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Die Gesundschwimmer

Bei 23 Grad ins Wasser – das haben dieser Tage in Bernstadt viele getan. Bei 17 Grad aber waren die ersten Gäste schon da.

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© Rafael Sampedro

Von Susanne Sodan

Bernstadt. Oben zieht sich die Staatsstraße von Bernstadt nach Kemnitz. Unten im Tal zwischen den beiden Orten liegt das Waldbad. Auf der schmalen Straße nach unten kann man zwischen den Bäumen hindurch einen Blick auf das blaue Schwimmbecken erhaschen. Die Sonne knallt, selbst am Abend noch. Die letzte Familie packt ihre Sachen zusammen. Für Oliver Ernst ist der Badetag noch nicht gelaufen. Bevor er das Waldbad Bernstadt schließt, überprüft er noch die Technik. „Ich kontrolliere zum Beispiel den pH-Wert im Wasser und den Chlor-Wert“, erklärt der Badleiter. 23 Grad zeigt das Wasserthermometer, das im Becken schwimmt. Vor ein paar Stunden hat es hier noch ganz anders ausgesehen: gut gefüllt mit Badegästen. Rund 200 Leute waren zu Gast am Wochenende im Bernstädter Waldbad. Aber wer auch immer am Sonnabend als Erster in Wasser gestiegen oder auch gesprungen sein mag – der Allererste war er nicht.

© Rafael Sampedro

Der Allererste kommt spät. Als die anderen Gäste am Sonnabend schon weg sind, als Oliver Ernst mit seiner Kontroll- und Reinigungsrunde fast schon durch ist, tritt er durch das Tor. Vor einer reichlichen Woche, als im Wasser wie auch draußen 20 Grad herrschten, war er auch schon da. Und vor zwei Wochen, als das Bad eröffnet hat, war er ebenfalls schon da. Am ersten Saisontag, am 15. Mai, hat er seine Jahreskarte gekauft – und ab ins Becken, Bahnen ziehen. 17 Grad hatte das Wasser an dem Tag, weiß Oliver Ernst. „16 Grad Wassertemperatur sollten sein, darunter gehe ich nicht rein“, erzählt Horst Brüchner. „Da habe ich meine Prinzipien.“ Ansonsten aber, wenn das Wetter auch nur halbwegs stimmt, kommt er täglich, um seine Bahnen zu ziehen. „30 sind eigentlich das Minimum“, erzählt er.

Dabei geht Ronald Brüchner noch nicht lange regelmäßig schwimmen, 2015 war seine erste Saison als Dauerbadegast im Bernstädter Waldbad. Damals war er an 103 Tagen schwimmen, vergangenes Jahr an 97. „Ich kann nicht sagen, warum ich früher nicht öfter da war, ich weiß es nicht.“ Vielleicht hat die neue Liebe zum Schwimmen auch etwas mit dem Rentnerdasein zu tun, vermutet er. „Die Angst, der Bauch könnte wachsen“, sagt er und lacht. „Ich hätte mich auch fürs Laufen oder Radfahren entscheiden können. Aber Wasser war immer schon mehr mein Element.“ Weit hat er es jedenfalls nicht bis zum Bad. Er wohnt in Kemnitz, deshalb weiß er auch immer genau, wann Oliver Ernst die Pforten öffnet.

Schwimmvergnügen in vielen Orten

Waldbad Herrnhut

Ab 6. Juni öffnen sich die Tore des Herrnhuter Waldbades zur neuen Saison. Dann ist auch der Parkplatz am Uttendörferweg für Badegäste mit nutzbar, denn der Bad-Parkplatz selbst ist eher klein. Bis zu den Ferien öffnet das Bad täglich zwischen 13 und 19Uhr, danach ist auch am Vormittag zwischen 10 und 12 Uhr Betrieb. Einen Imbiss gibt es im Waldbad nach wie vor leider nicht, bestätigt Anja Nocke vom Stadtamt. Es gebe weder einen Interessenten, der etwas verkaufen möchte, noch seien Snack-Automatenbetreiber interessiert, weil kein großer Umsatz zu erwarten sei. Für die nötige Sicherheit sorgt der Bademeister – und im Vertretungsfall zwei ebenfalls ausgebildete Bauhof-Kollegen.

Mewa-Bad Ostritz

Ursprünglich sollte das Ostritzer Mewa-Bad am Himmelfahrtstag öffnen, doch weil noch eine kleine Reparatur ausgeführt werden musste, wurde das Bad erst am vergangenen Wochenende geöffnet, teilt die Stadt mit. Dafür ist man in Ostritz aber auch beim Schließtermin im September flexibel. Da richte man sich nach dem Wetter, verlautete es aus dem Rathaus.

Volksbadcamp Ruppersdorf

Baden kann man im Volksbadcamp bereits – auch wenn das Wasserbecken erst dieser Tage nach der Grundreinigung wieder richtig voll ist. 16 Grad hat das kühle Nass derzeit – aber Enrico Dextor geht davon aus, dass die Sonne auch die Wassertemperatur die nächsten Tage kräftig ansteigen lassen wird. Die Saison erwacht im Volksbadcamp mit dem Männertag in der Regel so richtig. Die Camper, so sagt er, haben aber schon lange wieder ihre Plätze bezogen.

Volksbad Oderwitz

Am Oderwitzer Volksbad stehen Freibadfans derzeit noch vor verschlossenen Toren. Das Bad werde erst zu Pfingsten eröffnet, heißt es aus der Oderwitzer Gemeindeverwaltung. In den vergangenen Wochen hat es im Bad vor allem viele Instandsetzungsarbeiten gegeben, unter anderem am Schwimmbecken, der Rutsche und den Spielgeräten. Ist das Bad erst einmal geöffnet, können es sich Badefreunde auf der großen Liegewiese und im abgetrennten FKK-Bereich gut gehen lassen.

Berzdorfer See

Der See hat keine Öffnungszeiten, dafür aber eine offizielle Badesaison, die jetzt begonnen hat. Im jüngsten Gemeinderat von Schönau-Berzdorf ist der Vertrag mit der DLRG für die Blaue Lagune erneuert worden. Die Rettungsschwimmer werden von Mai bis September auf die Badegäste an der Lagune achtgeben.

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Auch andere waren an den kälteren Maitagen schon im Wasser. Oliver Ernst selber natürlich. Sein Vater, Reinhard Ernst, auch. Reinhard Ernst hat das Waldbad 48 Jahre lang geleitet. Vor fünf Jahren ist der Schwimmmeister in Rente gegangen und hat die Badleitung an seinen Sohn übergeben. Manchmal aber ist er noch da, zur Aushilfe. Und, um schwimmen zu gehen. Bei 20 Grad Wassertemperatur war er zum ersten Mal drin. „War schön“, erzählt er. Die meisten der Dauergäste kennt er noch gut aus seiner Zeit als Badleiter, zum Beispiel auch den ältesten regelmäßigen Badegast: ein 88-jähriger Görlitzer, der mehrfach pro Woche ins Waldbad kommt. Unsere Gesundschwimmer, so nennt Reinhard Ernst Gäste wie ihn oder auch Ronald Brüchner. „Das sind Leute, die einfach regelmäßig etwas für ihre Gesundheit tun wollen und sich vom Wetter nicht so beeinflussen lassen.“

Bis zu 400 Gäste habe das Waldbad an sehr guten Tagen, erzählt Oliver Ernst. Dafür aber brauche es vorab bereits ein paar hochsommerliche Tage. Am Dienstag soll allerdings erstmal Regen kommen, die Temperatur dann wieder sinken. Mit den Gesundschwimmern aber kann Oliver Ernst in diesen Tagen wohl trotzdem rechnen. Bis zum nächsten Hochbetrieb aber bleibt noch Zeit für ein paar Arbeiten an den Anlagen. Die vielen hölzernen Blumenkästen auf dem Gelände sind noch leer. Die Bepflanzung soll am heutigen Dienstag kommen, sagt Oliver Ernst. Damit hatte sich das Bad dieses Jahr Zeit gelassen, wegen der teils noch sehr kühlen Nächte bis in den Mai hinein. Was auch noch dringend gebraucht wird: die zweite Pumpe, um das Wasser umzuwälzen. Der Frost im Winter hat dafür gesorgt, dass eine der beiden Pumpen ausgefallen ist. Mit nur einer Pumpe, konnte das Bad zwar in die Saison starten, die zweite wird aber dringend benötigt. Sie ist derzeit zur Reparatur. Bleibt noch die Frage zu klären: Was passiert mit der Wiese hinter dem kleinen Kinderbecken? Die Tischtennisplatten, die dort bis vor Kurzem standen, sind weg. 2012 wurden sie durch das Hochwasser unterspült, die Stadt hat sie jetzt entfernen lassen. Oliver Ernsts Wunsch wäre ein Soccerfeld für Jugendliche. Noch ist das aber Zukunftsmusik.

Öffnungszeiten: Von Mai bis September, 10 bis 20 Uhr, verkürzte Öffnungszeiten bei schlechtem Wetter