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Diebe verschonen Kindergrab

Noch vor einem Jahr wurde die Ruhestätte von Jenny Schönes Sohn fast täglich geplündert. Über Nacht war alles anders.

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Von Kay Haufe

Anfang Dezember 2013 war Jenny Schöne am Ende. Immer wieder verschwanden Blumen und Geschenke, mit denen sie das Grab ihres Sohnes Leon geschmückt hatte. Er war 2004 noch im Mutterleib gestorben und auf dem Johannisfriedhof beerdigt worden. „Ich hatte jedes Mal Angst, auf den Friedhof zu gehen und zu sehen, dass wieder Plüschtiere und Laternen fehlen“, erinnert sich die 30-Jährige. Auch Anrufe bei der Verwaltung halfen ihr nicht weiter. Die Anlage sei zu weitläufig und schwer einzusehen. Die Gärtner könnten nicht alle Bereiche im Blick haben, sagte Friedhofsleiterin Beatrice Teichmann. Als letzte Hoffnung wandte sich die Altenpflegerin damals an die Sächsische Zeitung. Am 5. Dezember erschien ein Beitrag über Schönes Probleme. „Von diesem Tag an hat sich alles verändert. Außer einer kleinen Schmuckkette an der Konifere ist nie wieder etwas von Leons Grab verschwunden. Ich bin sehr glücklich darüber“, sagt Jenny Schöne. Jede Woche kommt sie mit ihrem zweijährigen Sohn Joel auf den Friedhof, um nach dem Grab zu sehen und frische Blumen in die Vase zu stellen. „Ich habe keine Ahnung woran es liegt, dass nichts mehr gestohlen wird. Aber es ist beruhigend zu wissen, dass andere nun mein Eigentum akzeptieren“, sagt sie.

Leider lässt sich kein genereller Rückgang von Diebstählen auf dem Johannisfriedhof bestätigen, wie Teichmann sagt. „Wir erfahren zudem nicht in allen Fällen davon. Wenn etwas gestohlen wird, muss es bei der Polizei angezeigt werden. Und das tun leider die wenigsten Betroffenen“, sagt die Friedhofsleiterin. Aber es hätte vor dem Totensonntag insgesamt weniger Meldungen bei ihr gegeben.

Die Polizei hat 2013 lediglich 30 Diebstähle auf den Dresdner Friedhöfen verzeichnet. Dabei waren auch Statuen- und Taschendiebstähle. Es sei jedoch klar, dass die wirkliche Anzahl von Delikten weitaus höher liege, als die angezeigten, sagte eine Polizei-Sprecherin.