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Duell der Außergewöhnlichen

Windsurf-Legende Robby Naish feiert mit 50 Jahren sein Comeback – und trifft dabei auch auf Weltmeister Philip Köster.

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Von Steffen Schröer und Peer Lasse Korff

Als 1976 ein 13-Jähriger bei der WM der Windsurfer am Strand der Bahamas aufkreuzte und sein Brett in die Brandung schleppte, schmunzelten die Zuschauer. Sie ahnten nicht, dass sie Zeitzeugen eines historischen Moments werden sollten. Robby Naish schnappte sich sensationell den Titel und schrieb mit seinem Erfolg Sportgeschichte. Format: Wunderkind.

Robby Naish kehrt in seiner Wahlheimat in den Wettkampf zurück. Fotos: dpa
Robby Naish kehrt in seiner Wahlheimat in den Wettkampf zurück. Fotos: dpa © dpa

Auch 37 Jahre später steht Naish noch jeden Tag auf dem Brett. Jetzt will er sogar ein Wettkampf-Comeback wagen. Nach zwölf Jahren Pause kehrt der inzwischen 50-Jährige beim Weltcup in seiner hawaiianischen Wahlheimat Maui vom 24. Oktober bis 6. November auf die Tour zurück. „Ich kenne das Revier wie meine Westentasche. Jetzt möchte ich sehen, ob ich mit den jungen Leuten noch mithalten kann“, sagte Naish als Gast beim Weltcup auf Sylt.

Eine Wildcard lehnt der gebürtige Kalifornier aber ab, „die würde ich lieber einem jungen Fahrer überlassen. Ich will das Hauptfeld über die Qualifikationsrunde erreichen.“ Auf Hawaii kommt es zum Duell mit dem zweifachen Titelträger Philip Köster aus Deutschland. Dann trifft Naish, der jüngste Windsurf-Weltmeister aller Zeiten, auf Köster, den zweitjüngsten.

24 WM-Titel sammelte der im kalifornischen La Jolla geborene Robert Staunton Naish in seiner Karriere. Sein Name gilt bis heute als Synonym für die Sportart, aber der Sonnyboy blieb trotz aller Siege immer bescheiden: „Ich hatte nie einen Manager, Trainer oder Fitnesscoach.“

Sein Markenzeichen wurde die Segelkennung US-1 111. Er revolutionierte das Windsurfen, zeigte radikale Manöver, die anfangs kein Anderer beherrschte: Sein extrem verzögerter Salto bei vertikaler Segelstellung war ein bahnbrechender Trick. „Er verbreitete die Coolness des Windsurfens“, sagte Köster: „Ich setze mich immer noch gern an den Strand und gucke ihm zu.“

Die Naishs zog es früh von Kalifornien nach Hawaii. Der Vater folgte als Rettungsschwimmer und Surfer den Wellen der Waimea Bay. Diese Leidenschaft übertrug sich auf den Sohn. Er ist einer der wenigen Surfer mit Segel, die es mit Riesenwellen aufnehmen. Naish wuchs mit seinen drei Geschwistern in eher bescheidenen Verhältnissen in Kailua im Nordosten der Insel Oahu auf. Bis zur vierten Klasse trug er beinahe nie Schuhe. Sein Leben spielte sich am Strand ab: „Ich war auf Hawaii der einzige Junge mit einem Windsurfbrett. Die anderen dachten nur ans Wellenreiten.“

Heute ist das Multi-Talent auch Multi-Millionär – dank des Erfolgs seiner Firma Naish Hawaii, die Material für Wind- und Kitesurfen vertreibt. Naish und seine Frau sind mittlerweile Großeltern. Wenn er sagt, „ich bin der glücklichste Mann auf der Welt“, klingt das authentisch: „Ich habe keinen Grund für Depressionen.“ Naish mag die raue Nordsee und spricht fließend Deutsch. In seinem Dorf auf Hawaii scherte sich keiner ums Windsurfen, sagte er mal: „Das war eine gute Balance, die wohl half, dass ich kein arroganter Idiot wurde.“ (sid)