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Ein mehrfach historischer Ort

Der Standort des zum Abriss freigegebenen Hauses III der Hochschule in Zittau ist für die Stadtgeschichte bedeutend.

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© Rößler

Von Dietmar Rößler

Zittau. Das Gelände, wo demnächst das Haus Z III der Hochschule („Aquarium“) verschwinden wird, ist historisch ziemlich positiv vorbelastet. Die „Mandau-Allee“ war die erste breite Repräsentationsstraße der Stadt. Seit 1898 heißt sie nach dem Dichter Theodor Körner, der 1809 bei der Reise von seinem Studienort Freiberg ins Riesengebirge vermutlich auch Zittau kennengelernt hat. In den Anfängen der Stadt begann genau in dieser Gegend vermutlich der für Zittau hochwichtige Handelsweg nach Böhmen. Das „Böhmische Tor“ lag zu Beginn der Stadtgeschichte wahrscheinlich nämlich nicht wie später an der Reichenberger, sondern tatsächlich am Ende der Böhmischen Straße. Folgerichtig ließ sich Karl IV. natürlich hier sein „Kaiserhaus“ errichten. Die Pfortmühle daneben war die stadtnächste Mühle und allein deshalb sicher ziemlich bedeutend. Der „Gerberstein“ am benachbarten Gerberhäuschen zeugt von der Bedeutung dieses Gewerbes, das ebenfalls hier sein Zentrum hatte.

Wichtigster Zweck der Flächen südlich der Stadt war bis ins 19. Jahrhundert hinein allerdings ein anderer. Die Wiesen dienten als „Bleichen“ für das Zittauer Textilhandwerk. Vermutlich aus einer solchen Bleiche heraus gründete Ernst Friedrich Könitzer 1847 hier Zittaus erste Textilfabrik – als Initialzündung einer dynamischen Entwicklung und Beginn von Zittaus Karriere als Textilstadt. Und als sich die Stadt auf dem Höhepunkt dieser Entwicklung entschloss, mit einer Webschule höhere Bildung in diesem Industriezweig zu ermöglichen, entstand diese 1898 natürlich ebenfalls genau in dieser Stadtgegend. Das unmittelbare Gelände, auf dem derzeit noch das Haus Z III steht, geriet nach dem Bau der Webschule allerdings in beschauliche Ruhe. Mit Mauer zur Theodor-Körner-Allee wurden hier in der Gärtnerei Thieme Gemüse und Blumen angebaut. An der Ecke zum Betriebsgelände der Firma Könitzer erinnerte noch ein klassizistisches Gartenhaus an die bürgerliche Gartentradition der Stadt.

1971 endete diese Ruhe abrupt. Das neue Verwaltungsgebäude der Ingenieurhochschule setzte ein unübersehbares Zeichen, und würdigte gewissermaßen den traditionellen Ort mit zeitgemäßen Mitteln. Nun ist auch die Zeit dieses Hochschulgebäudes vorbei. Aber die „Magie dieses Ortes“ ist es nicht. Möglicherweise ist es an der Zeit, eine Gestaltung der künftig freien Fläche zu finden, die deren historischer Bedeutung entspricht.