Die Volkshochschule geht aufs Land
Gröditz. Großenhain, Riesa, Meißen Radebeul. Wer einen Volkshochschulkurs machen möchte, musste eine dieser größeren Städte im Landkreis aufsuchen. Bisher jedenfalls. Ab April will die Volkshochschule erstmals Angebote auf dem Land machen – und einige ihrer Seminare in Gröditz anbieten. Mit einem Einsteigerkurs zur Nutzung von Smartphones soll es im April im Dreiseithof losgehen. Neben Englisch- und Spanisch-Lehrgängen wird es später auch Schulungen zur Gartenarbeit geben.
Gröditz lasse sich durchaus als Modellprojekt verstehen, sagt René Gubsch, der Chef der Volkshochschule des Landkreises Meißen. „Wir sind für den gesamten Kreis da, deshalb ist es auch unsere Aufgabe, dort präsent zu sein.“ Erklärtes Ziel ist, mit den Angeboten das gesellschaftliche Leben zu bereichern. Die Expansion in die ländlichen Gegenden sei jedoch nicht leicht. Niederlassungen könne die Volkshochschule dort nicht eröffnen. Deshalb brauche es Strukturen vor Ort, die helfen.
In Gröditz gebe es diese Strukturen, macht Gubsch deutlich. Den Kontakt in die Röderstadt habe er voriges Jahr über ein Demokratie-Projekt in Großenhain geknüpft. Dort sei auch Norbert Ehme vom Gröditzer Bündnis für Demokratie und Zivilcourage dabei gewesen. Man sei ins Gespräch gekommen. Wenig später habe man sich im Dreiseithof mit Vertretern der Stadt getroffen. Die Gröditzer Verantwortlichen hätten ihm das Gefühl gegeben, dass man an einer Zusammenarbeit interessiert sei, sagt René Gubsch.
„Ich habe dann überlegt, welchen Teil unseres Kursangebotes man nach Gröditz bringen kann.“ – Ganz einfach sei auch das nicht. Für Kursleiter bedeute die Fahrt in die nördliche Ecke des Landkreises mitunter einen weiten Weg. Dozenten aus Gröditz oder Umgebung habe man bisher noch nicht, so Gubsch. „Hätten wir aber gern.“ Wer sich das zutraue oder ein Thema habe, könne sich gern an ihn wenden.
Die Handvoll Lehrgänge, die zum Start in Gröditz angeboten werden, lassen sich bereits auf der Volkshochschul-Webseite buchen. Als eigener Kursort ist Gröditz dort allerdings noch nicht eigens gelistet – was laut René Gubsch nachgeholt werden soll. Über die Fachbereiche lassen sich die Angebote jedoch finden.
Auch wenn es keinen Festakt oder dergleichen zum Start der Volkshochschul-Präsenz in Gröditz geben soll: Einen Höhepunkt will die Institution dennoch setzen. Mit der Vorführung des Films „Familie Brasch – eine deutsche Geschichte“ am Montag, 6. Mai, ab 19 Uhr.
Nach der Filmschau soll es eine Diskussion mit der Regisseurin Annekatrin Hendel und Marion Brasch geben, einem Mitglied der Familie, die im Zentrum des Dokumentarfilms steht. Der Streifen über die Konflikte innerhalb der DDR-Funktionärsfamilie und die anschließende Debatte ist im Gegensatz zu anderen Kursangeboten kostenfrei.
Doch was passiert, wenn das Kursangebot nicht angenommen werden sollte? René Gubsch sagt, er wolle in Gröditz einen langen Atem beweisen. Sollten keine Kurse zustande kommen, werde man schauen, woran es hakt. Bisher ist er optimistisch. Denn obwohl das Gröditzer Kursprogramm de facto noch nicht publik gemacht ist, gibt es schon erste Anmeldungen.