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Dörfer präsentieren sich

Drei Orte aus der Bautzener Gegend machen beim Dorfwettbewerb mit. Die Jury ist nicht zu beneiden.

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© Uwe Soeder

Von Kerstin Fiedler und Katja Schäfer

Das idyllische Dorf Spreewiese mitten im Biosphärenreservat Oberlausitzer Heide- und Teichlandschaft lädt regelrecht zum Ausruhen ein. Ob unter der großen Eiche nahe dem Schloss, wo sich auch die Mitglieder des Heimatvereins Hans-Georg Graf und Franz Golchert gern verabreden, oder bei einer Aktion am 3. Oktober. Die heißt „Einfach mal setzen“. Hier machen die Grundstückseigentümer fast alle mit und stellen Bänke, Stühle, Tische in ihre Einfahrten. Sie bieten etwas zu trinken oder Obst an und laden die Wanderer oder Radfahrer ein zum Schwatzen und Verweilen. Das ist nur eine der Aktivitäten des Heimatvereins. Und weil das 120-Seelen-Dorf, das zu Großdubrau gehört, so viel aufzuweisen hat, haben sich die Vereinsmitglieder nach 2014 erneut beim Dorfwettbewerb „Unser Dorf hat Zukunft“ beworben.

Mit diesem Blick über den Ort wurde die Bewertungskommission des Dorfwettbewerbs bei ihrem Besuch in Wehrsdorf begrüßt.
Mit diesem Blick über den Ort wurde die Bewertungskommission des Dorfwettbewerbs bei ihrem Besuch in Wehrsdorf begrüßt. © Uwe Soeder
In Taubenheim führt Ortsvorsteher Jürgen Adler (3.v.l.) die Wettbewerbsjury unter anderem zum Schloss, in dem Viktor Philippi (M.) ein Gesundheitszentrum betreibt.
In Taubenheim führt Ortsvorsteher Jürgen Adler (3.v.l.) die Wettbewerbsjury unter anderem zum Schloss, in dem Viktor Philippi (M.) ein Gesundheitszentrum betreibt. © Uwe Soeder

Ob sie Chancen auf den Gewinn haben, ist ihnen egal. Sie möchten einfach zeigen, wie ein Dorf zusammenwächst, wie Alt und Jung miteinander harmoniert. Sie sind stolz auf das Geschaffene: Einen Bolzplatz mit kleinen Fußballtoren, einer Tischtennisplatte und richtigen Stadionsitzen. Oder die Begrüßungsschilder an Ortsein- und -ausgang. Ob Hexenbrennen, Männertag oder Sportfest – viel Freude macht es, wenn zur Adventszeit viele aus dem Dorf zu Hans-Georg Graf in die Scheune kommen, um zu basteln oder am Adventsmarkt teilzunehmen. „Wir haben ein Motto“, sagt Graf. „Wir wollen ein lebendiges Dorf sein, einander helfen und die Älteren, die nicht mehr rauskommen, erfreuen“, so Graf. Und der 19-jährige Franz Golchert findet, dass es für solch ein kleines Dorf um das soziale Leben geht. „Wir haben einige Kinder und junge Leute, die sich mit einbringen. Und wir hoffen, dass es mehr werden und dass viele bleiben“, so Golchert. „Wir haben nicht viel, aber was wir haben, nutzen wir für uns“, sagt er.

Starke Konkurrenz

Ein nahes und ein weites Ziel haben die Spreewieser nun: Zum einen wird eine ehemalige Telefonzelle zur Bücherzelle. Und zum anderen wird ein Wander- und Radweg angestrebt. Der soll den schon bestehenden Weg in Brösa nach Spreewiese verlängern. Es soll ein Themenweg werden und die benachbarten Gemeinden Malschwitz und Großdubrau verbinden. „Dieser Weg kann dann gleich in ein Projekt des Biosphärenreservats eingebunden werden“, sagt Hans-Georg Graf, der sich seit Jahren für das Nachpflanzen von Allee-Bäumen entlang der Ortsverbindungsstraßen einsetzt. Ziel wäre, aus dem Weg eine Allee mit allen Bäumen des Jahres zu machen – das sind immerhin 30 seit 1989 – und später auch Skulpturen aufzustellen. Der Heimatverein hofft nun, damit zu punkten.

Die Konkurrenz ist groß. Fünf weitere Orte aus dem Landkreis treten beim Wettbewerb an. Aus der Bautzener Gegend sind Taubenheim und Wehrsdorf darunter – beides Ortsteile der Gemeinde Sohland. Alle drei Dörfer wurden diese Woche von der siebenköpfigen Bewertungskommission besucht. Jeweils drei Stunden lang durften sie sich präsentieren. Taubenheim war zuerst dran. Die Initiatoren um Ortsvorsteher Jürgen Adler haben sich akribisch darauf vorbereitet, einen minutengenauen Ablaufplan erarbeitet. Zu Fuß geht es in zügigem Tempo unter anderem zum leerstehenden Bahnhofsgebäude, das von Dorfclubmitgliedern und Schülern angemalt wurde, zur Freizeitanlage mit neuem Spielplatz und Freilichtbühne, zum Schloss sowie zur Heimatstube im Haus der örtlichen Edelstahlfirma. Später wird per Kleinbus die Spezialität Taubenheims besucht: Sonnenuhren. Unterwegs berichten der Ortsvorsteher und andere Engagierte von vielen Aktivitäten. „Neben alteingesessenen Vereinen wie zum Beispiel dem Faschingsclub haben sich in den letzten Jahren neue Interessengruppen gegründet“, sagt Adler und nennt als Beispiele Märchenspiel-, Singe- und Mundartgruppe. Jeden Monat findet mindestens eine öffentliche Veranstaltung statt. Demnächst soll die ehemalige Ortsverwaltung zum Dorfgemeinschaftshaus umgebaut, die Turn- zur Mehrzweckhalle umgestaltet, die Freizeitanlage mit einer Küche ausgestattet werden.

Auswertung Mitte September

Die Mitglieder der Kommission kommen aus unterschiedlichen Ämtern der Kreisverwaltung und achten besonders auf ihr jeweiliges Fachgebiet, zum Beispiel auf das soziale Engagement im Dorf, auf wirtschaftliche Initiativen oder auf die Grüngestaltung. Um ihre Arbeit sind sie nicht zu beneiden. Denn die Entscheidung über die Platzierungen im Wettbewerb dürfte alles andere als leicht sein. Schließlich hat jedes teilnehmende Dorf viel zu bieten. Die Wehrsdorfer führten die Jury unter anderem in die örtliche Nudelmanufaktur, zum neuen Kindergarten, in den ein alter Turm integriert wurde, zur Grundschule, zur Hofkäserei und ins Waldbad. „Das Programm war straff. Aber es hat alles gut geklappt. Nun sind wir gespannt“, sagt Ortsvorsteherin Sabine Schwaar. Die Auswertung auf Kreisebene erfolgt am 13. September. Der Sieger qualifiziert sich für den Landesausscheid, der 2018 stattfindet. Außer Spreewiese, Taubenheim und Wehrsdorf sind auch Bluno (Gemeinde Elsterheide), Liegau-Augustusbad (Radeberg) und Häslich (Haselbachtal) im Rennen.