SZ +
Merken

Discofox im Dorfpark

Zwei junge Veranstalter laden zum Tanz nach Diehsa. Ihre Pläne für den Stern in Niesky gehen jedoch nicht auf.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Schulze

Von Alexander Kempf

Christian M. Breuer könnte jetzt irgendwo über den Wolken sein. Die Ausbildung zum Piloten hat der 21-Jährige schon in der Tasche gehabt. Doch dann springt er ab und lässt Frankfurt am Main hinter sich. „Mir hat etwas gefehlt“, sagt er. Nämlich die Heimat im Allgemeinen und deren Feierkultur im Besonderen.

Nun startet der junge Mann, der in Jänkendorf aufgewachsen ist, in der alten Heimat durch. Mit Partner Sven Schuster lädt er am kommenden Sonnabend zum Tanz in den Diehsaer Dorfpark. „Junimond“ heißt die Veranstaltung für Alt und Jung. Erst sollen die Älteren zu Discofox schwofen. „Ab 22 Uhr wird die Musik dann langsam härter“, verspricht Christian M. Breuer. Er, Sven Schuster und andere DJs legen ab dato elektronische Musik auf.

Die Vorfreude auf die Veranstaltung ist den beiden Männern, die gerne kostümiert auf der Bühne stehen, ins Gesicht geschrieben. Christian M. Breuer hofft auf bis zu 700 Besucher in Diehsa. Es brauche gar keine großen Namen, um das stets dankbare Publikum rund um Niesky anzulocken. „Die Leute machen die Party“, pflichtet ihm Partner Sven Schuster bei.

Das große Geld verdienen beide mit den Feiern nicht. Vergangenes Jahr haben sie am Bärwalder See sogar schon Musik aufgelegt, ohne dafür Eintritt zu verlangen. Für die zwei DJs sind die Veranstaltungen mehr Berufung als Beruf. Christian M. Breuer studiert heute unter der Woche Jura in Jena. Sven Schuster arbeitet in einer Autowerkstatt in Bautzen. Auch der 28-Jährige ist ein Rückkehrer aus dem Westen. Er hat zuvor in Ingolstadt gearbeitet, irgendwann aber auch die Heimat vermisst.

Mit dem Dorfpark in Diehsa wollen die jungen Männer nun auch ein Stück Kindheit wieder aufleben lassen. Beide können sich noch gut daran erinnern, wie einst viele mit dem Rad in das Dorf gefahren sind, um dort zu tanzen. Die ersten Rückmeldungen im Internet auf die Veranstaltung geben den DJs offensichtlich Recht. Bei vielen weckt der Tanztermin Erinnerungen an gute alte Zeiten.

Sehr gerne würden Christian M. Breuer und Sven Schuster auch eine andere Institution der Region neu beleben. Doch ihre Bemühungen, im Stern in Niesky eine Party zu organisieren, sind vorerst gescheitert. „Eine Sondergenehmigung zu kriegen, ist sehr schwer“, sagt Sven Schuster. Christian M. Breuer ist sogar der Meinung, ihnen seien seitens der Verwaltung Steine in den Weg gelegt worden. „Der Wille fehlt“, sagt der Student.

Das sieht die zuständige Bauaufsicht des Landkreises Görlitz anders. Dort heißt es, dass das Gebäude nicht den notwendigen Standards genüge. Besonders der Brandschutz bereite Probleme. „Die Defizite sind zu groß“, sagt Sachgebietsleiter Steffen Springer. Der Eigentümer des Gebäudes habe es in der Vergangenheit schlicht versäumt, in das Gebäude zu investieren. Mittlerweile sei sogar der Bestandsschutz als Versammlungsstätte erloschen. „Der Stern ist eigentlich mit der letzten Disko zur Wendezeit untergegangen“, sagt Steffen Springer. Er glaubt nicht an sein Comeback.

Doch nicht nur die mangelnde Sicherheit stellt ein Problem dar. Laut Steffen Springer habe es in der Vergangenheit immer wieder nachbarliche Beschwerden wegen der Lautstärke gegeben. Dabei sei weniger die eigentliche Musik das Problem. „Tür auf. Tür zu. Klapp, klapp. Motor an“, sagt Steffen Springer. Auch der vermeintliche Lärm der Besucher verhindere eine Genehmigung für die Disko.

In Diehsa dürfen Sven Schuster und Christian M. Breuer bis zwei Uhr nachts Musik machen. Das seien zwei Stunden mehr als üblich. Sie werden deshalb penibel darauf achten, dass die Deadline eingehalten wird, kündigen beide an. Denn auf keinen Fall wollen sie es sich mit den Anwohnern verscherzen. Ihr Ziel sei es, den Tanz im Dorfpark wieder als eine regelmäßige Veranstaltung zu etablieren.

„Wenn wir etwas für die Jugend machen, können wir sie auch hier halten“, sagt Christian M. Breuer. Er und Sven Schuster wissen, worüber sie reden. Beide sind schon weg gewesen und doch zurückgekehrt.