Von Steffen Gerhardt
Dass Patrick Schultze einen Bus lenkt, ist für ihn nicht neu. Dass er jetzt ein ganzes Reiseunternehmen lenkt, dass schon. Seit Jahresbeginn ist er der neue Chef bei Schwarz Reisen in Hähnichen. „Darauf vorbereitet habe ich mich schon lange“, sagt der junge Familienvater, der mit Frau und Sohn in Rietschen wohnt. Sein bisheriger Chef, Harald Schwarz, bestätigt das. „Patrick ist in diese Aufgabe hineingewachsen“, sagt der 60-Jährige.
Bis zum 30. Betriebsjubiläum wollte Harald Schwarz nicht warten. Das ist 2018. Er hat mit 60 die Zäsur gemacht und will sich jetzt den Dingen widmen, für die ihm bisher die Zeit fehlte: Die Verwaltung der Immobilien und das Tiergehege. Schließlich ist in „Tankeshausen“ nicht nur sein Fuhrbetrieb ansässig, sondern sind dort auch zehn Wohnungen vermietet. Es ist etwas geworden aus dem ehemaligen Treibstofflager der NVA bei Hähnichen – und darauf ist Harald Schwarz stolz.
Daran will Patrick Schultze anknüpfen. Zumal er praktisch zur Familie gehört, seit Harald Schwarz seine Mutter 1991 heiratete. Aber damals kam Patrick erst in die Schule und auch nach dem Abschluss war an Busfahren nicht zu denken. Er hat seine Lehre als Zimmermann gemacht, versprach sich Arbeit im Westen und verdiente dort ab 2002 für zehn Jahre sein Geld. „Die Heimat hat mich aber nie losgelassen, ich wollte irgendwann wieder zurück“, sagt er. Die gleiche Erfahrung machte auch seine Frau. Sie stammt ebenfalls aus Rietschen und studierte im Westen. „Unser Glück war, dass wir beide zu Hause Arbeit fanden und so keinen Grund mehr hatten, wegzubleiben“, erzählt der 32-Jährige.
Seinen neuen Job fand er bei Schwarz Reisen. „2013 bin ich eingestiegen, habe noch Schulungen besucht und den Busführerschein gemacht.“ Beides ist für die Führung des Unternehmens unabdingbar. „Den Wechsel zum Unternehmer hatte ich mir leichter vorgestellt“, sagt Patrick Schultze rückblickend. In anderen Branchen ist das so, aber wer Personen im Bus fahren will, an den werden höhere Anforderungen gestellt: wie eben die mit dem Busschein. Denn Patrick Schultze will selbst auf große Fernfahrt gehen, so wie es Harald Schwarz ab und zu auch noch tun möchte. „Die großen Fahrten lenkt der Chef immer selbst“, sagt Harald Schwarz mit Blick auf seinen Nachfolger.
Und so wird es auch in diesem Jahr sein. „Neben altbewährten und immer wieder nachgefragten Routen wollen wir auch neue Ziele anbieten.“ Dabei meint Patrick Schultze Italien, genauer Sardinien. Auf die nach Sizilien zweitgrößte Insel im Mittelmeer will Patrick Schultze gern einen Schwarz-Bus mit reisefreudigen Teilnehmern lenken. Im hauseigenen Katalog ist diese Reise für Ende April aufgelistet.
Aber mit Schwarz Reisen kann man nicht nur in die Ferne reisen. Das Butter- und Brot-Geschäft bleibt der Linienverkehr für Regionalbus Oberlausitz. Die Mehrzahl der insgesamt 13 Busse ist dafür angeschafft worden. Für Harald Schwarz war es wichtig, seine Busflotte auf modernem Stand zu halten. „Die Fahrgäste achten heute mehr auf Komfort und Luxus, als sie es noch vor Jahren taten. Dem müssen wir Rechnung tragen.“ Somit hat der Unternehmer in den vergangenen acht Jahren fünf neue Busse angeschafft. Um Neidern den Wind aus den Segeln zu nehmen, betont Schwarz, dass es für den Linienverkehr Fördermittel für neue Buskäufe gibt. „Dafür müssen die dann aber auch einiges an Kilometern fahren“, ergänzt er.
Patrick Schultze hat es als Chef ausgerechnet: „Wir können schon sagen, dass unsere Busse eine halbe Million Kilometer im Jahr zurücklegen. Allein der Linienverkehr kommt auf rund 300 000 Kilometer.“ Daran soll und wird sich unter neuer Führung nichts ändern, auch an der Struktur des Betriebes nicht. „Es gibt keinen Grund, da etwas groß zu ändern“, sagt der Jungunternehmer. Das betrifft auch das Reisebüro in Niesky in der Ödernitzer Straße, das nun frisch renoviert seine Kunden empfängt. Die beiden Kolleginnen werden weiterhin für Schwarz Reisen beraten und Buchungen entgegennehmen.
Das Unternehmen zählt 15 Busfahrer, dazu kommen fünf Angestellte in der Verwaltung und ein Werkstattmeister als gute Seele des Fuhrparkes. Dabei sind alter und neuer Chef stolz, dass es viele langjährige Kollegen sind, die dem Unternehmen die Treue halten. „Das wissen unsere Kunden zu schätzen, denn nicht wenige fragen gezielt nach bestimmten Fahrern, mit denen sie verreisen wollen.“ Dem muss jetzt Patrick Schultze Rechnung tragen. Auch dem neuen Trend der Zubringerfahrten: „Als neuen Service können sich die Kunden von zu Hause abholen lassen, um zum Flughafen oder zu unseren Reisen zu kommen. Mit positivem Blick in die Zukunft freue ich mich auf meine neuen Aufgaben als Firmeninhaber“, sagt Schultze.