SZ + Bischofswerda
Merken

"Ich werde durch Corona nicht bankrott gehen"

Heiko Düring musste seinen East Club in Bischofswerda von 100 auf 0 herunterfahren. Seinen Optimismus hat er trotzdem nicht verloren.

Von Ingolf Reinsch
 5 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Heiko Düring betreibt seit 1994 den East Club in Bischofswerda. Das Jahr 2020 startete hoffnungsvoll, unter anderem mit einem Auftritt von Olaf Schubert. Doch seit Mitte März geht wegen Corona nichts mehr.
Heiko Düring betreibt seit 1994 den East Club in Bischofswerda. Das Jahr 2020 startete hoffnungsvoll, unter anderem mit einem Auftritt von Olaf Schubert. Doch seit Mitte März geht wegen Corona nichts mehr. © SZ/Uwe Soeder

Bischofswerda. Kinos und Theater fahren nach dem Lockdown vorsichtig wieder hoch - Klubs wie der East in Bischofswerda müssen weiterhin geschlossen bleiben. Keine Veranstaltungen, keine Partys, kein Badfest, dafür aber ein Versprechen von Klubchef Heiko Düring:  "Sobald es wieder grünes Licht für Diskotheken und Klubs gibt, sind wir wieder für euch da und feiern die Party des Jahres." Im Gespräch mit Sächsische.de sagt er,  was die nun schon seit drei Monaten andauernde Schließung des Klubs für den East und für ihn persönlich bedeutet. 

Herr Düring, wann rechnen Sie damit, dass im East wieder Veranstaltungen möglich sein werden?

Da vertraue ich auf die gewissenhaften Entscheidungen der zuständigen Behörden. 

Wie lange braucht es, um den Klub wieder hochzufahren? 

Fünf Stunden, nicht länger. 

Übertreiben Sie da nicht ein bisschen? Schon, weil Sie ja auch Akteure brauchen. 

Ich bin in der Szene gut vernetzt. Fünf Anrufe, dann steht das Programm. Mich treibt eine andere Frage um:  Was wird künftig wieder möglich sein? Mein Anspruch ist es, den Leuten gute Unterhaltung bei einer durchtanzten und durchschwitzten Nacht zu bieten. 

Wie schwer fällt es Ihnen, nun schon ein Vierteljahr auf Partys zu verzichten?

Das geht schon, weil Partys für mich  ja immer auch Arbeit sind. Seit Jahren mache ich so gut wie alles allein - vom Plakatieren bis zur Abrechnung. Nur am Veranstaltungstag  habe ich Unterstützung. Da kann ich der jetzigen Pause durchaus auch was Gutes abgewinnen. 

Und die wirtschaftlichen Verluste? 

Natürlich tut es weh, wenn Veranstaltungen wie das Bischofswerdaer Stadtfest an diesem Wochenende abgesagt werden müssen, wo der East sich ein Jahr lang als Mitglied der AG Schiebocker Tage 2.0 in die Organisation einbringt, eine Aftershow veranstaltet und einen Getränkestand betreibt. Oder wenn die Schiebocker Badparty Eastbeach, die eine Woche später geplant war, ausfällt. So etwas schlägt wirtschaftlich ins Kontor, ganz klar.  

Sind Klubs durch die Schließung in ihrer Existenz bedroht?

Ja. Wer frisch auf dem Markt ist, hat verloren. Doch auch  etablierte Klubs müssen mit den Ausfällen klarkommen. Große Veranstaltungen fallen aus, Festivals werden abgesagt. Wer kann, bucht die Bands fürs kommende Jahr um. Damit werden für dieses Jahr geplante Einnahmen aufs nächste Jahr verschoben, aber kein zusätzlicher Umsatz erzielt. 

Wie überbrücken Sie selbst die Durststrecke? 

Ich werde durch Corona nicht bankrott gehen. Das Haus des East gehört unserer Familie.  Die Unterhaltungskosten sind überschaubar. Ich fahre kein teures Auto. Und es ist ein Vorteil in der Krise, dass ich keine Verantwortung für Beschäftigte habe. 

Als Liquiditätshilfe habe ich für den East über die Sächsische Aufbaubank Soforthilfe beantragt und schnell bekommen. Die Stiftung Lichtblick der Sächsischen Zeitung unterstützte mich mit 500 Euro. Für beides bin ich sehr dankbar. 

Von  vielen Selbstständigen, die ohne Angestellte arbeiten, hört man, dass die staatlichen Förderprogramme nur Betriebsmittel ersetzen, nicht aber die Ausfälle für den Unternehmerlohn. Mancher wird so zum Hartz 4-Empfänger. Droht Deutschland ein Künstler- und Kultursterben?

Durchaus möglich. Bundes- und Landesregierungen wollen bei der Bewältigung der Corona-Krise eine Milliarde Euro für die Förderung der Kultur bereitstellen. Das klingt erst mal viel. Aber wenn man hört, dass allein 100 Millionen Euro die Einnahmeausfälle von Institutionen ausgleichen, die hauptsächlich vom Bund gefördert werden, wie die Berliner Philharmoniker und die Festspiele in Berlin oder Bayreuth, dann relativiert sich diese eine Milliarde sehr schnell. 

Trotzdem finde ich es sehr gut, dass der East die Soforthilfe  bekommen hat. Das zeigt, dass die Kleinen nicht ganz durchs Rost fallen. Ich kenne aber auch viele, die nicht so leicht reden können.