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Dresden-Graffiti verschönert Gorbitz

Für viele sind die Schriftzüge einfach Schmierereien. Dabei fallen im Wohngebiet immer mehr eindrucksvolle Werke auf.

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© Jörn Haufe

Von Lars Kühl

Eine Farbdose in der Hand, sprüht Sebastian Girbig das Dynamo-D. Auf einem Baugerüst, mitten in Gorbitz, völlig legal. Der 37-Jährige schafft sich diese Woche zusammen mit Christian Höhn an der Giebelwand der 135. Grundschule. Die beiden professionellen Graffiti-Künstler gehören zum Spike e. V. Der hat vom Quartiersmanagement Gorbitz den Auftrag. 5 500 Euro lässt sich die Einrichtung das Wandbild kosten. Das ist über die Hälfte der zur Verfügung stehenden jährlichen Investitionssumme von 10 000 Euro. Den Restbetrag hatte auch Spike bekommen. Damit hinterließ der Verein im Frühjahr seine Spuren bei der Neugestaltung des Amalie-Dietrich-Platzes. Bereits 2011 hatten die Mitglieder in drei Gorbitzer Fußgänger-Tunneln eindrucksvolle Graffiti gesprayt. Viele kennen auch ihre Arbeiten auf zahlreichen Verteiler-Schaltkästen oder den Mauerbögen am Bahnhof Mitte.

Nun also die Schulwand. 15 Meter breit, das Bild ist fast sechs Meter hoch. Nachdem die Grundfarben Blau sowie Grün für Himmel und Wiese aufgetragen waren, nahm das Motiv in den vergangenen Tagen immer mehr Gestalt an. Rechts und links im Hintergrund sind Hochhäuser – für die großen Wohngebiete Gorbitz und Prohlis, erklärt Girbig. Er ist fast 20 Jahre in der Szene, sein Kollege Höhn über 15.

Die Arbeit an der Schule ist für sie ein Auftrag „von durchschnittlicher Größe“, sagt Girbig. In der Mitte ist die Silhouette der Dresdner Altstadt zu erkennen. Auffällig sind auch das Kind mit dem Dynamo-Shirt und die „Giraffen“-Flutlichtmasten des alten Stadions. Überhaupt spielte Dynamo bei der Motiv-Gestaltung von Anfang an eine Rolle. Das Wohngebiet Gorbitz ist eine Fan-Hochburg des Fußball-Zweitligisten. Überall prangt „SGD“. Die Wand gegenüber der Schule an der neuen Höhenpromenade war kurz nach der Fertigstellung schon mit einem überdimensionalen „Sportgemeinschaft Dynamo“ bemalt.

Der Schriftzug stört viele Gorbitzer, vor allem Senioren. Sebastian Girbig findet ihn aber „noch in Ordnung“, andere dagegen weniger. Früher waren auch an der Giebelwand „wilde, unschöne Schmierereien“, sagt Schulleiterin Heike Schmeißner. Sie hofft, dass das Werk von Spike „jetzt respektiert wird“. Über das farbintensive, detaillierte Motiv hatten sie und ihre Lehrerkollegen schnell Einigkeit mit den Künstlern erzielt. Neben Dynamo und der Dresden-Skyline sollten auch Bilder, wie ein comic-hafter Stift, ein Füller sowie ein Radiergummi vorkommen. Und natürlich das Schul- und Hort-Logo. Kombiniert mit klassischen Graffiti: In dem Fall die Sprühernamen von Girbig und Höhn „Slite“ sowie „Wok“. „Die Kleineren finden es einfach cool“, sagt Girbig. „Die Älteren wollen schon wissen, was es heißt.“ Die Sprayer nutzen die Gelegenheit und erklären den Kids, was zu einem guten Graffito gehört. Und was es mit dem Respekt vor der Arbeit des anderen auf sich hat.

Inzwischen sind fast alle Bilder sichtbar. Die Künstler hatten Glück. Einerseits mit dem Wetter, weil es überwiegend trocken blieb. „Bei Nässe haben wir mit den Farben Probleme“, sagt Girbig. Andererseits half ihnen auch, dass die Schule gerade saniert wird. So können die Sprayer das Baugerüst nutzen. Das wird nächste Woche abgebaut, dann stehen noch die Feinarbeiten an. Girbig schätzt, dass sie am Ende an die 200 Farbdosen versprüht haben.