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Ein Museum für ein Lebenswerk

Der Volkskünstlerin Anne-Rose Säuberlich wird ein Denkmal gesetzt. Das verbirgt sich in einem alten Trafo-Häuschen.

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Von Carina Brestrich

Zwischen Webstuhl und Bürostuhl, zwischen Textilkunst und Bauhandwerk: Arnd Säuberlich springt zwischen zwei Welten. Und das schon seit drei Jahren. Der Oppacher ist nicht nur Chef eines Baugeschäfts, sondern bald auch eines Museums. Das wird seit 2011 in Oppach unter seiner Leitung eingerichtet und zeigt künftig das Lebenswerk seiner 2009 verstorbenen Mutter, der Oppacher Ehrenbürgerin und Textilkünstlerin Anne-Rose Säuberlich. Dieses Jahr hätte sie ihren 90. Geburtstag. Ziel war, das Museum in diesem Jubiläumsjahr für Besucher zu öffnen. Tatsächlich stehen die Chancen gut: „Nachdem es viele Hürden bei der Vorbereitung und Planung gab, sind die Arbeiten am Museum nun in den Endzügen“, bestätigt Arnd Säuberlich.

Etwa 500 Werke hat Anne-Rose Säuberlich ihrer Familie hinterlassen. Die Lehrerin und Volkskünstlerin beschäftigte sich vor allem mit der Handweberei, beherrschte aber zahlreiche andere Techniken zur Textilgestaltung. Ob Weben, Sticken, Nähen, Flechten oder Drucken – wohl kaum etwas nutzte die Oppacherin nicht, um ihre Ideen in etwas Textiles zu verwandeln. So entstanden Hunderte Collagen, Bänder und Applikationen. Nicht alles aber hat Platz im neuen Museum: „Ich bin froh, dass das Bautzener Museum bei der Auswahl hilft“, sagt Arnd Säuberlich. Für eine Ausstellung mit den Werken seiner Mutter vor zwei Jahren hatten die Museumsmitarbeiter aus Bautzen alle ihre Werke erfasst. Zusammen mit einem Innengestalter für Museen drapieren sie nun die Stücke in den Vitrinen. Die befinden sich im Obergeschoss des Museums, das einst ein Trafo-Häuschen war und direkt neben seinem Betrieb an der B 96 in Oppach steht. Vor sechs Jahren, noch zu Lebzeiten seiner Mutter, hatte Arnd Säuberlich das ausgediente Gebäude gekauft. „Meine Mutter hatte schon lange den Wunsch nach einem eigenen Museum.“ Dank Spenden, EU-Fördermitteln und eigenem Geld konnte das Häuschen nach und nach entkernt, saniert und erhöht werden. Ein Kraftakt für Arnd Säuberlich: „Es brauchte Geduld. Immerhin kann ich durch meinen Betrieb nicht meine ganze Zeit dem Museum widmen.“

Inzwischen aber ist der schlichte Museumsbau mit der leuchtend-roten Fassade zum Hingucker geworden. Im Inneren wird noch an der Einrichtung gefeilt. So hat im Erdgeschoss der alte Webstuhl von Anne-Rose Säuberlich seinen Platz. Vielmehr allerdings wird es sich in dem Geschoss um Anne-Rose Säuberlichs zweiten großen Verdienst drehen: den Oppacher Bilderbogen. Anne-Rose Säuberlich hatte die umfangreiche Bilderchronik erstellt und gepflegt. Die insgesamt 60 Mappen mit Fotos und Dokumenten rund um die Gemeinde Oppach werden derzeit noch digitalisiert. Der Inhalt wird auf einem großen Bildschirm zu sehen sein. „Da die Bilder am Bildschirm wechseln können, bietet sich das an“, sagt Säuberlich. Außerdem werden Teile der Chronik an der Wand präsentiert. Zur gezielten Recherche – etwa für Schulklassen – sind zwei PC-Arbeitsplätze geplant. Die Rechner dafür stehen schon bereit – und sind eine Geschichte für sich: „Ich habe bei der Intendantin des MDR nach ausrangierten PCs angefragt. Und tatsächlich habe ich welche bekommen“. Ihren Anteil an der Einrichtung haben ebenso die Staatlichen Kunstsammlungen in Dresden: Die Vitrinen, in denen Anne-Rose Säuberlichs Textilarbeiten in Zukunft untergebracht sind, stammen aus der Rüstkammer im Zwinger.

Aus einer anderen Zeit ist auch das Exponat, das seit einigen Wochen vor dem Museum die Blicke auf sich zieht: ein rund 100 Jahre alter Personenwagen, den der Interessenverband Zittauer Schmalspurbahnen zur Verfügung gestellt hat. Der Grund dafür, dass er am Museum steht, ist im Oppacher Bilderbogen zu finden: „Als zwischen Taubenheim und Dürrhennersdorf noch die Schmalspurbahn fuhr, führten die Gleise direkt hier lang“, erklärt Säuberlich. Nun soll der dunkelgrüne Personenwagen an den Klimperch, wie die Schmalspurbahn im Volksbund genannt wurde, erinnern. „Uns schwebt vor, den Wagen wieder auf Vordermann zu bringen“, erzählt Arnd Säuberlich.

Zunächst aber soll das Museum fertig werden. Einen Termin dafür gibt es noch nicht. „Ich hoffe, dass wir bis Ende des Jahres eröffnen können.“ Spätestens dann wird an der roten Fassade auch der Museumsname leuchten. Der lautet „M.A.-R.S.“: Museum Anne-Rose Säuberlich.