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Drei buddhistische Mönche kommen nach Sachsen

Schüler und Lehrer zeigen großes Engagement für ein Projekt. Im Frühjahr erwarten sie Besuch aus Indien.

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Von Frank Klinger

So viel Lieferverkehr wie am Sonnabend herrscht an der Stauchitzer Oberschule „Anne Frank“ selten. Ein Transporter nach dem anderen fuhr vor oder sogar auf den Hof. Viele Stauchitzer Schüler und Eltern strebten mit Taschen dem markanten blauen Schulgebäude entgegen. „Wir verbinden unseren Tag der offenen Tür mit dem Weihnachtsmarkt der Schule“, erklärte Schulleiterin Doris Alfert. Seit fünf Jahren werden beide Veranstaltungen so organisiert.

Einer ganz speziellen Aufgabe widmete sich die Klasse 10M2. Zusammen mit Sven Perski aus Riesa und Thomas Barth aus Cavertitz bereiten sie einen Besuch von drei buddhistischen Mönchen – Lamas genannt – in Sachsen vor. Die beiden Fotografen lernten die Lamas auf ihren Reisen durch die nordindische Region Ladakh kennen. Über Elternsprecher kam der Kontakt zur Schule zustande. Neben vier anderen Schulen hat man sich auch im Stauchitzer „Blauen Wunder“ Gedanken gemacht, wie man die dafür nötigen 7 000 Euro zusammenbringen kann. „Die Schüler waren dabei sehr kreativ“, berichtete Doris Alfert. Und so zogen am Sonnabend Schüler wie Tim Schuldt und David Michael mit kleinen Körben durch die Gänge, um Plätzchen und Marmelade zu verkaufen. Dustin Heine und seine Mitschüler hatten in der zweiten Etage einen Bücherflohmarkt organisiert.

„Es geht uns nicht nur um die Kosten des Besuchs“, betonte Doris Alfert, „die drei Lamas werden bei ihrem vierwöchigen Besuch in Sachsen auch einen Tag bei uns in Stauchitz zu Gast sein.“ Dann können die Schüler direkt erfahren, dass es andere Lebensweisen gibt, die sich von unserer Gesellschaft unterscheiden. „Wir werden zusammen mit den drei Mönchen diskutieren und auch kochen. Sie bringen typisch indische Musikinstrumente mit, und nicht zuletzt sind die Sprachkenntnisse unserer Schüler gefragt, da die Lamas nur englisch sprechen“, so Doris Alfert.

Der Stauchitzer Bürgermeister Frank Seifert freut sich auch schon auf den Besuch. Er meinte: „Es geht auch um Weltoffenheit und den Einblick in ein Leben ohne großen materiellen Besitz.“ Sven Perski, der zusammen mit den Stauchitzer Schülern schon eine Hilfsaktion für diese nordindische Region organisierte und Winterschuhe dorthin brachte, erklärte: „Der Besuch wird für beide Seiten interessant. Es geht darum, andere Kulturen kennenzulernen und Toleranz zu entwickeln.“ Dafür haben sich Schüler, Eltern und Lehrer mächtig ins Zeug gelegt, ohne zu vergessen, dass Weihnachten immer näher rückt.

Während es auf dem Hof der Schule nach Bratwürsten duftete und einige weihnachtlich geschmückte Buden mit ihrem Angebot lockten, stellten Schüler und Lehrer ihre Bildungsangebote vor. Die 320 Schüler der 14 Klassen beschäftigen sich jahrgangsweise mit verschiedenen Projekten. So erklärten die Fünftklässler die „Freie Stillarbeit“. Dabei geht es um selbstständiges Arbeiten, das allein, in Gruppen oder mit den Lehrern geschehen kann. Die entsprechenden Projekte dauern teilweise mehrere Wochen. Die Schüler der sechsten Klassen sagten den Gästen, was eine „Blaue Pause“ ist. „Das hat nichts mit dem sprichwörtlichen Blaumachen zu tun“, erläuterten sie. „Einmal pro Woche wird der Unterricht für eine Stunde unterbrochen. In dieser Zeit können wir dann Sport treiben, in Ruhe entspannen oder die Bibliothek nutzen.“

Die Schüler der siebenten Klassen stellten unter dem Motto „Wir leben, lernen und arbeiten im Jahnatal“ ihre Heimatregion vor, während sich die Achtklässler mit Anne Frank, der Namensgeberin der Schule beschäftigten. Geschichtslehrerin Gabriele Gill sagte, dass die Schüler mit Unterstützung der IG Metall eine Exkursion in das ehemalige KZ Bergen-Belsen unternahmen, wo das kurze Leben der Anne Frank endete. Von dieser Exkursion berichteten Anneke Schumann, Patricia Hartung und Gesine Dubiell.

Die Neuntklässler stellten ihr gemeinsames Projekt mit der Lebenshilfe Riesa vor, und die Schüler der 10. Klassen gaben einen Einblick in die Homepage der Schule. „Wir sind hier die Gesunden“, sagten die Elternsprecherinnen Kathrin Höhnemann und Annett Schuster, die mit ihren Kindern und anderen Schülern einen langen Tisch, auf dem Obst und Gemüse lag, aufgebaut hatten. „Das ist mal ein Gegenpol zu Rostern und Süßigkeiten“, meinten sie. „Frisch Geschnitztes“ gab es eine Etage höher in der Bastelwerkstatt. Hobbyschnitzer Andreas Unger, dessen Tochter Emely an der Schule lernt, stellte Tannenbäume und Figuren her, die reißenden Absatz fanden.