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Die Strecken-Chefs

Gottfried Hänchen aus Jonsdorf gehört seit Jahrzehnten zum Zittauer Gebirgslauf. Nun steht sein Nachfolger bereit.

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© Matthias Weber

Von Mario Sefrin

Noch einmal wird sich Gottfried Hänchen am kommenden Sonntag frühmorgens auf sein Simson-Mokick schwingen und eine Tour durchs Zittauer Gebirge unternehmen. Gegen sechs Uhr fährt der Jonsdorfer zu Hause los, um an ausgewählten Orten die Laufstrecken zum bevorstehenden 44. Zittauer Gebirgslauf zu kontrollieren. „Ich schaue vor allem danach, ob die Hinweisschilder und Markierungen für die Läufer am rechten Platz sind“, sagt Gottfried Hänchen. Der Weg wird ihn mit seinem motorisierten Zweirad unter anderem nach Waltersdorf, zum Stern zwischen Jonsdorf und Oybin-Hain sowie zum Scharfenstein bei Lückendorf führen.

© SZ-Grafik

Vielleicht wird Gottfried Hänchen die Tour mit seinem 1983 gebauten S 50 am Sonntag besonders genießen. Denn der 81-jährige Jonsdorfer, der seit vielen Jahren für die Laufstrecken beim Zittauer Gebirgslauf den Hut auf hat, wird dies in diesem Jahr zum letzten Mal in leitender Funktion tun. „Ich bin schon dabei, meinen Nachfolger einzuarbeiten“, so Hänchen. Dieser Nachfolger ist ihm dabei gut bekannt: „Es ist mein Neffe, Hans-Jörg Mierdel aus Olbersdorf.“ Bei ihm weiß er die künftige Organisation der Laufstrecken zum Gebirgslauf in guten Händen – und damit auch einen Teil seines Lebens. Denn Gottfried Hänchen ist von Anfang an beim Zittauer Gebirgslauf und Wandertreff dabei. Er hat den Lauf, der mittlerweile zu einem Massenvolkssportereignis geworden ist, vor 44 Jahren mit aus der Taufe gehoben. „Die Idee zum Gebirgslauf entstand beim Lausitzer-50er-Lauf Anfang der 1970er Jahre im tschechischen Hradek“, erzählt Gottfried Hänchen. Zwei Jahre später, 1973, gab es dann den ersten Gebirgslauf – von Zittau übers Gebirge nach Jonsdorf, über knapp 25 Kilometer. In den ersten Jahren sei er noch aktiv beim Gebirgslauf mitgelaufen, sagt Hänchen. Später dann nicht mehr – die Organisation der Veranstaltung habe das nicht mehr zugelassen. Denn aus dem anfänglichen Lauf mit knapp 50 Teilnehmern ist eine große Veranstaltung mit einer jährlich wachsenden Teilnehmerzahl geworden. Das Angebot für die Teilnehmer wuchs ebenfalls: Zu den Laufstrecken kamen Wanderungen und sogar Skater- und Mountainbike-Touren hinzu.

Auch wenn die Laufstrecken – im Gegensatz zu den Wanderrouten – seit Jahren gleichgeblieben sind, sagt Gottfried Hänchen, dass die Organisation der Veranstaltung immer komplizierter geworden ist. Doch Hänchen ärgert sich darüber nicht. „Die Streckenführung ist meine Sache, das macht mir Spaß.“ Darum ist der Abschied in diesem Jahr auch nicht vollkommen: „Ich bleibe natürlich weiter dabei, auch wenn ich nicht mehr für die Laufstrecken verantwortlich bin“, sagt der Jonsdorfer.

Damit auch alle Läufer zum Gebirgslauf den richtigen Weg finden, kann Gottfried Hänchen auf viele Helfer zurückgreifen. „Die meisten sind selbst Wanderer oder Bergsteiger. Sie sind zuverlässige Mitstreiter, die mir die Arbeit sehr erleichtern. Dafür möchte ich mich sehr bedanken“, sagt Gottfried Hänchen. Einer dieser Helfer ist der Dittelsdorfer Christian Morche. „Er ist schon genauso lange wie ich beim Gebirgslauf und kümmert sich vor allem um den Streckenabschnitt vom Scharfenstein über Eichgraben zur Teufelsmühle Oybin“, so Hänchen. Die Tour am Sonntag macht er aber nicht, weil er seinen Mitstreitern misstraut: „Es kommt immer wieder vor, dass zum Beispiel Streckenpfeile in die falsche Richtung gedreht werden“, sagt Gottfried Hänchen. „Das behebe ich dann.“ Zum Rennen soll schließlich alles in Ordnung sein. In der Vergangenheit war das nicht immer der Fall. „In den ersten Gebirgslauf-Jahren war das manchmal schlimm. Da wurde entlang der Strecke viel verändert“, sagt Gottfried Hänchen. Doch das hat sich gelegt: „Mittlerweile haben wir keine Probleme mehr.“ Das liegt unter anderem auch daran, dass zum Gebirgslauf auch Mountainbiker die Strecken abfahren, die für Notfälle neue Markierungen einstecken haben.

Gegen andere Störenfriede können die Organisatoren dagegen kaum etwas ausrichten: Wildschweine. Die haben in den vergangenen Monaten an vielen Stellen im Zittauer Gebirge ihre Spuren hinterlassen. Gottfried Hänchen weiß von seiner Wintertätigkeit als Skispurenleger, dass das ein großes Problem ist. „Es gibt zu viele Wildschweine im Zittauer Gebirge“, sagt er. Dass die zerwühlten Wege den Laufsportlern aber Schwierigkeiten bereiten, glaubt Hänchen nicht. „Die kommen damit klar.“

Gottfried Hänchen ist zuversichtlich, dass auch der 44. Zittauer Gebirgslauf- und Wandertreff wieder ein Erfolg wird. Er jedenfalls ist glücklich, wenn ihm keine Beschwerden zu Ohren kommen. „Dann bin ich zufrieden“, sagt der Jonsdorfer.