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Die Nikolaivorstadt hat wieder ein Café

Weil es ringsherum nichts gab, hat Rico Töpfer die Initiative ergriffen. Er setzt vor allem auf Anwohner aus dem Görlitzer Viertel.

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© Pawel Sosnowski

Von Ingo Kramer

Görlitz. Wie nennt man konsequenterweise ein Café am Nikolaigraben in der Nikolaivorstadt mit gutem Blick auf den Nikolaiturm und die Nikolaistraße schräg gegenüber? Natürlich: Nikolai-Café. „Wir haben vorher ein paar andere Varianten überlegt, uns am Ende aber für etwas Traditionelles entschieden“, sagt Rico Töpfer.

Außen gibt es bisher erst einen Tisch, doch in den nächsten Wochen sollen es mehr werden. Links und rechts hat der Inhaber einen Apfel- und einen Kirschbaum in großen Töpfen aufgestellt.
Außen gibt es bisher erst einen Tisch, doch in den nächsten Wochen sollen es mehr werden. Links und rechts hat der Inhaber einen Apfel- und einen Kirschbaum in großen Töpfen aufgestellt. © Pawel Sosnowski

Der 42-Jährige lebt um die Ecke, eine Gehminute vom Café entfernt. Und er hat vor zwei Jahren in der Bogstraße 2 vier gemütliche Ferienwohnungen und ein kleines Gästezimmer geschaffen. Das wird gut angenommen. „Aber die Gäste fragen immer, wo sie frühstücken gehen können“, sagt Töpfer. Klar, er konnte sie zum Untermarkt schicken: „Aber in der Nikolaivorstadt hatten wir überhaupt kein Café.“ Grund genug, selbst aktiv zu werden. Die Chance bot sich im früheren Eckladen gegenüber der Jesus-Bäckerei. Dort hatte zuletzt der Second-Attempt-Verein sein Büro, doch seit er vor zwei Jahren in die Bautzener Straße gezogen ist, stand der Raum mit den großen Glasfronten leer – abgesehen von einem Filmdreh im Herbst, bei denen der Laden zum „Juwelier Holzner“ wurde.

„Im Herbst haben wir auch den Bauantrag eingereicht“, sagt Töpfer. Im Januar begannen die Umbauarbeiten. 60 000 bis 70 000 Euro hat Töpfer seither in den Bau und die Einrichtung investiert: Fußböden, Küche und behindertengerechtes WC sind komplett neu, dazu hat er eine Wand eingezogen und einen Metallträger aus Brandschutzgründen verkleidet. Um die Möblierung hat sich vor allem seine Frau Heidrun gekümmert, auch über die Internet-Plattform Ebay. Stilvolle alte Holzmöbel hat sie von überallher zusammengekauft.

„Es ist aber noch nicht alles fertig“, sagt der Inhaber. Ein paar alte Gartentische stehen provisorisch im Café, bis die Holztische da sind. Außen gibt es erst einen Tisch und drinnen fehlen noch ein paar Lampen. Am Ende wird es innen knapp 30 Plätze geben, außen zwölf. Und wenn es super angenommen wird, vielleicht auch mehr, denn den ehemaligen Mini-Markt nebenan hat Töpfer auch gemietet, als Lager und Büro. Davor wäre Platz für weitere Außentische.

Doch nicht nur die Möblierung ist individuell und stilvoll, auch das Angebot ist es. Dafür ist vor allem Gabriele Schönherr zuständig. Die 51-Jährige hatte früher eine Werbegalerie am Klosterplatz, zuletzt nur noch als Home-Office ohne festes Büro. Ganz hat sie das noch nicht an den Nagel gehängt: Für das Nikolai-Café hat sie beispielsweise das Logo entworfen. Doch jetzt ist sie 35 Stunden pro Woche bei Rico Töpfer angestellt, wo sie bäckt und kellnert. „Gebacken habe ich schon immer gern“, sagt sie. Im Nikolai-Café kann sie stetig neue Ideen ausprobieren. Mindestens vier wechselnde Kuchen sind täglich im Angebot, allesamt hausgemacht und mit weniger Zucker als sonst üblich. Zudem gibt es Getränke und natürlich Frühstück. Sämtliche Brötchen kommen übrigens von der Bäckerei Tschirch, direkt gegenüber.

„Als wir Ostern eröffnet haben, waren viele Touristen da“, sagt Rico Töpfer. Inzwischen kommen auch die Einheimischen. Auf die hofft der Inhaber am meisten: „Wir liegen nicht auf der Haupt-Touristenroute, aber wir wollen Anlaufpunkt für die Nikolaivorstadt sein.“ Darum die Wohnzimmeratmosphäre. Und darum steht „Wo sich das Leben trifft“ auf den Visitenkärtchen: Das Café soll ein gemütlicher Ort zur Kommunikation sein. Und es soll zumindest für Gabriele Schönherr zum Leben reichen. Der Chef selbst hat noch ein zweites Standbein: Als Selbstständiger ist er in der SAP-Beratung tätig, berät Kunden also zu Softwarefragen. Seine Frau ist Angestellte, nach Feierabend hilft sie auch im Café mit. Zu dritt wollen sie die Startphase meistern – auch mit witzigen Ideen. Die „Nikoleier“ gehören dazu, zwei Spiegeleier mit Schinkenspeck und Salatgarnitur. Oder auch die Haustorte, die „schöne Nikola“, eine Himbeer-Mascarpone-Espresso-Torte.

Öffnungszeiten: Mittwoch, 14 bis 18 Uhr, Donnerstag und Freitag, 8.30 bis 11 und 14 bis 18 Uhr, Sonnabend und Sonntag, 8.30 bis 18 Uhr, Montag/Dienstag Ruhetage