SZ +
Merken

Ein Mann für die Knobelsdorfer Wirbelwinde

Ricardo Geßner unterstützt als Erzieher die Frauen der Kita. Dabei wollte er eigentlich einen technischen Beruf lernen.

Teilen
Folgen
NEU!

Von Maria Lotze

Scheu vor dem Windeln hat dieser Mann nicht. Es gehört schließlich zu seinem Beruf. Seit knapp einer Woche verstärkt Ricardo Geßner das Team der Kita „Wirbelwind“ in Knobelsdorf. Und ist dort quasi der Hahn im Korb. Denn außer ihm arbeiten nur Frauen in der Kindereinrichtung. Das macht dem gebürtigen Leisniger nichts aus. Die ersten Arbeitstage in der Kita seien sehr schön gewesen. „Ich wurde von allen gut empfangen“, so der 27-Jährige.

Zurzeit ist Ricardo Geßner für die kleineren Besucher der Kita zuständig. Er spielt und isst mit den Eineinhalb- bis Dreijährigen. Kennenlernen wird der Erzieher allerdings jedes der zurzeit 48 Kinder der Einrichtung. Als Springer ist er immer wieder für eine andere Gruppe zuständig. Am meisten Spaß mache ihm, wenn es mal Schwierigkeiten gibt. „Wenn du herausgefordert wirst“, ergänzt die Leiterin der Einrichtung, Veronika Weidensdorfer.

Dass Ricardo Geßner einmal in einer Kindereinrichtung arbeitet, hätte er als Jugendlicher nicht gedacht. Mit 16 Jahren wollte er eigentlich einen technischen Beruf erlernen und am Computer arbeiten. Aus diesem Grund hat er in Mittweida auch ein Fachabitur mit technischer Ausrichtung absolviert. Mit 18 sei ihm schließlich klar geworden, dass er etwas Soziales lernen möchte. „Mir hat es einfach Spaß gemacht, mit Menschen zu arbeiten“, so Geßner. Sein Zivildienst im Döbelner Krankenhaus verstärkte den Wunsch.

Vor dem Beginn seines Studiums der Sozialen Arbeit an der Außenstelle der Hochschule Mittweida in Roßwein war Ricardo Geßner schon einmal in der Kita Wirbelwind. Nach dem halben Jahr stand der Berufswunsch endgültig fest. Er wollte Erzieher werden, und das am liebsten in Knobelsdorf. In Zusammenarbeit mit der Einrichtung schrieb er seine Abschlussarbeit. Anschließend bekam er eine befristete Anstellung in einer Döbelner Einrichtung. Als in Knobelsdorf die langjährige Erzieherin Marlies Thiele in die Ruhephase der Altersteilzeit wechselte, ergriff Geßner die Chance. Unter 44 Bewerbern überzeugte er schließlich am meisten.

Geßners Familie und Freunde hat der Beruf wenig überrascht. Viele aus seinem privaten Umfeld seien selbst im sozialen Bereich tätig, sagt er. Bei den Eltern der Kinder kommt der Neue gut an. „Ich finde das ganz toll. Vorurteile habe ich keine, das Personal ist ja gut ausgebildet“, sagt Mama Katja Schmidt.

Als Mann in der Kita ist Geßner zwar immer noch eine Seltenheit, doch inzwischen steigt die Zahl der Erzieher in den sächsischen Einrichtungen. Gab es 2006 nur 321 pädagogische Fachkräfte in den Kitas, waren es 2013 bereits 1 449.