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Die Sonne im Akku

Michael Herrmann speichert nun auch Solarenergie für seine Firma NTT. Die Anlage ist bislang einzigartig in Riesa.

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Von Britta Veltzke

Michael Herrmann braucht Strom, viel Strom. Der Chef der Riesaer Firma NTT kauft auf dem ehemaligen Gelände des Zündholzwerks über 100 verschiedene Wertstoffe auf. Von Aluminium über Glas und Papier bis hin zu altem Zinn nimmt er alles, was wiederverwertet werden kann. Schredder, Pressen, die elektrische Waagen und das Spektrometer, ein Gerät mit dem sich die Zusammensetzung von Metallen prüfen lässt, – all das, was Herrmann und seine zwölf Angestellten für ihre tägliche Arbeit brauchen, frisst Energie.

Die Sonnenenergie, die die Firma nicht direkt verbraucht, landet im Akku – natürlich nicht in solch kleinen, sondern in einem großen Industriespeicher. Fotos: Lutz Weidler
Die Sonnenenergie, die die Firma nicht direkt verbraucht, landet im Akku – natürlich nicht in solch kleinen, sondern in einem großen Industriespeicher. Fotos: Lutz Weidler

Daher hat sich der hünengroße Riesaer vor etwa einem Jahr die erste Solaranlage aufs Dach setzen lassen. Nun folgte die Zweite – aber nicht nur die. Michael Herrmann hat sich außerdem für einen Batteriespeicher entschieden. „Weil ich selbst so einen hohen Eigenbedarf habe, lohnt sich das für mich“, sagt er. Nachts, wenn die Solaranlagen nichts einbringen, kann er mit der Speicherenergie nun etwa die Akkus der Hubwagen aufladen, die auf dem Wertstoffhof tagsüber ständig im Einsatz sind.

Bis zu 55 Kilowattstunden kann der Speicher aufnehmen. Laut Stadtwerken Riesa betreibt NTT damit die erste Anlage dieser Art für gewerbliche Zwecke. „Es gibt in der Stadt zwar Privathaushalte, die kleinere Speicher haben, aber nur für den Hausgebrauch“, sagt der zuständige Sachgebietsleiter, Holger Mehling.

Und selbst beim Blick in den ganzen Freistaat sieht es in Sachen Großindustriespeicher für Strom aus erneuerbaren Energiequellen übersichtlich aus. In Sachsen gebe es nur „relativ wenige“ dieser Anlagen, sagt Martin Reiner von der Sächsischen Energieagentur (Saena). Über eine genaue Zahl der Speicher verfüge er jedoch nicht, da die Betreiber diese nicht öffentlich bekannt geben müssen.

100 000 Euro hat Michael Herrmann in die zweite Solaranlage sowie den Speicher investiert. 30 000 Euro habe er durch öffentliche Förderprogramme dazu bekommen. Wie andere Anlagenbetreiber auch hat sich der NTT-Chef bemüht, seine neue Solaranlage noch vor dem ersten August ans Netz zu bringen. Denn ab dann tritt die Änderung des Erneuerbaren Energiengesetz (EEG) in Kraft.

Für den Strom solch großer Anlagen wie die auf dem Dach von Michael Herrmann müssen die Betreiber dann auch Anteile der EEG-Umlage zahlen – für ihre eigene Energie. „Unter diesen Voraussetzungen hätte ich die Anlage sicher nicht angeschafft“, sagt Michael Herrmann.

Auch Martin Reiner von der Sächsischen Energieagentur sieht die Neuerung beim EEG kritisch. „Damit steigen ganz klar die Belastungen der Stromerzeuger.“ Anlagen für den Hausgebrauch sind von der  Neuerung  jedoch  ausgenommen. Kleinere  Selbstversorger können ihren eigenen Strom auch weiterhin kostenfrei nutzen.

Bei seinem Batteriespeicher hat sich Michael Herrmann für die teurere Variante entschieden. „Die Lithium-Eisen-Phosphat-Variante büßt ihre Wirkung über die Jahre kaum ein“, sagt er. Auch in Autos werden diese Batterien inzwischen verbaut. Die ältere Technologie ist zwar in der Anschaffung billiger, dafür verringert sich die Ladekapazität aber auch schneller. Und so hofft Michael Herrmann, mit seiner neusten Errungenschaft auch in zwei bis drei Jahrzehnten noch die Energie von seinem Dach für trübe Zeiten speichern zu können.