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Ein Familienbetrieb steht als Wiedereinrichter Modell

Landrat Manfred Graetz und Dr. Ulrich Hofmann, Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft, statteten gestern drei landwirtschaftlichen Betrieben einen Besuch ab. Die erste Station ist Gersdorf, weitere der Betrieb der Familie Kucka in Schrebitz und die Agrar AG in Ostrau.

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Von Elke Kunze

Landrat Manfred Graetz und Dr. Ulrich Hofmann, Leiter des Staatlichen Amtes für Landwirtschaft, statteten gestern drei landwirtschaftlichen Betrieben einen Besuch ab. Die erste Station ist Gersdorf, weitere der Betrieb der Familie Kucka in Schrebitz und die Agrar AG in Ostrau.

Privat seit 1990

„Gottfried Züchner war nach der Wende einer der ersten in der Region, der sich entschloss, wieder Landwirtschaft zu betreiben“, so Hofmann. Als Wiedereinrichter wagte der Gersdorfer am 1. November 1990 mit dem 18 Hektar großen Hof des Schwiegervaters Erwin Müller den Neubeginn. „Er war in den 60er Jahren in die LPG gegangen worden“, so Gottfried Züchner. Schon 1990, so sagt er, habe festgestanden, dass Sohn Tilo einmal den Betrieb übernehmen wird. „Sonst hätten sich die Investitionen nicht gelohnt.“ Seit vorigem Jahr führt nun Sohn Tilo die Geschäfte. „Wegen des frühen Starts war der Betrieb ein Modellprojekt für die umweltgerechte Landwirtschaft und immer ein Vorzeigebetrieb“, erklärt der Amtsleiter.

Kühe bringen Spitzenleistung

Den Schwerpunkt legten die Züchners auf die Milchwirtschaft. 120 Rinder, 57 Milchkühe und jährlich 50 Kälber zählen zum Bestand. Das Milchvieh fühlt sich im 1992 errichteten, lichtdurchfluteten Stall sichtlich wohl. Beim Rundgang ist Landrat Graetz vor allem von der Sauberkeit sehr beeindruckt. Blitzblanke Wände, eine strahlend helle Decke und kaum eine Spinnwebe veranlassen zum Staunen. „Jeden Winter wird etwas anderes ganz gründlich gereinigt und auch sonst sehr auf Ordnung geachtet. Man muss sich schließlich wohlfühlen“, sagt Tilo Züchner. Das gelte für die Tiere wie für die Mitarbeiter. Neben dem Chef gehören dazu die Lebensgefährtin und seine Mutter. Auch Vater Gottfried packt mit zu. „Weil wir als Familienbetrieb nicht jede Stunde abrechnen, kommen wir mit dem Preis klar“, so Tilo Züchner. Zurzeit gibt es 27 Cent pro Liter. Durchschnittlich geben Züchners Kühe 9300 Liter Milch im Jahr. „Ein Spitzenwert“, so Dr. Hofmann. Zum Vergleich nennt er die Bestwerte aus DDR-Zeiten. „Gute Kühe lieferten etwa 4500 Liter Milch.“ Die gute Leistung schreibt Seniorchef Gottfried Züchner auch dem Futter und der Tiergesundheit zu. So gibt es frisches Heu, den Tee für die Tiere, wie Dr. Hofmann sagt. „Bis auf Soja und Rapsschrot produzieren wir das Futter selbst“, erklärt der Juniorchef. Um Getreide und Stroh gut zu lagern, bauten die Züchners 2001 eine Halle.

Beruf ist auch Hobby

„Inzwischen haben wir schon die Zuckerrüben gesät, der Mais ist in einer Woche dran, wenn der Boden etwas wärmer ist“, schildert Tilo Züchner den Gästen. Wenn der gelernte Bauschlosser über seinen Beruf erzählt, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Und man nimmt ihm ab, dass er Urlaub nicht braucht. „Mein Beruf ist auch mein Hobby“, sagt er. Das hat er wohl von Vater Gottfried gerbt. Und nun hoffen die Züchners, dass der gerade mal einjährige Karl später die Familientradition fortführen wird. Auf jeden Fall haben es dem kleinen Mann die Traktoren schon angetan.