Ein Dino im Park

Von Helene Krause
Döbeln. Rund 50 Naturinteressierte waren zu dem Vortrag mit Führung durch das Parkgelände des ehemaligen Oberfriedhofs in Döbeln Ost gekommen. Lothar Schmidt, gelernter Gärtner, Landschaftsbauer und Landschaftsarchitekt führte sie durch das Gelände. Dabei gab Schmidt nicht nur einen Einblick in die Pflanzenwelt, sondern auch in deren Mythologie und gleichzeitig in die Stadtgeschichte.
Im Mittelalter erstreckte sich der Friedhof von Döbeln rings um die Nikolaikirche. Irgendwann wurde er zu klein. Deshalb wurden die Toten später im Bereich der St.-Georgen-Straße und der Wappenhenschstraße begraben. Erst im Jahr 1861 erfolgte die Verlagerung des Friedhofs nach Döbeln Ost. In den 1950er-, 60er- und 70er-Jahren entstanden dort zwei neue Wohngebiete.
Der damaligen SED-Führung sei der Oberfriedhof, der sich zwischen den Wohnanlagen befand, ein Dorn im Auge gewesen, so Schmidt. Sie kauften der Kirche das Grundstück ab und machten daraus einen Park. Noch heute künden zahlreiche Grabmale und der alte Baumbestand von der ehemaligen Nutzung des Geländes.
Neben Ahorn, Eschen, Eichen wachsen auch Lebensbäume, Rhododendren, Fichten sowie andere Bäume und Sträucher auf dem Areal. So informierte Lothar Schmidt unter anderem über die verschiedenen Ahornarten wie den Spitz-, Berg- und Feldahorn, woran man sie erkennt und wozu sie genutzt werden.
Wer weiß heute noch, dass der Holunderstrauch früher auf jedem Bauernhof wuchs und ein sogenannter Hausbaum war? Von ihm nutzten die Menschen nicht nur die Blüten und Früchte, sondern auch die Wurzeln für Tees und Speisen. Außerdem sollte der Holunder einst böse Geister abwehren und vor Krankheiten aber auch vor Unwetter schützen.
Auch Tiere gibt und gab es auf dem ehemaligen Oberfriedhof. Das sind nicht nur lebende Igel und Eichhörnchen. Lothar Schmidt zeigte außerdem einen kleinen Dinosaurier, eine Schlange sowie weitere Tiere und Gegenstände. Alle bestehen aus morschen Ästen und sind, mit ein wenig Fantasie, gut zu erkennen.
Die zweistündige Führung fand ihren Abschluss auf dem Gelände des Mehrgenerationensportplatzes in Döbeln Ost. Dort konnten die Wanderfreunde die bunte Vielfalt der Gehölze bewundern, die in Blüte und Blattfärbung harmonisch aufeinander abgestimmt sind. Für die Blumenpracht auf dem Gelände sorgte Georg Rausch aus Döbeln, der bei der Wanderung mit dabei war.
Veranstalter der Führung war die Arbeitsgruppe Döbelner Heimatfreunde am Stadtarchiv. Wie Ute Ludwig von der Arbeitsgruppe sagte, sollen die Veranstaltungen zur Tradition werden. Deshalb geht es am Montag, 3. Juni, im großen Sitzungssaal des Rathauses weiter. Dort informiert Referent Helmut Bunde über das klösterliche Leben in Döbeln von 1330 bis 1564.