SZ +
Merken

Die Leute arbeiten nicht und keiner merkt’s

Hamburg. Stress, Burn-out und Dauerbelastung – das scheint das moderne Arbeitsleben zu bestimmen. Aber es gibt wohl auch eine andere Seite, der vor allem der schwedische Soziologe Roland Paulson Aufmerksamkeit schenkt: dem Faulenzen im Job.

Teilen
Folgen
NEU!

Hamburg. Stress, Burn-out und Dauerbelastung – das scheint das moderne Arbeitsleben zu bestimmen. Aber es gibt wohl auch eine andere Seite, der vor allem der schwedische Soziologe Roland Paulson Aufmerksamkeit schenkt: dem Faulenzen im Job. Im Durchschnitt kümmern sich Beschäftigte am Arbeitsplatz bis zu drei Stunden am Tag um Privatangelegenheiten, ist das Ergebnis seiner Untersuchung, über die das Manager Magazin schreibt.

Laut Bericht fand Paulsen heraus, dass in den USA etwa 70 Prozent des Internetverkehrs auf pornografischen Webseiten in die Arbeitszeit fällt. Oder: 60 Prozent aller Onlineeinkäufe werden in den Vereinigten Staaten zwischen 9 Uhr und 17 Uhr getätigt. Ähnliche Phänomene gebe es in Finnland und in Deutschland, heißt es. Für das Faulenzen im Job gibt es Paulsens Forschungen nach mehrere Gründe. So sehen viele Mitarbeiter keinen Sinn in ihrer Arbeit, fühlen sich nicht ausgefüllt oder haben schlicht zu wenig zu tun.

Paulson hat hübsche bis morbide Anekdoten parat, die aber in der Konsequenz gar nicht witzig sind. Wie die Geschichte eines Mitarbeiters des öffentlichen Dienstes im Sauerland, der sich an seinem letzten Arbeitstag mit einer Mail verabschiedete, in der es heißt: Er sei gut auf den Ruhestand vorbereitet, weil er seit 14 Jahren im Job nichts mehr getan habe und nur noch anwesend war. Oder der Finanzbeamte in Finnland, der 2004 gerade Steuereingänge kontrollierte, als er plötzlich an seinem Schreibtisch verstarb. Der Mann arbeitete mit etlichen Leuten auf einer Etage, zitiert das Magazin. Sein Tod wurde aber erst zwei Tage später entdeckt, als ihn ein Freund zum Essen abholen wollte. Seine Arbeitsleistung hat wohl niemand vermisst. (SZ)