Von Jürgen Müller
Torsten Anton hatte keinen leichten Stand. Der Geschäftsführer der Firma WSB Neue Energien aus Dresden erläuterte den Gemeinderäten von Diera-Zehren die Pläne seiner Unternehmensgruppe zum Bau des Windparkes in Wölkisch.
Der wird seit vielen Jahren geplant, doch gebaut werden konnte bisher noch nicht. Grund ist, dass der derzeit gültige Regionalplan von 2003 stammt. In diesem ist Wölkisch zwar als Windvorranggebiet ausgewiesen, doch der Regionalplan wird seit Jahren „fortgeschrieben“, eine endgültige Fassung liegt noch immer nicht vor. Das schafft Planungsunsicherheit. Zwar wurden neun Windkraftanlagen in zwei Stufen genehmigt, weitere zwei wurden beantragt. Das Problem ist aber, dass sich die Technik im Laufe der Zeit weiterentwickelt hat.
Die damals beantragten Windräder sind heute nicht mehr effektiv, entsprechen nicht mehr dem Stand der Technik. Deshalb hat WSB in einem Zielabweichungsverfahren Änderungen beantragt. Die Windmaschinen sollen nicht mehr 100, sondern bis zu 150 Meter hoch sein. Streit gibt es auch um die Abstandsflächen zur Wohnbebauung.
Diera-Zehren ist eigentlich gar nicht betroffen, da die Anlagen alle auf Lommatzscher Gebiet gebaut werden sollen. Allerdings werden sie den Wölkischern direkt vor die Nase gesetzt. Sie fühlen sich dann doppelt belästigt, zum einen durch die vielbefahrene Bundesstraße 6, zum anderen durch die Windräder. „Sie zahlen Geld an Lommatzsch, und wir haben nichts davon, sondern werden mit Lärm und Schattenwurf belästigt. Dadurch sinkt der Wert unserer Grundstücke“, sagte Hildegard Beuchel aus Wölkisch. Sie will notfalls privat gegen den Windpark klagen.
Widerstand kam auch aus den Reihen des Gemeinderates. Lutz Wagner bezeichnete den geplanten Windpark als „optische Umweltverschmutzung“. Die Befragung des Gemeinderates sei nur ein demokratisches Deckmäntelchen. „Diese Windkraftanlagen sind nur eine Gelddruckmaschine auf Kosten unserer Bürger, die das mit der Stromrechnung bezahlen“, so Wagner. Der Diera-Zehrener Gemeinderat lehnte den Windpark ab.
Die Firma WSB, die es seit 1996 gibt, hat seitdem mehr als 300 Windkraftanlagen im Wert von 457 Millionen Euro errichtet. Gebaut werden die Anlagen teils für Investoren, teils betreibt die Firma die Windparks auch selbst. Gebaut hat die Firma WSB auch den Windpark in Nossen und am Lommatzscher Tummelberg. Pro Anlage erhält die Stadt Lommatzsch eine Entschädigung. Eine Anlage kostet derzeit rund zwei Millionen Euro.
Der Lommatzscher Stadtrat hingegen hat, wenn auch nach kontroverser Diskussion, in der vergangenen Woche dem Bau der Windkraftanlagen in Wölkisch zugestimmt. Gebaut werden sollen sie in den Gemarkungen Lautzschen und Zscheilitz, die zu Lommatzsch gehören.
Der sächsische FDP-Fraktionschef Holger Zastrow warnt vor „überzogenen Gewinnerwartungen“ von Kommunen aus der Genehmigung von Windkraftanlagen. „Dem Traum, durch die Ansiedlung von Windparks als Gemeinde das große Geld zu machen, folgt am Ende womöglich das böse Erwachen“, sagt Zastrow. „Riesige Windräder belasten die Anwohner mit Lärm und Schattenwurf und bedeuten erhebliche Wertverluste für die Grundstücke in den betroffenen Gebieten. Regionen, die wesentlich vom Tourismus leben, riskieren mit der Verspargelung der Kulturlandschaft sogar ihre Existenzgrundlage. All das ist ein sehr hoher Preis für die vage Hoffnung auf vermeintliche Steuereinnahmen“, betont Zastrow.