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Dramatische Einsätze im vergangenen Jahr

Allein bei Bränden gab es mehrere Tote. Insgesamt musste die Feuerwehr in Döbeln aber weniger oft ausrücken. Dafür gibt es einen Grund.

Von Jens Hoyer
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Was wie eine Übung aussieht, war eine Personenrettung. Im Februar holte die Feuerwehr einen verletzten 23 Jahre alten Waldarbeiter über den zugefrorenen Teich des Steinbruchs an den Klippen bei Mahlitzsch. Er war etwa 30 Meter tief abgestürzt.
Was wie eine Übung aussieht, war eine Personenrettung. Im Februar holte die Feuerwehr einen verletzten 23 Jahre alten Waldarbeiter über den zugefrorenen Teich des Steinbruchs an den Klippen bei Mahlitzsch. Er war etwa 30 Meter tief abgestürzt. © Archiv/Jens Hoyer

Döbeln. Einen der tragischsten Einsätze hatte die Döbelner Feuerwehr am 8. Oktober vergangenen Jahres. Alles fing ganz unspektakulär an. Die Bewohner eines Hauses an der Unnaer Straße in Döbeln Ost hatten Rauchgeruch im Treppenhaus bemerkt, dessen Ursache sich nicht gleich lokalisieren ließ. 

Als die Feuerwehrleute den Entstehungsort gefunden hatten, machten sie eine schlimme Entdeckung. In der Küche der völlig verqualmten Wohnung fanden sie die leblose Wohnungsinhaberin. Sie starb wenig später im Rettungswagen. Ihr pflegebedürftiger Mann lag in seinem verbrannten Bett.

Eine technische Ursache für das Feuer konnte die Polizei schnell ausschließen. Ein Rauchmelder hätte das Leben der beiden Senioren womöglich retten können, sagte Döbelns Feuerwehrchef Thomas Harnisch. Er empfiehlt Rauchmelder in allen Räumen. Auch für die Küche gebe es spezielle Geräte. Vorgeschrieben sind die elektronischen Warngeräte in Sachsen bisher nur für neu gebaute Wohnungen.

Auch beim letzten Einsatz am Silvesterabend hatte die Feuerwehr eine Leiche gefunden. Der 66-Jährige lag tot in seiner verqualmten Küche, in der Essen angebrannt war. Wobei Döbelns Feuerwehrchef nicht ganz klar ist, ob der Rauch ausgereicht hat, um den Mann umzubringen oder eine andere Todesursache vorliegt.

Ein weiterer Toter wurde aus dem Führerhaus eines ausgebrannten Lasters aus Tschechien geborgen, der im Februar bei Simselwitz von der Autobahnbrücke auf die S 32 gestürzt war.

Auf 244 Einsätze kommt die Döbelner Feuerwehr im vergangenen Jahr. Oft wurde sie dabei von den anderen Ortswehren unterstützt. Unter anderem rückte Limmritz 35 Mal aus, Mochau 18 Mal. Die Anzahl der Einsätze fällt damit deutlich niedriger aus als im Vorjahr – da waren es noch 327. Harnisch hat dafür eine Erklärung: „2018 hatten wir sehr viele Einsätze wegen der Stürme.“ 

Davon ist die Wehr 2019 weitgehend verschont geblieben. Trotzdem sind es seit Inbetriebnahme der Leitstelle in Chemnitz deutlich mehr Einsätze als in den Jahren, als Döbeln noch von der Rettungsleitstelle in Grimma alarmiert wurde. Die Feuerwehr wird jetzt deutlich häufiger zu Hilfeleistungen gerufen.

 Etwa zu Türnotöffnungen für den Rettungsdienst bei Gefahr im Verzug, von denen es im vergangenen Jahr allein 18 gab. „Um eine Tür zu öffnen, braucht man schon ordentliches Werkzeug. Die neuen Türen sind vierfach verriegelt. Die bekommt man nur sehr schwer auf“, sagte Harnisch. Es habe auch schon Fälle gegeben, bei denen die Feuerwehr mit der Drehleiter übers Fenster einsteigen musste.

Die klassischen Brandeinsätze machen mit 81 Fällen nicht den größten Anteil der Arbeit der Feuerwehrleute aus. 95 Mal wurde die Feuerwehr zu Hilfeleistungen angefordert. 18 Mal wurde sie außerdem zu Menschenrettungen gerufen. 

Zum Beispiel von Personen aus Autos, aber auch zu Tragehilfen für den Rettungsdienst. Einen großen Anteil der Einsätze machen nach wie vor Fehlalarmierungen aus. 35 Mal rückten die Helfer umsonst aus. Meist hatten Brandmeldeanlagen die Fehlalarme ausgelöst.

Personalprobleme hat die Feuerwehr derzeit keine. 156 Aktive sind in allen Ortswehren tätig, davon sieben Frauen. Erst im neuen Jahr hatte die Feuerwehr drei neue Mitglieder in den aktiven Dienst übernommen. Auch die Jugend interessiert sich für die ehrenamtliche Arbeit.

 Um den Nachwuchs ist Döbelns Feuerwehrchef nicht bange. Die Jugendfeuerwehren Lüttewitz/Theeschütz, Limmritz und Döbeln haben 42 Mitglieder, darunter elf Mädchen. Besonders Döbeln habe viel Zulauf, sagte Harnisch. Anders als früher gehen heute auch nicht mehr so viele junge Leute zur Ausbildung weg und bleiben der Wehr treu.

Die technische Basis der Feuerwehr wird in diesem Jahr noch deutlich aufgewertet. In etwa einem Monat, so rechnet Harnisch, kann das neue Tanklöschfahrzeug übernommen werden. „Im Herbst kommt dann die neue Drehleiter“, sagte Harnisch. 

Ein älterer Tanker wird nach Beicha umgesetzt. Dort ist das neue Gerätehaus weitgehend fertiggestellt und von der Feuerwehr auch übernommen worden. Eine offizielle Einweihung wird es später im Jahr nach Fertigstellung der Außenanlagen geben, so Harnisch.

Entschieden werden muss noch über ein gemeinsames Gerätehaus für Mochau, Choren und Lüttewitz/Theeschütz. In diesem Jahr sei für einen Neubau ohnehin kein Geld eingeplant, so Harnisch.

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