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Dohnas neue erste Adresse

Der Ratskeller ist am Markt die Nummer 1. Das will er nun auch in Sachen Esskultur werden. Mit einem Dresdner Spitzenkoch.

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© Norbert Millauer

Von Heike Sabel

Fünf Stunden vor der Eröffnung wurde noch mal geflext. Das Abenteuer nimmt eben kein Ende, sagt André Mühlfriedel (30). Für den Dresdner Spitzenkoch begann alles, als er von den Investoren Markus Pfäffle und Mirko Schüring gefragt wurde, ob er den Dohnaer Ratskeller übernehmen will. Der vor einigen Wochen plötzlich verstorbene Pfäffle träumte damals noch von einer Brauerei. Mühlfriedel sagte: „Ich bin kein Brauer, zudem wird schon in Pirna und Weesenstein Bier gebraut.“ Also wurde die Brauerei gestrichen. Dem Ratskeller fehlt dennoch nichts. Schüring hat des Meisterkochs Wünsche erfüllt.

Der Dresdner Spitzenkoch André Mühlfriedel ist der Chef im Ratskeller.
Der Dresdner Spitzenkoch André Mühlfriedel ist der Chef im Ratskeller. © Norbert Millauer
Auch wenn die Tür noch klemmt, es brennt wieder Licht im Ratskeller.
Auch wenn die Tür noch klemmt, es brennt wieder Licht im Ratskeller. © Norbert Millauer

Wolfgang Neddermeyer ist begeistert. Er ist mit Maria Pautzsch vom Dohnaer Kulturverein und Museumsleiterin Eva-Maria Lohberg gekommen. Sie haben das Projekt von Anfang an verfolgt und hoffen nun, vom neuen Ratskeller zu profitieren. Mühlfriedel hat kein Problem, die Werbung für beide auszulegen. Neddermeyer gefällt die Einrichtung, der Sandstein, die braunen Lederstühle, die hellgrünen Farbtupfer. Und das Essen.

Im Keller sagt Neddermeyer: „Hierher lade ich die Familie ein.“ Im Keller befinden sich der Weinkeller sowie zwei Räume, einer für etwa sechs, ein anderer für um die 20 Personen. Auch Mühlfriedel gefällt sein Keller, vor allem der mit und für den Wein. Der edle Tropfen ist hier besser aufgehoben als Bier. „Hier sind viele schöne Sachen entstanden“, sagt Mühlfriedel und meint nicht nur den Keller. Auch die Malerei im Vorraum gehört dazu.

Die Kleinstadt Dohna ist nicht gerade das Mekka der Feinschmecker. Noch nicht, sagen Veit Endler und Sebastian Matzel, die mit Mühlfriedel schon einen Michelin-Stern in Dresden erkochten. Mühlfriedel will das in Dohna nicht in den Vordergrund stellen. Er setzt auf hohe Qualität sächsischer Küche, die er mit regionalen Produkten neu interpretieren will. Auf der Speisekarte heißt das dann geschmorte Lammhaxe mit Bohnenragout und Rosmarinkartoffeln, Kürbisschaumsuppe und gebackener Blutwurststrudel mit Kürbiskernöl. Die Speisekarte ist überschaubar, auch das ein Zeichen für Frische und Qualität. Beim Entstehen ihrer Speisen können die Gäste den Köchen zuschauen. Im hinteren Teil gibt es ein großes halbrundes Fenster mit Blick in die Küche. Am Eingang hängt das Kalenderblatt vom 18. November, dem Tag der inoffiziellen Eröffnung. Auf ihm steht: Siege oder Niederlagen, immer gilt es, neu zu wagen. Es scheint, die Investoren und der Chefkoch haben den Tag wegen des Spruchs gewählt.

„Ein historisches Gebäude, eine neue Herausforderung, der Wunsch nach Selbstverwirklichung , dies sind nur einige Gründe, warum wir das Restaurant Ratskeller Dohna übernommen haben und neben den vielen anderen gastronomischen Betrieben hervorstechen wollen“, sagt Schüring. Für seinen Freund und Visionär Markus Pfäffle gehörte eine Gaststätte dazu.

Der neidische Bürgermeister

Bürgermeister Ralf Müller ist ein bisschen neidisch. Auf die Hausnummer des Ratskellers. Der trägt die 1. Anderswo ist das am Markt den Rathäusern vorbehalten. Mühlfriedel will den Ratskeller auch wieder zur ersten kulinarischen Adresse machen. Er wünscht sich dafür viele Gäste aus Dohna und Umgebung, wohl wissend, dass die allein nicht reichen.

Er hofft auch auf seine ehemaligen Dresdner Gäste. Dort war er erst Küchenchef im Restaurant Maurice, dann im Luxushotel Suitess am Neumarkt. 2011 erhielt er einen Michelin-Stern. Der wird in Dohna nicht leuchten. Dafür müsste hier finanziell mehr investiert werden. Aber das ist weder Mühlfriedels noch Schürings Ziel. Die Dohnaer sind gespannt. Das haben Mühlfriedel und seine Mitstreiter während der Bauarbeiten gemerkt.

Neddermeyer hat schon mal vier Plätze der 96 vorhandenen reservieren lassen. Wenn seine Schwester kommt, zeigt er ihr erst im benachbarten Museum seine Wismut-Ausstellung, dann lädt er sie in den Ratskeller ein. Neddermeyer hat auch Mühlfriedel in seine Ausstellung eingeladen. Doch dafür hat der momentan keine Zeit. Und wenn er die mal wieder hat, will er sie mit seinen zwei kleinen Kindern verbringen. Neddermeyer hat Verständnis.