SZ +
Merken

Dresdens beste Kanutin paddelt zu konstant

Steffi Kriegerstein verpasst den Sprung ins deutsche WM-Team. Das hat für die 22-Jährige auch Auswirkungen auf die Olympia-Saison.

Teilen
Folgen
NEU!
© Ute Freise

Von Alexander Hiller

Kann man auf dem Wasser zwischen den Stühlen sitzen? Steffi Kriegerstein beherrscht das. Nicht ganz freiwillig. Die Kanutin vom Wassersportverein „Am Blauen Wunder“ ist eher nur dabei, statt mittendrin. Und Schuld daran ist ihre Konstanz. Sagt die 22-Jährige selbst. Nach den ersten beiden nationalen Qualifikationen des Deutschen Kanu-Verbandes (DKV) nominierte der Dachverband sieben Frauen für die Weltcup-Saison und damit de facto auch für die Kanu-Weltmeisterschaft in Mailand (19. bis 23. August).

„Ich bin bei diesen Rennen auf allen Strecken irgendwie zu konstant gepaddelt, kam immer so auf Platz sieben oder acht ein“, sagt Steffi Kriegerstein. Auf den unterschiedlichen Distanzen zwischen 200 Metern und 1 000 Metern fehlte der Dresdnerin der Ausreißer nach oben. In der nationalen Rangliste liegt Kriegerstein somit auf Rang acht. „Ursprünglich hieß es, dass die besten acht für den Weltcup nominiert werden, wenige Tage später wurden nur die besten sieben Frauen für die Weltcup-Wettbewerbe festgelegt“, sagt Kriegerstein. Als Begründung musste ihre zu konstante Konstanz herhalten. Steffi Kriegerstein kann man also genauso gut eine Nicht-Spezialisierung vorwerfen – oder sie als Alleskönnerin preisen. „Für mich hätte wenigstens auf einer Strecke mal der vierte oder fünfte Platz herausspringen müssen“, hadert die Bundeswehrangehörige mit sich.

Sie muss sich nun – anders als von ihr geplant – mit einem Start bei der U-23-Weltmeisterschaft im portugiesischen Montemor-o-Velho (23. bis 27. Juli) arrangieren. Das soll nun ihr Saisonhöhepunkt werden. „Wir fahren am Pfingstmontag zum viertägigen Trainingslager ins tschechische Racice – dann folgt ein kleinerer internationaler Wettkampf in Ungarn. Und danach kenne ich erstmal keine weiteren Termine“, sagt Steffi Kriegerstein. Nur, dass sie bei der U-23-WM in Portugal startet, stehe nun hundertprozentig fest. Mit einem Hintertürchen zur WM der Aktiven rechnet die Dresdnerin offiziell nicht mehr. „Ich zähle jetzt ein letztes Mal zum U-23-Kader, auf alles andere verlasse ich mich nicht“, betont sie. Im Vorjahr durfte Kriegerstein mit ihrer Zweier-Kajak-Partnerin Sabrina Hering (Rheinbrüder Karlsruhe) noch bei der EM (Bronze K 2, 1 000) und WM (Platz 6 K 2, 500 m) der Aktiven ran - nachdem sie im U-23-Bereich alles abgeräumt hatten: Zweimal EM-Gold, einen WM-Titel.

Doch diese erfolgreiche Partnerschaft – Hering und Kriegerstein bezeichnen sich unabhängig voneinander als „Traumduo“ – ist vorerst gesprengt. Sabrina Hering hat als Ranglisten-Siebente den Sprung ins Weltcup-Team geschafft. „Ich werde meinen Urlaub sicher bei der WM in Mailand verbringen. Irgendjemand muss ja die Sabrina anfeuern“, sagt ihre enge Freundin aus Dresden.

Für die könnte die Nichtnominierung in den A-Kader des DKV allerdings weitreichende Konsequenzen haben. Und das in der nächsten, also der olympischen Saison. „Athleten ohne A-Kader-Status werden von der Deutschen Sporthilfe nicht gefördert“, meint Kriegerstein. Derzeit ist noch offen, ob der Verband im kommenden Jahr ganz auf den Unterbau – also die Berufung der B-Kader – verzichtet. „Ich muss im Olympiajahr also die Vorbereitungstrainingslager mindestens bis Februar selbst organisieren und bezahlen“, sagt sie.