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Ein neuer Ofen für Schloss Gröditz

Viele Jahre lagerten die blauen Kacheln in Kisten auf dem Dachboden. Jetzt strahlen sie wieder Wärme aus.

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© Frank Fiedler

Von Kerstin Fiedler

Gröditz. Nun kann auch dem Brautpaar auf Schloss Gröditz eingeheizt werden. Natürlich nur im übertragenen Sinn. Doch die Grundvoraussetzung für Wärme – ein Ofen – wurde nun geschaffen und angeschlossen. Von Stephan Loos, einem Meister für Kachelofen- und Luftheizungsbau.

Zum Schlossfest konnten sich die Besucher schon einmal die Einzelteile des Ofens anschauen. Gefunden haben sie Schlossherr Beat von Zenker und Gudrun Hetzel vom Förderverein Pro Gröditz in Kisten verpackt auf dem riesigen Dachboden des Schlosses. Und als Stephan Loos im April in der Eingangshalle des Schlosses den schwedischen Kachelofen gesetzt hat, sah er sich die Kacheln an und wusste sofort, dass sie aus der Meissner Porzellanfabrik stammen. „Sie sind etwa 120 Jahre alt und in einem guten Zustand“, sagt Loos. Deshalb hat er schnell zugesagt, auch diesen Ofen aufzubauen. Mit dabei war seine Tochter Josephine. Die Neuntklässlerin ist von klein auf mit ihrem Vater mitgefahren, wenn er in den Ferien unterwegs war. „Das macht mir Spaß und ich habe schon viel gelernt“, sagt sie. Ob sie jedoch in die Fußstapfen ihres Vaters treten will, weiß sie noch nicht. Stephan Loos kommt aus einer Gemeinde bei Schmalkalden in Thüringen. Schon als Elfjähriger wusste er ganz genau, dass er Ofensetzer werden will. Seit 1987 übt er den Beruf aus, hat mittlerweile zwei Meisterabschlüsse und ist seit dem Jahr 2000 selbstständig. Natürlich würde er sich freuen, wenn seine Tochter bei ihm lernt, denn Lehrlinge zu finden ist schwer. Aber ich will sie nicht drängen“, lacht er. Dass die beiden viel Spaß in der gemeinsamen Zeit haben, merkt man. Vor allem, wenn sie über die gute Verpflegung reden. Wenn Josephine mit ist, gibt es von den Auftraggebern immer Vollverpflegung. „Dann fragen wir uns jedes Mal: Was, schon wieder Essen?“ Stephan Loos lacht. Ein Ofensetzer kommt schließlich meist nur aller 20 Jahre. Und da muss er gut arbeiten, wofür er gut verpflegt wird. „Ich habe manchmal, wenn wir sonntags nach Hause gekommen sind, gesagt, dass wir lieber eine Suppe als zum dritten Mal Klöße wollen.“

Alte Handwerkstechnik

Für den blauen Ofen in der Hochzeitssuite im Schloss Gröditz hat Loos mehrere Tage gebraucht, einen fürs Auslegen und „Puzzeln“ bei der Anordnung der Kacheln. Doch mittlerweile hat er einen Blick dafür entwickelt, was wohin kommt. Aufgebaut wird der Ofen dann nach der ganz alten Technik wie vor 100 Jahren – in Lehm gesetzt und innen mit Klammern verankert. Der Ofenbauer ist in ganz Deutschland, aber auch in Österreich, der Schweiz und Liechtenstein unterwegs. Vor allem bei antiken Öfen ist sein Wissen gefragt. So war er schon in einigen Schlössern, im Herbst zum Beispiel am Ammersee. Da ist der Adel sein Auftraggeber. „Die meisten deutschen Adeligen sind aber auf dem Boden geblieben“, sagt Stephan Loos. So ist er in Hamburg genauso unterwegs wie in Bayern oder der Pfalz. Die meisten kennen sich untereinander, so dass der Thüringer kaum Werbung braucht, weil er weiterempfohlen wird. So wie für die Öfen auf Schloss Gröditz. „Ich bin ganz begeistert von der Art, wie hier ein Schloss wieder zum Leben erweckt wird“, sagt der 47-Jährige. Deshalb hat er das Material zum Ofensetzen gesponsert. Für die Hochzeiten im Schloss besteht nun durch den Ofen die Möglichkeit, die Suite auch in der kühleren Jahreszeit anzubieten.