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Ein Lob an die Stadt Niesky

Hans Laubsch aus Niesky schreibt: Am Ende meines langen Lebens möchte ich meiner Heimatstadt Niesky dafür danken, dass ich in ihr viele friedliche und glückliche Jahre verleben durfte. Zehn Jahre meiner...

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Hans Laubsch aus Niesky schreibt:

Am Ende meines langen Lebens möchte ich meiner Heimatstadt Niesky dafür danken, dass ich in ihr viele friedliche und glückliche Jahre verleben durfte. Zehn Jahre meiner Kindheit (1926 bis 1936) im Haus neben der roten Kirche erinnern an eine herzliche Verbundenheit mit Eltern, Großeltern, Nachbarn und Schulfreunden. Um gebildet zu werden, sperrte man mich dann in Görlitz bei Verwandten in eine Einzimmerwohnung im dritten Stock. Die folgenden Jahre wurde ich unbarmherzig in die große Welt gestoßen in Schützengraben und Gefangenenlager. 1966 kehrte ich mit Ehefrau und Sohn nach Niesky zurück. Hier lebte ich mit meinen Eltern und meiner Familie in einem wunderschönen Wohngebiet, das in der ehemaligen DDR entstanden ist. Bis heute bin ich der Wohn-Genossenschaft dankbar für die Wohnqualität. Meine Stadt, die von Wäldern und Teichen umgeben ist, gab auch meinen Kindern mit vielen Freunden unbegrenzte Freizeitmöglichkeiten, von Baden und Angeln bis zum Beeren und Pilze sammeln. Dankbar waren wir damals auch für das Angebot an Kultur im schönen neuen Kino und bei der „Stunde der Musik“. Als Bürgerbewegung und Kirche versuchten, die politischen Missstände und die Unzufriedenheit vieler Menschen über mangelnder Freiheit zu überwinden, schlossen sich auch mutige Bürger in der Stadt an. Der Lockruf des Westens erreichte aber damals nicht die Masse der Bevölkerung. Nach dem Mauerfall vor 25 Jahren und dem Anschluss an die BRD zerbrach die örtliche Wirtschaft in Niesky. Nur wenige Arbeitsplätze waren zu erhalten und jetzt begann erst bei uns die Flucht nach dem Westen, aber auf Arbeitssuche. Aber Niesky ließ sich nicht von allen zweifelhaften Werten, die uns überrollten, beeinflussen. Unserem Bürgermeister Herr Rückert ist viel zu danken. Niesky ist schuldenfrei geblieben und hat besonders im Bündnis mit den Parteien und mit der Brüdergemeine viel für die Bevölkerung und die vielen Alten in der Stadt getan. 25 Jahre Deutsche Einheit brachten nicht jedem das erhoffte Glück. Große Unterschiede zwischen Arm und Reich und grenzenloses Ich-Denken haben uns noch nicht erreicht. Ich lese auch, trotz Internet, noch gern die Sächsische Zeitung. Würde mir aber wünschen, dass der Lokaljournalismus sich nicht nur zum Beispiel auf die Dachreparatur einer Turnhalle begrenzt, sondern dass die Nieskyer als mündige Bürger auch an den wachsenden Gefahren und Problemen in Deutschland und der Welt Anteil nehmen.