Von Constanze Junghanß
Fast ein ganzes Jahr blieben die Pforten der Bier- und Musikkneipe „Journal“ in Reichenbach geschlossen. „Das hatte familiäre Gründe“, sagt Marcel Tobien. Nun freut sich der Inhaber, sein Lokal wieder eröffnen zu können. Am heutigen 29. September ist es soweit, 17 Uhr werden die ersten Gäste erwartet.
Eine Menge Leute hätten den Wirt im Vorfeld auf eine Neueröffnung angesprochen. „Die Nachfrage war wirklich enorm, und das gab mir den Mut, nochmals an den Start zu gehen“, sagt Marcel Tobien. Allerdings öffnet das „Journal“ vorerst nur für ein halbes Jahr. Es wird damit als Saisongeschäft betrieben. Der Wirt sammelte bei seinem ersten Anlauf von 2000 bis 2005 die Erfahrung, dass der Betrieb vor allem über die Wintermonate gut geht. Im Sommer dagegen herrsche eher Flaute. „Da setzten sich die meisten lieber in den eigenen Garten oder auf den Balkon, wenn sie feiern möchten“, erzählt Marcel Tobien.
Zelle mit Dartautomat
Nun möchte der Gaststätteninhaber in der kalten Jahreszeit so manche neue Überraschung präsentieren. Der Malefizkeller dürfte in der Region die einzige ehemalige Gefängniszelle sein, in der ein Dartautomat steht. Im Nachbarhaus auf dem Alten Ring 16 und zu der Zeit, als die schlesisch preußische Grenze noch in unmittelbarer Reichweite war, befand sich hier eine Polizeistation. „Malefize“ – so nannte man die kleinen „Bösewichte“ – wurden anno dazumal dort für ihre Vergehen eingesperrt.
Mit denkmalrechtlichen Auflagen sanierte Marcel Tobien den Raum. Künftig erhalten Gäste im alten Knast auf Wunsch ihr frisch gezapftes Bier. An die Vergangenheit Reichenbachs erinnert ebenfalls eine Sitzbank vom Bahnhof aus den sechziger Jahren. Und so manches weitere antike Stück konnte der Wirt beschaffen. Eine gusseiserne Waage neben tönernen Töpfen und anderen Antiquitäten ist zu entdecken.
Auch eine Bühne hat Platz
„Neu dagegen ist, dass ich durch ein Podest den Raum vergrößern und damit mehr Sitzplätze schaffen konnte“, erzählt der gebürtige Schwabe. Gleichzeitig entstand Platz für eine Bühne. Denn nicht umsonst nennt sich das „Journal“ auch Musikkneipe. Bands wie die Fishermans, Monkey Brains oder Another Fish werden noch in diesem Jahr hier zu erleben sein.
Wie die Zukunft nach dem Neustart aussieht, steht momentan zwar noch in den Sternen. „Ich werde erst einmal schauen und abwarten. Rentiert sich der Betrieb, kann man vielleicht weitere Zukunftsgedanken schmieden“, sagt Marcel Tobien schon einmal optimistisch.