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Die richtige Bezeichnung ist "Landhaus Schminke"

Zum Artikel "Scharoun-Villa ist bald im Originalzustand" (SZ 8. März, Seite 09) schreibt Guido Storch aus Löbau:Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, dass die heutige Ausgabe der Löbauer Zeitung über den Fortgang der Bauarbeiten im Landhaus Schminke berichtet.

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Zum Artikel "Scharoun-Villa ist bald im Originalzustand" (SZ 8. März, Seite 09) schreibt Guido Storch aus Löbau:
Mit Freude nahm ich zur Kenntnis, dass die heutige Ausgabe der Löbauer Zeitung über den Fortgang der Bauarbeiten im Landhaus Schminke berichtet. Leider muss ich als Architekturstudent aber auf einen Fehler hinweisen. Das Löbauer "Landhaus Schminke" wurde zwar von Professor Hans Bernhard Scharoun geplant, kann aber auf keinen Fall mit "Scharoun-Villa" bezeichnet werden. Prof. Scharoun würde sich in Kenntnis dieses Titels mit großer Wahrscheinlichkeit "im Grabe umdrehen".
Es ist unüblich für Villenbauten den Architekten als Namensgeber fungieren zu lassen. Vielmehr wurde bei solchen Gebäuden der Name des Bauherren verwendet (in Löbau zum Beispiel "Brückner-Villa" oder die erst kürzlich fälschlich als Gewandhaus bezeichnete "Villa Reichel" bzw. "Villa Horn").
Wer den Löbauer Scharoun-Bau als "Villa" bezeichnet, hat sich nicht ausführlich genug mit dem Lebenswerk des weltberühmten Architekten befasst. Rein äußerlich finden Villen meist Gestalt in Form dessen, dass das Erdgeschoss gegenüber dem Straßenniveau mindestens um ein Halbgeschoss erhöht ist. Dies trifft bei Scharouns Bau aber nicht zu. Scharoun wollte weg vom konservativen Bau. Mit seinen Entwürfen war er der Zeit weit voraus. Das lichtdurchflutete Wohngebäude der Familie Schminke darf auf keinen Fall mit "Villa" bezeichnet werden, da dies nicht dem planerischen Geist des Hauses entspricht.
In der Bauakte des Löbauer Bauamtes befinden sich noch Originalpläne des Hauses, die die Überschrift "Landhaus Schminke" tragen. Hans Scharoun hat diese Pläne eigenhändig unterzeichnet.
Zu DDR-Zeiten trug das Haus den Namen "Pionierhaus Oswald Richter", der Name Schminke fand kaum noch Erwähnung. Wahrscheinlich geriet die richtige Bezeichnung "Landhaus Schminke" auch deshalb derart in Vergessenheit, das man sich nach der Wende, als man verstärkt nach touristischen Attraktionen suchte, vor allem im Löbuaer Rathaus nur noch auf den Namen "Scharoun" besann und diesen in hauseigenen Broschüren leider auch regelmäßig falsch schrieb (Scharun).
Seit meiner Tätigkeit als Stadtrat versuche ich im Löbauer Rathaus diesen Fehler zu berichtigen. Erster Teilerfolg ist, dass die Stelle im Haushaltsplan 2000 jetzt mit dem Zusatz "Haus Schminke" versehen wurde. Leider aber immer noch unter der falschen Hauptbezeichnung. Im Übrigen sind sämtliche Verträge mit der an der Sanierung des Baues beteiligten Wüstenrot-Stiftung auf "Landhaus Schminke" ausgestellt.
Wer einen Blick in eine Architektur-Bibliothek wirft (zum Beispiel Hochschulbibliothek Zittau) wird beim Nachschlagen über das Löbauer Haus immer nur den Titel "Landhaus Schminke" oder "Haus Schminke" finden, jeder Architekturkenner weiß, dass es von Prof. Scharoun geplant wurde.
Um die Schwierigkeiten bei der Benennung des "Landhaus Schminke" abzubauen, entstand in der CDU-Fraktion im Löbauer Stadtrat die Idee, zur voraussichtlich im Herbst 2000 bevorstehenden Wiedereröffnung, die Kirschallee in "Hans-Scharoun-Weg" umzubenennen. Sollte dieser Vorschlag begrüßt werden, könnte in der Adresse des Hauses auch der Name des Architekten genannt werden. Gegenwärtig läuft dazu eine Befragung der Anwohner und des Vereins Freizeitzentrum e. V. Dieser signalisierte bereits Zustimmung zu diesem Vorschlag.

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