SZ + Freital
Merken

Ein Gemeindesaal wird zum Theater

Am Sonnabend feiert die Spielbühne Freital ihre letzte Premiere im Kupplungswerk. Im November zieht sie um.

Von Thomas Morgenroth
 3 Min.
Teilen
Folgen
NEU!
Manfred Keydel ist der Bauherr für die neue Spielbühne, die im ehemaligen Gemeindesaal in Freital-Döhlen entsteht.
Manfred Keydel ist der Bauherr für die neue Spielbühne, die im ehemaligen Gemeindesaal in Freital-Döhlen entsteht. © Thomas Morgenroth

Es wird ein Abschied mit Paukenschlag: Am Sonnabend erlebt die Spielbühne Freital im ehemaligen Kupplungswerk in Döhlen ihre letzte Premiere. Dabei zieht das Amateurtheater noch einmal alle Register. Mit „Die Hochzeit und das Ende danach“ bringen zehn Schauspieler eine Farce als Uraufführung auf die Bühne, die René Rothe und Eric Jacob nach Motiven von Anton Tschechow geschrieben haben. Rothe, der schon öfter mit dem Freitaler Ensemble inszenierte, führt auch Regie.

Nach der zweistündigen Vorstellung gibt es eine etwas andere Premierenfeier, die als „Abrissparty“ mit Musik und Tanz angekündigt wird. Der Abriss ist dabei nicht wörtlich zu nehmen, allerdings wird tatsächlich das Ende der Spielstätte eingeläutet. Im November fällt in dem einstigen Speisesaal der letzte Vorhang – nach 21 Jahren und fast eintausend Vorstellungen.

Die neue Spielbühne in der Lutherstraße von der Rückseite gesehen. Im Sommer will das Amateurtheater auch draußen spielen. 
Die neue Spielbühne in der Lutherstraße von der Rückseite gesehen. Im Sommer will das Amateurtheater auch draußen spielen.  © Thomas Morgenroth

„Unser Vermieter hatte uns eigentlich schon zum Ende vergangenen Jahres gekündigt“, sagt Intendantin Kerstin Hofmann. Weil so schnell aber kein Ausweichquartier zu finden war, wurde der Mietvertrag mehrmals verlängert. Lange Zeit sah die Spielbühne kein Licht am Horizont, auch die Stadt konnte nicht helfen. Auf den Prüfstand kamen unter anderem das ehemalige Küchenstudio in Nähe der Christuskirche in Deuben, das einst ein Kino war, und die Feilenfabrik, die heute das Deutsche Rote Kreuz nutzt. Beide Objekte erwiesen sich entweder als untauglich für den Zweck oder als nicht finanzierbar.

Private Investitionen

Bis der Vereinsvorstand schließlich in Döhlen fündig wurde. Das Kirchspiel Freital bot der Spielbühne den ehemaligen Gemeindesaal an, ein 1933 gebautes zweistöckiges Gebäude. Allerdings wäre das auch am Geld gescheitert, wenn sich nicht ein privater Investor gefunden hätte. Dieser heißt Manfred Keydel. Der Freitaler Handwerker und Geschäftsmann im Ruhestand hat das Haus gekauft und saniert es, um es nach der Fertigstellung an die Spielbühne zu moderaten Konditionen zu vermieten.

Manfred Keydel investiert nach eigenen Angaben mehr als einhunderttausend Euro, damit die Spielbühne weiter existieren kann. Warum er das tut? „Meine Tochter Kathleen spielt dort mit, seit sie 16 ist“, sagt er. „Ich bin dem Theater so schon seit fast dreißig Jahren verbunden.“ Außerdem, sagt der 66-Jährige, sei es eine schöne Aufgabe, jetzt wo er seinen Markisen- und Rollladenbau dem Sohn übergeben hat.

Das 1973 gegründete Theater bekommt nun zum ersten Mal ein eigenes Haus. Im auch für Rollstuhlfahrer zugänglichen Erdgeschoss, das um einen Container erweitert wird, finden die Vorstellungen statt, allerdings in etwas kleinerem Rahmen als bisher. Statt 70 gibt es nur 55 Plätze für die Zuschauer. Dafür könnte auch draußen gespielt werden. Im Obergeschoss ist Platz für Fundus und Technik, für eine Küche, einen Probenraum und für die Toiletten.

Am 30. November soll in der neuen Spielbühne mit dem Kinderstück „Hilfe, die Herdmanns kommen!“ die erste Premiere sein, die zweite ist Silvester mit der Komödie „Der Vorname“, beides inszeniert von Mario Grünewald. In der alten Spielbühne steht noch einmal „Die Weihnachtsgans Auguste“ auf dem Spielplan, die ersten Vorstellungen der „Hochzeit“ und, nicht verpassen, die Abschiedsparty an diesem Sonnabend nach der Uraufführung.

„Die Hochzeit“, Uraufführung am 5.10., 20 Uhr, in der alten Spielbühne, außerdem am 6.10., 19 Uhr; weitere Termine im November und 2020; die ersten Premieren im neuen Haus, Lutherstraße 33: „Hilfe, die Herdmanns kommen“, 30.11., 17 Uhr, und „Der Vorname“, 31.12., 17 Uhr.