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Ein Parkplatz spaltet Gohrisch

Der Gemeinderat hatte heftig über einen Kauf der Fläche diskutiert. Nun gibt es einen neuen Besitzer – und viele Fragen.

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© Archivfoto: Dirk Zschiedrich

Von Carina Brestrich

Gohrisch. Der Parkplatz im Gohrischer Ortszentrum, er ist zu einer Zerreißprobe für die gesamte Gemeinde geworden. Und das, obwohl er nicht einmal der Gemeinde gehört. Genau das aber ist das Problem. Der Besitzer, der die Fläche der Kommune bislang kostenlos zur Verfügung gestellt hatte, wird das unbefestigte Grundstück verkaufen. Allerdings nicht an die Gemeinde, sondern an einen privaten Käufer. Die Frage ist nun: Bleibt der Parkplatz weiterhin für Urlauber und andere Gäste bestehen? Oder muss sich die Gemeinde Gedanken machen, wo Auswärtige künftig parken?

Schwierigkeiten wie diese hätte die Gemeinde mit einem Kauf verhindern können. Das zumindest meinen die Gemeinderäte aus Gohrisch. Der Besitzer hatte der Gemeinde das Areal angeboten – und sie dabei gehörig in Zugzwang gebracht. Denn kurz vor dem Besucheransturm der damals bevorstehenden Schostakowitsch-Tage kündigte er den Vertrag mit der Gemeinde fristlos, machte den Parkplatz vom einen auf den anderen Tag dicht. Quasi in letzter Minute konnte Bürgermeister Heiko Eggert (parteilos) damals ein Parkchaos verhindern. Er ging gegen die Kündigung in Widerspruch, konnte damit einen Zeitaufschub von drei Monaten erreichen.

Das Tauziehen um den Parkplatz war da schon in vollem Gange. Denn inzwischen hatten sich sechs Gemeinderäte – allesamt nicht aus Gohrisch – zu einer „überparteilichen Fraktion“, wie sie es nennen, zusammengeschlossen und gegen einen Kauf ausgesprochen. Zu den Mitgliedern gehören unter anderem Annett Gerber und die anderen CDU-Räte, Philipp Gemser (Freie Wähler) und Uwe Börner (Grüne). Ihrer Ansicht nach würde der Kaufpreis von 160 000 Euro für den Parkplatz die Gemeinde finanziell in Schwierigkeiten bringen. Die wiederum habe andere, wichtigere Aufgaben, sogenannte Pflichtaufgaben. Unter die fallen geplante Investitionen wie die Erweiterung der Kita „Felsenzwerge“ in Papstdorf. Der Kauf des Parkplatzes dagegen würde die Kreditfähigkeit der Gemeinde gefährden. Zudem fehle es an einer qualifizierten Kosten-Nutzen-Rechnung, heißt es von der Fraktion.

Bürgermeister kämpft für Erhalt

Auch wenn am Ende der hitzigen Debatten der Beschluss über einen Kauf mit Stimmengleichheit enorm knapp ausgefallen ist – der überparteilichen Fraktion gelang es so doch, die Kaufpläne der Gohrischer zu kippen. Uwe Kunze vom Schostakowitsch-Verein ist von der Entscheidung enttäuscht. „Es ist eine Entscheidung gegen unseren Ort“, sagt er. Mit seinen Vereinskollegen wird er nun fürs nächste Jahr nach einer Lösung suchen, die gänzlich unabhängig vom Parkplatz ist. Denn den, so habe es der neue Besitzer bereits angeboten, könne der Verein zwar für das beliebte und immer gut besuchte Festival anmieten. „Zu einem Preis, den wir uns allerdings nicht leisten können“, sagt Kunze. Sollte er mit dem Mietpreis nicht runtergehen, werde der Verein auf andere Möglichkeiten zurückgreifen. „Dass dann auf den Gemeindestraßen geparkt wird, können wir nicht ausschließen“, sagt er.

Bürgermeister Heiko Eggert kämpft unterdessen weiter dafür, dass der Parkplatz so lange wie möglich nutzbar bleibt. Momentan liege die Sache beim Anwalt. Der soll klären, ob die Gemeinde den Parkplatz auch nach dem demnächst anstehenden Ablauf der Kündigungsfrist bis Ende des Jahres nutzen darf. Dies hatte der Besitzer zwar zugesagt, es könnte aber kollidieren mit dem Vorvertrag, den er mit dem neuen Eigentümer abgeschlossen hat.

Mit diesem hofft die Gohrischer Ortsvorsteherin Ursula Unger (Freie Wähler) auf eine Einigung. Schließlich liegt es jetzt an dem neuen Eigentümer: Macht er den Parkplatz dicht? Oder bleibt der offen? Und wenn ja, für wen und zu welchem Preis? Auf diese Fragen antworten will der neue Eigentümer gegenüber der SZ nicht. Für Ursula Unger ist jedenfalls klar: „Wir als Gemeinde sind diejenigen, die jetzt deshalb auf ihn zugehen müssen.“