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Doppelweltmeister will Hafenchef werden

SZ exklusiv: Jürgen Knuth aus Rostock plant, den Hafen am Berzdorfer See zu betreiben. Bis dahin ist aber noch Einiges zu tun.

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Von Jenny Thümmler

Für die Liebhaber des Berzdorfer Sees ist es die beste Nachricht seit Monaten: In der kommenden Saison wird das Leben auf den See zurückkehren. Jürgen Knuth aus Rostock will ein Wassersportzentrum am Hafen Tauchritz betreiben und endlich wieder Schiffe fahren lassen. „Für mich ist es ein sehr spannendes und schönes Projekt“, sagt der 43-Jährige.

Jürgen Knuth ist Inhaber der Firma V60Sail in Börgerende bei Rostock. Dieses Unternehmen hat diverse Angebote und Dienstleistungen rund um den Segelsport wie Segelschule und Yachtverleih. Knuth selbst segelt fast sein ganzes Leben lang. Aufgewachsen in Güstrow, ist er mit seinem Vater schon als Baby im Boot auf dem dortigen Inselsee unterwegs gewesen. Mit sieben Jahren stieg er in die Optimistenklasse ein, die kleine Bootsklasse für Kinder. Und damit erwachte die Regattalust in Jürgen Knuth. In den folgenden Jahrzehnten fuhr er verschiedene Segelregatten in der ganzen Welt, zum Teil auch als Profisportler. Er wurde Europameister der Junioren und gewann zwei WM-Titel. Unzählige Pokale und Urkunden stehen bei ihm zuhause. Seit einem Studium ist er Sportwissenschaftler mit den Schwerpunkten Leistungssport und Management.

Auf den Berzdorfer See ist Jürgen Knuth durch Kontakt zu Markersdorfs Bürgermeister Thomas Knack aufmerksam geworden. Er hatte vorher zwar von Görlitz gehört, viel mehr aber auch nicht. Doch die Idee reizte ihn, also fuhr er die 500 Kilometer. „Ich hatte einen typischen Tagebausee erwartet, wurde aber sehr positiv überrascht“, sagt er. Die hügelige Landschaft am See erinnerte ihn an seine Heimat in Mecklenburg. „Diese gewisse Ähnlichkeit war witzig und hat die Sache für mich sofort attraktiv gemacht.“ Als er dann auch noch feststellte, dass der Berzdorfer See gut doppelt so groß ist wie der Güstrower Inselsee, der ihm als Kind immer riesig vorkam, war sein Interesse endgültig geweckt. „Mich reizt am Wassersport und am Segeln die Zeit in und mit der Natur. Und dafür gibt es in Deutschland wunderschöne Ecken.“ Seit Monaten laufen Gespräche mit der Stadt Görlitz, den anderen Gemeinden am See und den Vereinen. Jürgen Knuth äußert sich darüber positiv, alles komme sehr gut voran. Die wasserrechtliche Genehmigung, ohne die der See nicht genutzt werden darf, sollte bald vorliegen, sagt er. Die Stadt wolle diese beantragen. Auf SZ-Nachfrage war aber gestern sowohl aus der Landesdirektion Dresden als auch aus dem Landratsamt Görlitz zu erfahren, dass bislang kein Antrag vorliegt. Jürgen Knuth geht davon aus, dass dies im Laufe der nächsten Tage passiert.

Die Stadt Görlitz äußert sich sehr erfreut darüber, einen Interessenten für den Tauchritzer Hafen gefunden zu haben. „Derzeit verhandeln wir mit ihm über die Einzelheiten und sind sehr zuversichtlich, dass wir uns einig werden“, teilt Sprecherin Kerstin Gosewisch mit. Da noch nicht für alle Details konkrete Ergebnisse vorliegen, könne im Moment noch nicht mehr mitgeteilt werden. Jürgen Knuth hat sich auch schon mit der Bebauung am Hafen beschäftigt. Die liegt in der Hand der Wohnungsbaugesellschaft (WBG), die Ende Januar vom Stadtrat beauftragt wurde, das Wassersportzentrum inclusive Hafen zu entwickeln. WBG-Chef Arne Myckert hat freilich noch kein Baurecht, denn der Bebauungsplan steht noch nicht für dieses Gebiet.

Als Erstes plant er aber, ein Gebäude am Hafen zu errichten. Es soll Platz für ein Hafenkontor, Informationszentrum, einen Surf-, Segel- und Tauchstützpunkt, für einen Bootsverleih und einen Kiosk haben. Auch ein Campingplatz steht auf der Agenda ganz oben. Wann diese Pläne verwirklicht werden können, steht aber noch nicht fest. Auch der Landesseglerverband soll in die Entwicklung des Berzdorfer Sees einbezogen werden. Gespräche gab es, bestätigt Knuth, beispielsweise zur Einrichtung eines Landesstützpunktes am See. Vom Verband selbst war dazu gestern keine Reaktion zu bekommen.

Und auch wenn jetzt noch nicht alles im Detail spruchreif ist, denkt der künftige Hafenbetreiber schon an Regatten auf dem See. „Das kann ja auch für Zuschauer sehr attraktiv sein.“ Er selbst moderiert seit Jahren Läufe auf der Müritz, um diesen Sport auch unbedarften Zuschauern näher zu bringen.

Jürgen Knuth freut sich auf sein neues Projekt. Um alles ordentlich in Schwung zu bringen, will er für die nächste Zeit nach Görlitz ziehen. „Es verlangt ja auch viel Arbeit. Der See ist noch Brachland. Aber ich bin optimistisch, dass wir es schaffen.“