SZ +
Merken

Drauf geschissen

Auf der Burg Mildenstein werden Lokus, Leibstuhl & Latrine gezeigt. Klos verraten viel über die Kulturgeschichte.

Teilen
Folgen
NEU!
© André Braun

Von Frank Korn

Leisnig. Wie haben die Römer früher ihre Notdurft verrichtet? Gab es damals schon Klosetts mit Wasserspülung? Wer Antwort auf diese Fragen sucht, ist in der Ausstellung „Lokus, Leibstuhl & Latrine“, die von heute bis zum 27. November auf Burg Mildenstein (Kornhausboden) gezeigt wird, richtig.

Diese Reisetoilette ist um das Jahr 1900 gebaut worden. Sie besitzt eine Wasserspülung, die beim Schließen des Deckels aktiviert wird. Das Wasser kommt aus einem Tank, der sich im unteren Teil des hölzernen Kastens befindet.
Diese Reisetoilette ist um das Jahr 1900 gebaut worden. Sie besitzt eine Wasserspülung, die beim Schließen des Deckels aktiviert wird. Das Wasser kommt aus einem Tank, der sich im unteren Teil des hölzernen Kastens befindet. © André Braun
In dieser Dose versteckt sich eine Rolle Klopapier. Auf dem Deckel ist das Konterfei von EX-US-Präsident George W. Bush abgedruckt. Solches Zubehör ist gar nicht selten. Es gibt auch Klobürsten mit dem Bildnis von Hillary Clinton.
In dieser Dose versteckt sich eine Rolle Klopapier. Auf dem Deckel ist das Konterfei von EX-US-Präsident George W. Bush abgedruckt. Solches Zubehör ist gar nicht selten. Es gibt auch Klobürsten mit dem Bildnis von Hillary Clinton. © André Braun

Peter Knierriem, der Leiter von Schloss Rochlitz, hat die Ausstellung 2012 in Rochlitz konzipiert. Dort war sie unter dem Titel „Drauf geschissen“ zu sehen. „Der Anlass war, dass uns bei Rundgängen durch das Schloss immer wieder verstohlene, verschmitzte Fragen zum Thema gestellt worden sind“, sagt Peter Knierriem. „Bei den Recherchen sind wir immer wieder erstaunt gewesen, was man aus der Geschichte des Klogangs so alles über die Kulturgeschichte der Menschheit erfahren kann. Die Bandbreite möglicher Themen durch die Jahrtausende wäre schier unendlich“, so Knierriem weiter.

Ob Abortgrube, Schizhûs, Donnerbalken oder Abtritt, die Bezeichnungen für den Ort, wo man diesem menschlichen Bedürfnis nachging, waren je nach Zeit oder geografischem Standort unterschiedlich. Man verrichtete seine Notdurft in großer Runde in öffentlichen, prächtig ausgestatteten Badehäusern in der Antike oder einige Jahrhunderte später auf dem heimlichen Gemach oder hemmungslos, wo man sich gerade befand.

Burgführer Michael Kreskowsky hat den Besuchern gestern Abend bei der Eröffnung so manche Anekdote und viel Wissenswertes über das stille Örtchen erzählt. Klassisch mit Nachthemd und Nachttopf ausgestattet, verrichtete er einen „öffentlichen Stuhlgang“. Diese Sonderführung wird bis zum Ende der Ausstellung noch mehrmals angeboten, auch Gruppenführungen sind möglich.

Unter dem Titel „Öffentliche Stuhlgänge“ werden weitere Sonderführungen am 26. Juni, 16 Uhr, am 23. Juli, 14 Uhr und am 22. Oktober, 14 und 16 Uhr zum Preis von sechs Euro pro Person angeboten. Auch als Gruppenangebot separat unter Telefon 034321-62560 buchbar.