SZ +
Merken

Dresdens Bummelbaustelle

Die Arbeiten auf der Waldschlößchenbrücke verzögern sich immer weiter. Die Fronten zwischen Stadt und Bau-Arbeitsgemeinschaft verhärtet. Sie streiten sich ums Geld.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Peter Hilbert

Bereits das fünfte Jahr wird an der Waldschlößchenbrücke gebaut. Das ist viel zu lange. Darin sind sich Baubürgermeister Jörn Marx (CDU) und Henri Lossau einig. „Geplant war eine Regelbauzeit von zweieinhalb Jahren“, verweist der technische Geschäftsführer der Bau-Arbeitsgemeinschaft (Arge) auf den ursprünglichen Zeitplan. Mit diesem Fazit endet jedoch bereits die Übereinstimmung beider Seiten. Denn die Fronten sind verhärtet. Auch wenn der Bau schon weit fortgeschritten ist – das genaue Ende ist immer noch nicht in Sicht.

Die Hoffnung: Stadt hält noch am Bauende 2012 fest

Im Juni ist das letzte Stück der über 600 Meter langen Fahrbahnplatte betoniert worden. Deren Bau sollte fünf Monate dauern – am Ende sind es zehn. Dies lässt die für Mai 2012 erhoffte Brückenübergabe platzen.

Nun kommen die Fuß- und Radwege auf beiden Seiten an die Reihe. Auch hier gilt das Prinzip Hoffnung. Denn nach wie vor hat die Stadt den Endtermin Dezember 2012 noch nicht fallen lassen. Zumindest offiziell. Gebaut werden sollen jeweils 4,80 Meter breite Stahlbetonstreifen, die im Baujargon als Kappen bezeichnet werden. Doch auch dabei zeichnet sich das gleiche Dilemma ab wie bereits zuvor beim Bau der Fahrbahnplatte. Seit Ende Juni ist noch nicht viel geschehen.

Die Realität: Fußwegbau läuft äußerst schleppend an

Baubürgermeister Marx schüttelt nur mit dem Kopf, als er sich mit der SZ ein Bild vom Fortschritt macht. Keine Handvoll Bauleute arbeitet am Fußwegbau. „Für den ersten Abschnitt wurde viel zu lange gebraucht“, kritisiert er. Insgesamt müssen auf beiden Seiten 35 Fußwegabschnitte gebaut werden, die jeweils 18Meter lang sind. Für ein Stück ist eine Bauzeit von einer Woche veranschlagt.

Beim ersten Abschnitt benötigten die Bauleute dafür die dreifache Zeit. Auch beim zweiten Abschnitt sieht es nicht anders aus. Erst gestern konnte dort die Betonpumpe anrollen. Das sollte nach dem ursprünglichen Plan schon viel früher geschehen, erläutert Marx. „Wir arbeiten immer noch daran, zum Jahresende fertig zu werden“, gibt sich der Bauchef dennoch optimistisch. Das könnte aber nur in einem Fall gelingen: Die Brücken-Arge müsste den Fußweg an mehreren Stellen gleichzeitig bauen. Sonst wären die 24 Zentimeter hohen Stahlbetonkappen erst im März 2013 fertig. Dann müssten sie aber im Wochenrhythmus gebaut werden, was bisher noch nicht der Fall ist.

Erst danach ist es überhaupt möglich, die Geländer samt Beleuchtung zu montieren, die Fahrbahn zu asphaltieren und die letzten Arbeiten auszuführen. Wofür ebenfalls noch Monate benötigt werden.

Die Offenbarung: Firmen werden nicht schneller bauen

Begonnen wurde der Fußwegbau auf der Johannstädter Seite. „Die Arge will parallel dazu auf der anderen Brückenseite anfangen“, stellt Marx in Aussicht. Ab wann so das Tempo forciert wird, konnte er allerdings nicht sagen.

Arge-Chef Lossau zeigt sich verwundert, als die SZ ihn danach fragt. „Da haben wir noch keine Einigung“, stellt er klar. Lossau versichert, dass er an einer Klärung interessiert sei. „Aber es kommt nichts dabei raus“, resümiert er verbittert. Für ihn sei es ein Teufelskreis. Wenn an der Fuß- und Radwegkappe parallel gebaut wird, würde dies zusätzliche Kosten verursachen. „Darüber müsste man reden. Wir sind immer gesprächsbereit“, versichert Lossau. „Doch unsere Gespräche mit Baubürgermeister Marx sind eingeschlafen.“ Bis 2010 hätte man sich fast monatlich getroffen.

Der Streit: Keine Einigung zu geforderten Millionen

Marx beteuert indes gegenüber der SZ, dass mit der Arge über das Bautempo verhandelt werden soll. Doch vor allem geht es um viel Geld. Rund zwölf Millionen Euro fordert die Arge noch von der Stadt. Darüber wird schon seit Jahren gestritten. Die Stadt versuchte mit einer Klage vorm Landgericht zumindest Klarheit bei den zusätzlichen Forderungen beim Stahlbau der Brücke von rund zwei Millionen zu schaffen. Doch das Gericht sah sich nicht als die Instanz, die darüber entscheiden kann und wies die Klage als unzulässig ab.

Kürzlich hat die Stadt gegen diese Entscheidung beim Oberlandesgericht (OLG) Berufung eingelegt, will den Streit möglichst noch vor Brückenfertigstellung klären. „Die berechtigten Nachträge haben wir bezahlt“, erklärt Marx. Auch sonst würden Rechnungen zügig bearbeitet. Offen bleiben jedoch die zwölf Millionen. Im September soll es einen Termin zur Berufung beim OLG geben. „Ob es dann zu einer Entscheidung kommt, ist aber offen“, so Lossau. „Es kann gut sein, dass wir uns noch streiten, wenn die Brücke schon fertig ist.“

Der Endtermin: Im Extremfall ist Brücke erst im Juni 2013 frei

Seit 2010 musste der Übergabetermin dreimal verschoben werden. Aus Sicht der Arge habe die Stadt einen Anspruch, dass die Brücke im März 2013 fertig sein muss. „Wir werden nichts verschleppen“, versichert Lossau. Noch immer werde im Schichtbetrieb gearbeitet. „Wenn aber ein harter Winter kommt, ist der März nicht zu halten. Dann sind wir im Mai oder Juni“, so der Arge-Chef.