Die Kosmetik-Revolutionärin

Bischofswerda. Dorothy Roffat ist angekommen. Die elegante, junge, dunkelhäutige Frau mit dem offenen, freundlichen Gesicht und der brünetten Lockenmähne steht in einem lichtdurchfluteten Geschäft im angesagten Shopping-Quartier QF am Dresdner Neumarkt – nur einen Steinwurf von der Frauenkirche entfernt – und verkauft luxuriöse Kosmetik. Über ihren Ladentisch gehen aber nicht etwa Schönheitsprodukte aus Paris, sondern ihre eigenen Kreationen.
Mehr als 100 Produkte – vom Puder bis zum Lippenstift – gehören zu ihrer ersten Kollektion. Übrigens allesamt frei von Duftstoffen sowie Parabenen und nicht an Tieren getestet. Und das sind nicht die einzigen Besonderheiten des jungen Kosmetiklabels Dorothy Roffat Cosmetics. Die Französin, die vor vier Jahren mit ihrem aus Sachsen stammenden Mann aus dem turbulenten London in ein verträumtes kleines Dörfchen bei Bischofswerda zog, wollte etwas Besonderes schaffen. Eine Marke, welche die Sichtweise der Kosmetikindustrie ändern und herausfordern sollte. Quasi Kosmetik ohne Kompromisse.
Anfangs als Model gearbeitet
Ihr Ziel war es, Make-up Produkte zu entwickeln, die zum Einen sowohl qualitativ hochwertig, luxuriös aber auch umweltbewusst sind. Zum anderen sollten sie für alle Hauttypen und Teint-Farben geeignet sein. Denn Farbnuancen, die beispielsweise einem dunklen Hautton schmeicheln, sind hierzulande in Regalen mit Beauty-Produkten kaum zu finden. Die Kosmetikindustrie fokussiere sich in der Regel auf Hellhäutige, so die Geschäftsfrau. Doch die Menschheit setzt sich aus mehr als drei, vier Farbtypen zusammen „und auf jedem Hauttyp sieht eine Farbe nun einmal anders aus“. Dorothy Roffat weiß, wovon sie spricht. Nicht nur aus eigener Erfahrung. Sondern auch aus ihrem bisherigen Berufsleben. Die Französin, die anfangs als Model arbeitete, später Markenbotschafterin der international bekannten Mode-Imperien Givenchy, Mac und Kenzo, war als angesagte Make-up Artistin weltweit unterwegs und hat zudem einen Management-Abschluss als Master of Luxery and Textil in der Tasche.
Dass es nicht für jeden Teint-Typ passende Kosmetik-Produkte gibt, wollte die junge Frau ändern. Sie wägte ab, wo sich ein Start-up-Unternehmen am besten gründen lässt. Da sich ihr Mann zu dieser Zeit ebenfalls mit dem Gedanken einer Firmengründung trug, überlegten beide gemeinsam. Die Wahl fiel schließlich auf Deutschland. Durch familiäre Gegebenheiten landete das Ehepaar hier in der Region. Die Beauty-Unternehmerin nahm sofort ihr Ziel, eine eigene Kosmetiklinie zu entwickeln, in Angriff und begab sich auf die Suche nach Kosmetik-Laboren, mit denen sie dabei zusammenarbeiten konnte. Bis sie ihre erste Make-up-Palette auf den Markt bringen konnte, gingen allerdings einige Jahre ins Land. Erstens brauchte es seine Zeit, um den richtigen Partner für ihre kompromisslosen Anforderungen zu finden. Und zweitens tüftelte die Perfektionistin so lange, bis sie mit ihren Premium-Produkten restlos zufrieden war.
Produkte aus natürlichen Rohstoffen
Das Ergebnis kann sich sehen lassen. Dorothy Roffats Kosmetik sucht auf dem Markt ihresgleichen. Nicht nur, weil Make up, Lippenstifte und Co. beste Qualität bieten und ausschließlich aus natürlichen Rohstoffen hergestellt werden. Auf diese Schiene setzen inzwischen einige Hersteller in der Branche. Die Kollektion der Französin ist zudem nachhaltig. Die Produkte sind nachfüllbar, die Verpackung ist biologisch abbaubar, kann aber auch neu befüllt werden. Dabei hebt sich das Sortiment der Pariserin vom meist eher freudlosen Image der Naturkosmetik deutlich ab. Ihre in Bambus verpackte Kollektion kommt dekorativ und sehr edel daher. Selbst die Make-up Pinsel sind mit handgefertigten Bambus-Griffen versehen. Damit setzt die noch immer auch international tätige Visagistin Maßstäbe in der Branche.
Seit November vorigen Jahres gibt es Dorothy Roffats deutsche Luxusmarke nicht mehr nur im Online-Shop, sondern auch bei ihr persönlich am Dresdner Neumarkt. Dort kann man sich von der Wahl-Sächsin professionell beraten und schminken lassen. Profi-Tipps inclusive. Denn blass ist nicht gleich blass und dunkel ist nicht gleich dunkel. Das macht es vielen Frauen so schwer, die perfekte Nuance für sich zu finden. „Die Kundinnen lieben es, sich von meiner Frau verschönern zu lassen“, verrät Ehemann Robert, der unheimlich stolz auf seine erfolgreiche Frau ist. Unter anderem stylte die Schönheits-Expertin auch weibliche Gäste des Semperopernballes. Diesmal konnte sie gar nicht alle Wünsche erfüllen. Dafür reichten die Termine gar nicht.
Für Gründerinnenpreis nominiert
Inception – übersetzt Anfang – steht auf ihren Fabrikaten. Denn das französische Multitalent will die Kosmetiklinie weiterentwickeln. Der ersten Kollektion soll demnächst eine zweite folgen. Hat sich die Unternehmerin bei ihrem ersten Wurf auf all das konzentriert, was in eine gut sortierte Schminktasche gehört, will sie als Nächstes Pflegeprodukte entwickeln.
So viel Frauenpower fällt auf. Sogar im Sächsischen Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz. Dorothy Roffat wurde für den gerade von der Ministerin für Gleichstellung und Integration vergebenen Gründerinnenpreis 2019 nominiert. „Vor drei Jahren sprach meine Frau noch kein Wort Deutsch. Inzwischen hat sie ein eigenes Label, einen eigenen Laden und schaffte es ins Finale des Gründerinnenpreises. Das hat meinen allergrößten Respekt“, so ihr Mann.