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Echtes Silber statt geschenktes Gold

Die neuen Smileys haben bei der Deutschen Meisterschaft Platz 2 belegt. Aus sportlicher Fairness verzichteten sie auf einen Protest.

Von Dirk Westphal
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Holten bei der Deutschen Meisterschaft im Rock ’n’ Roll-Girl-Formationstanzden zweiten Platz: Die Formation Smileys des WelWel Sport- und Tanzvereins Döbeln.
Holten bei der Deutschen Meisterschaft im Rock ’n’ Roll-Girl-Formationstanzden zweiten Platz: Die Formation Smileys des WelWel Sport- und Tanzvereins Döbeln. © privat

Döbeln. Die jungen Sportlerinnen des WelWel Sport- und Tanzvereins sind fast dort angekommen, wo ihre Vorgängerinnen 2011 bis 13 standen: An der deutschen Spitze im Rock ’n’ Roll-Girl-Formationstanz. Bei den Deutschen Meisterschaften in Bochum gewannen die neun- bis 13-jährigen Mädels die Silbermedaille.

Vor rund dreieinhalb Jahren hatten die Döbelner Verantwortlichen nach einem Umbruch im Verein mit dem Slowaken Stanislaw Kocis einen hochkarätigen Trainer verpflichten können. Diesem gelang es, in kürzester Zeit zwei neue Formationen auf die Beine zu stellen, die dem Leistungsanspruch der bundesdeutschen Rock ’n’ Roll-Szene genügen. Bereits im vergangenen Jahr setzten die neuformierten Smileys mit dem vierten Platz bei den Deutschen Meisterschaften in Flensburg eine Hausmarke. „Dranbleiben und mehr Wettkampfhärte aufbauen, war danach unser Anspruch“, sagt Vereinschef Thorsten Hartwig. So traten die Döbelnerinnen im Verlauf der vergangenen zwölf Monate regelmäßig in Tschechien und der Slowakei auf. „Dort ist die Leistungsdichte einfach größer, da Rock ’n’ Roll als Leistungssport betrieben wird“, erklärt Hartwig und fügt an: „Aber auch da haben sich die Mädels schon ganz ordentlich verkauft und gute Platzierungen erreicht.“

Bei den Deutschen Meisterschaften, dem einzigen nationalen Wettkampf in der Bundesrepublik, trafen die Mittelsächsinnen auf 13 weitere Formationen. „Da sind gestandene Vereine dabei, wo die Mädels zum Teil viel wettkampferfahrener sind, als unsere junge Truppe“, sagt Hartwig. Dennoch qualifizierten sich die WelWel-Tänzerinnen mit dem vierten Platz in der Vorrunde für das Finale. Ein besseres Abschneiden verhinderten zu diesem Zeitpunkt zwei Taktfehler. Der Vorsprung reichte aber locker, um im zweiten Durchgang weiter dabei zu sein. Hartwig: „Es wird hart gewertet. Jeder kleine Fehler zieht einen Punktabzug nach sich.“

Im Finale traten sieben Formationen in umgekehrter Reihenfolge der Qualifikation an. „Wie beim Skispringen“, sagt Hartwig. Da erstmalig bei einem solchen Wettkampf umgehend die Auswertung erfolgte, war der Jubel bei den Döbelnerinnen nach ihrem Auftritt schon mal groß. Sie hatten alle anderen Formationen hinter sich gelassen und den zweiten Platz schon mal sicher. „Das war mehr, als wir erwartet hatten“, so der Vereinsvorsitzende. 

Nun begann das große Bangen und Hoffen. Klappt es mit einer Medaille? Bald war klar, dass es nur die Frage ist, welche Farbe diese hat. Denn vor der letzten Formation, aus Worms, standen die WelWel-Girls noch auf Platz eins. Silber war somit sicher. Die Rheinland-Pfälzerinnen legten dann eine richtig tolle Show hin. Hartwig: „Ein paar Zuschauer im Saal haben uns vorn gesehen, ein paar die Wormserinnen.“ Letztendlich hatten die mit 10,2 Punkten die Nase ganz knapp vorn. Die Freude über Meisterschaftssilber trübte das bei den Döbelnerinnen überhaupt nicht, wobei sich die Smileys den Titel sogar noch am grünen Tisch hätten holen können. „Die Wormser Mädchen waren geschminkt. Das ist in dieser Altersklasse, laut Tanzsportordnung des Verbandes, ein klarer Regelverstoß, der mit 20 Punkten Abzug geahndet wird“, erklärt Thorsten Hartwig. 

Ein Protest hätte mit Sicherheit Erfolg gehabt und Platz eins gebracht. Doch die Döbelner Verantwortlichen entschieden, gemeinsam mit den Tänzerinnen, Abstand von einem Protest zu nehmen. „Es hat ja auf die sportliche Leistung keinen Einfluss. So wollte niemand von uns gewinnen, da wären sich alle komisch vorgekommen“, begründet Hartwig. „Die Mädels stehen nach nicht mal vier Jahren erstmals auf dem Podest und haben die ganze Zukunft vor sich.“

Neben den Smileys traten in Bochum auch die Sportlerinnen und der Sportler der Döbelner Showformation „Burn the Floor“ an. Im Wertungslotto, wie es Hartwig ausdrückt, belegte diese Gruppe den respektablen neunten Platz von 16 Gruppen. „Es gibt keine echten Wertungskriterien“, erklärt Hartwig, „die Platzierungen kommen rein subjektiv zustande.“ So wären die Auftritte genau so toll gewesen, wie die der Smileys. Davon könnten sich übrigens auch die Besucher des Döbelner Tanzfestes am Sonnabend überzeugen, bei dem beide Formationen des WelWel Sport- und Tanzvereins auftreten werden.

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