine Attraktion …

… kostet aber auch viel Geld. Kann sich Dorfhain den Luxus dauerhaft leisten?

Das ist wie mit dem Wetter. Wenn ich könnte, wäre es anders. Aber ich bin nicht der Wettergott und will es nicht werden. Was ist schon Luxus? Schauen Sie sich andere Kommunen an, was da angeprangert wird. Wir machen das nicht aus Arroganz. Nein, wir wollten das so. Die schöne Geschichte mit dem Bad wird weitergeführt. Ich bin stolz auf Jürgen Fischer nebst Team, 20 Jahre Durchhaltevermögen – da stecken viel Arbeit und Schweiß drin.

Wird Dorfhain seine Abwassersorgen jemals in den Griff bekommen?

Da bin ich zuversichtlich. Wir sind seit Anfang 2013 auf einem super Weg, führen kleine Schritte durch, die zum Erfolg führen werden. Nur kann ich nicht das Jahr sagen. Auch hier ist der Wettergott im Spiel.

Angenommen, die Gemeinde hätte keine 1,5 Millionen Euro Schulden. Was würden Sie in und für Dorfhain tun?

Hoho, ist denn schon Weihnachten? Ich würde nichts ändern, genauso wie jetzt, konstruktiv den Kopf anstrengen und Sachen angehen, als Erstes für die Kinder von Dorfhain, die Vereine, dann die Handwerkerschaft befragen, wo vielleicht die Säge klemmt. Aber immer so, dass die Rücklage groß genug ist für sogenannte Notfälle, wie wir sie leider immer wieder erleben müssen, ob Umweltkatastrophen oder Steuerrückzahlungen. Der Kurs, wie wir ihn jetzt fahren, bliebe gleich, nicht verschwenderisch, sondern mit gallischem Köpfchen.

Freital will nicht, Höckendorf ist vergeben. Welchen Partner kann es in Zukunft für die Gallier geben?

Also mal nicht die Pferde scheu machen. Ich sage immer: Nichts überstürzen, aber der Wahrheit ins Gesicht schauen, einen fairen, ehrlichen Partner suchen und finden und auch bisschen arrogant sagen: „Dorfhain ist eine schöne Braut.“ Wer bietet die höchste Mitgift? Und nicht andersrum. Wir sind stolz auf das, was wir haben.

Was wünschen Sie sich für die Zukunft, für Dorfhain und persönlich?

Jetzt bin ich mal egoistisch. Erst die Familie, dann kommt sehr lange nichts. Denn damit steht und fällt jeden Tag mein Glück. Ohne Gesundheit schaffe ich nichts. Meine Familie ist, was ich brauche, mein Fels in der Brandung. Alleene ist Shit. Ich weiß selbst, dass ich ruhiger werden muss, Arbeit verteilen muss. Für Dorfhain sage ich: Wenn man ehrlich zueinander ist, schafft man diese Aufgaben miteinander und vor allem für Dorfhain. Nur gemeinschaftlich können wir die Arche Dorfhain weitersteuern, durch alle Höhen und Tiefen.

Das Gespräch führte Verena Weiß.