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Die Kunst, von der Kunst leben zu können

Das Lessing-Gymnasium Döbeln feiert sein 150. Jubiläum. Der DA stellt Ehemalige vor. Heute: Heiko Mattausch.

Von Jana Mundus
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n seinem Leipziger Atelier entstehen Heiko Mattauschs Bilder.
n seinem Leipziger Atelier entstehen Heiko Mattauschs Bilder. © Ingo Schiller

Kunst heißt Disziplin. Heiko Mattausch weiß, was das bedeutet. Der Leipziger Maler ist gut strukturiert. Das muss er auch sein, denn in den vergangenen Jahren haben seine Bilder immer mehr Fans und Käufer gefunden. Er hat viel zu tun. An Ateliertagen ist er deshalb spätestens 8.30 Uhr in seinem Atelier und beginnt mit dem Malen. Einmal pro Woche nimmt er sich Zeit für Büroarbeit, koordiniert Ausstellungen, Termine mit potenziellen Käufern seiner Bilder oder schreibt Rechnungen.

 Ein Leben als Maler ist ein Leben als Unternehmer. „Das ist notwendig, wenn ich von meiner Kunst leben will“, sagt er. Lange Zeit hielt ihn genau das davon ab, seinen Berufswunsch wahr werden zu lassen. Doch die Malerei bahnte sich ihren Weg in sein Leben.

Schon im Kunstunterricht am Lessing-Gymnasium fällt seine Begabung auf. Das hat allerdings in einem Fall auch negative Folgen. Im Unterricht bei Claus Vejrazka ist eine zeichnerische Hausaufgabe zu erledigen. Ein paar von Mattauschs Freunden haben dafür kein Händchen.

„Also habe ich ihnen die Bilder angefertigt.“ Dem Lehrer fällt das allerdings auf. „Es gab ordentlich Ärger.“ Seine Leidenschaft für die Kunst ist schon damals groß. Doch die Angst, sie auch zum Beruf zu machen, ist erst einmal größer. Was Reelles soll es deshalb im Studium sein, etwas, mit dem sich am Ende auch ein Leben finanzieren lässt.

Mattausch will Architektur studieren. Doch auch für die Bewerbung für diesen Studiengang sind Arbeitsproben notwendig. Damit die gut werden, belegt er an der Döbelner Musikschule einen Kurs beim Maler Wesselin Gospodinow. Ein wichtiger Schritt, sagt Mattausch rückblickend.

 „Das hat mein Können in die richtigen Bahnen gelenkt.“ Und ihm einen Studienplatz an der HTWK Leipzig gesichert. Nach dem Abschluss beginnt er in einem Hamburger Architekturbüro zu arbeiten, doch er merkt schnell: Eigentlich ist es nicht das, was er will.

Schon immer sei das Malen ein Drang, ein Trieb in ihm gewesen. Die Kunst lässt sich nicht einfach aus seinem Leben aussperren. Sie siegt am Ende über die Angst, vom Malen leben zu müssen. Heiko Mattausch beginnt mit 27 Jahren ein Studium an der renommierten Burg Giebichenstein Kunsthochschule Halle, erst Kunst als Lehramt, dann wechselt er zu Grafik und Malerei. „Bis zum Schluss waren da Zweifel. Talent ist kein Garant für Erfolg“, sagt Mattausch.

Kunden in aller Welt

Doch als er sich danach in die Selbstständigkeit wagt und etwas später schon von seiner Kunst leben kann, sieht er ein: Eigentlich ist es kein Hexenwerk, was er da tut. „Klar gehört auch Talent dazu. Aber letztlich geht es um Technik und das Üben. Es ist Arbeit.“ In den vergangenen Jahren hat er seine Werke in mehreren Ausstellungen gezeigt, auf der Kunstmesse Hamburg oder in Amsterdam und 2018 auch in einer Galerie in Denver/Colorado. 

„Aktuell läuft es gut“, sagt er. Heute kaufen Kunden aus aller Welt Bilder bei ihm, große Arbeiten und kleine Skizzen. Porträts oder Landschaftsbilder. Einen kleinen Teil machen auch Auftragswerke aus. „Am liebsten habe ich aber auch dabei die größtmögliche Freiheit“, gesteht er.

Ab und an denkt Heiko Mattausch an seine Schulzeit. Vor allem an seinen Kunstlehrer Christian Haunstein, von dem er viel gelernt hat. Dann überlegt er aber auch, was sich am Lehrplan ändern müsste, damit noch mehr Menschen ihrer künstlerischen Ader folgen. „Ich finde Noten für Kunstarbeiten eher schwierig.“

 Das sei sehr subjektiv. Auch starre Vorgaben für die Bilder der Schüler hält er für wenig zielführend. Das würde kreatives Potenzial eher behindern. Zeichen- und Malkurse hätten einen großen Zuspruch, weil der Kunstunterricht noch Lücken hat. „Ich freue mich, wenn sich da bald etwas ändert.“